Arti­kel­se­rie “Ener­gie­wen­de – muss das sein?”: 14. Fos­si­le Ener­gie­trä­ger – Steinkohle

Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Foto: Uberp­rut­ser, CC-BY-SA‑3.0‑nl

Stein­koh­le war in Deutsch­land in aus­rei­chen­den Men­gen vor­han­den. Wäh­rend in den 50er und 60er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts Koh­le­flö­ze in etwa 400m bis 600m Tie­fe abge­baut wur­den, ist man heu­te bei etwa 1500m bis 1600m ange­langt. D.h., die För­der­ko­sten sind extrem ange­stie­gen. Schon in der 2. Hälf­te der 60er Jah­re wur­de impor­tier­te Stein­koh­le bil­li­ger als unse­re eige­ne, zumal in eini­gen Regio­nen der Erde Stein­koh­le im Tage­bau geför­dert wer­den kann. Heu­te ste­hen ca. 24 Mil­lio­nen Ton­nen Eigen­för­de­rung mit abneh­men­der Ten­denz ca. 45 Mil­lio­nen Ton­nen Import-Stein­koh­le gegen­über. Wich­tig­ster Lie­fe­rant mit ca. 10 Mil­lio­nen Ton­nen ist Russland.

Beim Stein­koh­le­ab­bau wird eben­falls häu­fig Methan frei­ge­setzt. Für Berg­leu­te eine Hor­ror­vor­stel­lung, denn Methan bil­det in einem bestimm­ten Mischungs­ver­hält­nis mit Luft eine hoch explo­si­ve Mix­tur, die sog. „schla­gen­den Wet­ter“. Deren Druck­wel­le und Flam­men­front löst dann häu­fig noch eine Koh­len­staub­ex­plo­si­on aus, die noch ver­hee­ren­de­re Wir­kun­gen hat. Vie­le schwe­re Berg­bau­un­glücke mit unzäh­li­gen Toten und Ver­letz­ten sind so pas­siert. Um das zu ver­hin­dern wird ver­sucht, durch ent­spre­chen­de Belüf­tungs­maß­nah­men das Mischungs­ver­hält­nis immer unter dem kri­ti­schen Wert zu hal­ten. Das bedeu­tet aber nichts ande­res, als dass das Methan abge­saugt und in die freie Atmo­sphä­re ent­las­sen wird. Wir erin­nern uns: Methan ist extrem klimawirksam.

In Deutsch­land wird Stein­koh­len­berg­bau im Tief­bau und übli­cher­wei­se im sog. Streb-Bruch­bau abge­baut. D.h., die Hohl­räu­me, die durch den Abbau der groß­flä­chi­gen Koh­le­flö­ze ent­ste­hen, die eine Mäch­tig­keit von weni­gen cm bis über 2m haben kön­nen, wer­den im Bereich der Abbau­strecke durch Pfei­ler abge­stützt. Ist der Abbau wei­ter fort­ge­schrit­ten, wer­den die­se Pfei­ler abge­baut um sie wei­ter vor­ne wie­der zu ver­wen­den. Das Gebir­ge über den Koh­le­flö­zen ist meist nicht sta­bil und bricht lang­sam ein. Die­se Brü­che set­zen sich im Lau­fe der Jah­re nach oben fort und füh­ren dann an der Erd­ober­flä­che zu sog. Bergschäden.

Berg­schä­den sind zunächst „nur“ Erd­bo­den­ab­sen­kun­gen. Bis zu 15m wur­den im Ruhr­ge­biet schon gemes­sen. Im unbe­bau­ten Gelän­de führt das zu Ände­run­gen der Grund­was­ser­strö­me. Land­wirt­schaft­lich genutz­te Flä­chen ver­sump­fen weil das Grund­was­ser aus die­sen Absen­kun­gen nicht mehr abfließt. Fließ­ge­wäs­ser kön­nen ihren Lauf ver­än­dern, müs­sen umge­lei­tet oder ein­ge­deicht wer­den. Der so zivi­li­sier­te Rhein liegt strecken­wei­se heu­te schon 5m über der angren­zen­den Erd­ober­flä­che. Stra­ßen und Eisen­bahn­li­ni­en kön­nen schwer beschä­digt wer­den. Sie müs­sen kosten­auf­wän­dig saniert oder ver­legt wer­den. In bebau­ten Gebie­ten, und das gesam­te Ruhr­ge­biet ist prak­tisch vom Berg­bau unter­mi­niert, kommt es zu Gebäu­de­schä­den, die teil­wei­se nicht repa­ra­bel sind. Es hat schon trich­ter­för­mi­ge Ein­brü­che gege­ben, in denen ein gan­zes Ein­fa­mi­li­en­haus ver­schwun­den ist. Mit sol­chen Berg­schä­den wer­den sich noch unse­re Nach­fol­ge­ge­nera­tio­nen befas­sen müssen.

In der Media­thek des WDR gibt es ein Video mit dem Wis­sen­schafts­jour­na­li­sten Ran­ga Yoge­schwar „Schicht im Schacht“. Die­ser Film ist eine Kul­tur­ge­schich­te des deut­schen Stein­koh­le­berg­baus. Er beschreibt die Anfän­ge bis zur heu­ti­gen Situa­ti­on, in der immer mehr För­der­schäch­te still­ge­legt