Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth als Modell für part­ner­schaft­li­chen Politikstil

Landrat Hermann Hübner bei der Unterzeichnung der Charta zur Multi-Level-Governance,  Foto: Landkreis Bayreuth

Land­rat Her­mann Hüb­ner bei der Unter­zeich­nung der Char­ta zur Mul­ti-Level-Gover­nan­ce, Foto: Land­kreis Bayreuth

Land­kreis Bay­reuth unter­zeich­net Char­ta der Multi-Level-Governance

Die Stra­te­gie der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth und die Ent­wick­lung des Kli­ma­schutz­kon­zep­tes für den Land­kreis Bay­reuth sind gute Bei­spie­le für die Umset­zung eines part­ner­schaft­li­chen Poli­tik­stils nach dem Prin­zip der „Mul­ti Level-Gover­nan­ce (MLG)“. Dies wur­de bei einem MLG­Kon­gress in Brüs­sel deut­lich, bei wel­chem Anfang März die Ergeb­nis­se eines For­schungs­vor­ha­bens der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on vor­ge­stellt wur­den. Unter­sucht wur­de – u.a. in der Regi­on Bay­reuth, wie sozia­le Pro­jek­te und Ener­gie­ef­fi­zi­enz­pro­jek­te part­ner­schaft­lich und unter Ein­be­zie­hung von Akteu­ren unter­schied­li­cher Ebe­nen erfolg­reich umge­setzt wer­den können.

Die von der Gene­ral­di­rek­ti­on Regio­nal­po­li­tik der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on (GD Regio) in Auf­trag gege­be­ne Stu­die unter­such­te die Pro­jekt­um­set­zung in acht euro­päi­schen Regio­nen. Dabei wur­den auch Hemm­nis­se wie kom­pli­zier­te poli­ti­sche Ent­schei­dungs­we­ge, unklar gere­gel­te Ver­ant­wort­lich­kei­ten oder man­geln­de Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft, bei­spiels­wei­se zwi­schen Gemein­den, betrach­tet. Jede der acht Regio­nen führ­te einen Erfah­rungs­aus­tausch mit jeweils zwei Part­ner­re­gio­nen, so dass ins­ge­samt 24 Regio­nen ein­be­zo­gen waren. Bei einem Auf­takt­work­shop im März 2014 wur­den die Regi­on Bay­reuth und die schwe­di­sche Regi­on Väster­bot­ten als Part­ner für die Regi­on Lom­bar­dei fest­ge­legt. Die­se drei Regio­nen tra­fen sich im Okto­ber 2014 zu einem Work­shop und Erfah­rungs­austauch in Ber­ga­mo, bei wel­chem die Ener­gie­ef­fi­zi­enz­pro­jek­te der Regi­on Lom­bar­dei im Mit­tel­punkt stan­den und kon­kre­te Akti­ons­plä­ne ent­wickelt wur­den. Der Gebäu­de­be­stand in der Regi­on Lom­bar­dei ist stark sanie­rungs­be­dürf­tig und ins­be­son­de­re Feri­en­häu­ser müs­sen drin­gend auf den neue­sten Stand gebracht wer­den, um auch künf­tig die Ein­nah­men aus dem Tou­ris­mus sicher­zu­stel­len. Ein Pro­blem, dass auch im Land­kreis Bay­reuth nicht unbe­kannt ist. Wäh­rend des zwei­tä­gi­gen Work­shops erar­bei­te­ten die drei Regio­nen des­halb Stra­te­gien, wie Kom­mu­nen für ein gemein­sa­mes Vor­ge­hen zur Umset­zung von Ener­gie­ef­fi­zi­enz­maß­nah­men gewon­nen wer­den kön­nen. Hier wur­den vie­le Erfah­run­gen aus dem Land­kreis Bay­reuth sowie der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth eingebracht.

Die Ergeb­nis­se der in Auf­trag gege­be­nen GD-Regio Stu­die sowie die Erkennt­nis­se aus den Work­shops aller Regio­nen wur­den am 5.3.15 bei einem Abschluss­kon­gress in Brüs­sel vor­ge­stellt und aus­führ­lich diskutiert.

Der Aus­schuss der Regio­nen, die Ver­samm­lung der Regio­nal- und Kom­mu­nal­ver­tre­ter der EU, hat eine Char­ta der Mul­ti-Level-Gover­nan­ce in Euro­pa ver­ab­schie­det. Dar­in wer­den alle öffent­li­chen Stel­len dazu auf­ge­ru­fen, bei der all­täg­li­chen Gestal­tung und Durch­füh­rung ihrer Poli­tik die Mul­ti-Level-Gover­nan­ce in die Tat umzu­set­zen. Das setzt in erster Linie eine Part­ner­schaft zwi­schen den ein­zel­nen Regie­rungs­ebe­nen (loka­le, regio­na­le, natio­na­le und euro­päi­sche Ebe­ne) sowie die Anwen­dung von Grund­sät­zen wie Teil­ha­be, Zusam­men­ar­beit, Sub­si­dia­ri­tät und Trans­pa­renz vor­aus, durch die die Poli­tik­ge­stal­tung effi­zi­en­ter wer­den soll.

Eine Rei­he natio­na­ler und euro­päi­scher Ver­bän­de und nam­haf­te Poli­ti­ker wie Kom­mis­si­ons­prä­si­dent Jean-Clau­de Jun­cker unter­stüt­zen das Pro­jekt. Ins­ge­samt 204 Insti­tu­tio­nen haben euro­pa­weit die Char­ta unter­zeich­net, dar­un­ter erst acht aus Deutsch­land. Als erste baye­ri­sche Insti­tu­ti­on hat nun der Land­kreis Bay­reuth die Char­ta unter­zeich­net. Land­rat Her­mann Hüb­ner beton­te: „Mit der Unter­zeich­nung wol­len wir ein Zei­chen für einen offe­nen, moder­nen Poli­tik­stil set­zen, der auf par­ti­zi­pa­ti­ve Demo­kra­tie aus­ge­rich­tet ist und die Bür­ger zu Mit­wir­kung und Enga­ge­ment einlädt.“

Durch das Prin­zip der Mul­ti-Level-Gover­nan­ce soll eine part­ner­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit der ver­schie­de­nen Regie­rungs- und Ver­wal­tungs­ebe­nen mit gesell­schaft­li­chen Akteu­ren wie Sozi­al­part­nern, Hoch­schu­len, Nicht-Regie­rungs­Or­ga­ni­sa­tio­nen und reprä­sen­ta­ti­ven Grup­pen der Zivil­ge­sell­schaft geför­dert werden.

Das Ziel ist, die par­ti­zi­pa­ti­ve Demo­kra­tie wei­ter zu ent­wickeln und die Euro­päi­sche Uni­on bür­ger­nä­her zu gestal­ten. Die­ses Prin­zip wur­de in der Regi­on Bay­reuth zum Bei­spiel bei der Aus­ge­stal­tung der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth ver­wirk­licht. Sowohl bei der For­mu­lie­rung der Pro­jekt­stra­te­gie, als auch bei der Umset­zung wur­den Part­ner der natio­na­len Ebe­ne, Insti­tu­tio­nen der Lan­des­ebe­ne, des Land­krei­ses und der Kom­mu­nen sowie vie­len regio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen und enga­gier­te Bür­ger ein­be­zo­gen. Ähn­li­ches gilt für die Ent­wick­lung des Kli­ma­schutz­kon­zep­tes des Land­krei­ses, bei wel­chem die par­ti­zi­pa­ti­ve Erstel­lung kon­se­quent ver­folgt wur­de. Die Bür­ger­schaft und inter­es­sier­te Insti­tu­tio­nen wur­den zu Kli­ma­kon­fe­ren­zen ein­ge­la­den und konn­ten die Umset­zung aktiv mitgestalten.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen im Web:
http://​www​.spa​ti​al​fo​re​sight​.eu/​m​l​g​.​h​tml
Alles zur Kon­fe­renz in Brüs­sel: Web­stream, Fotos, Dokumente

https://​por​tal​.cor​.euro​pa​.eu/​m​l​g​c​h​a​r​ter
Web­site zur Char­ta der Mul­ti-Level-Gover­nan­ce, u.a. Text der Char­ta und Liste der Unterzeichner

www​.bio​en​er​gie​re​gi​on​-bay​reuth​.de
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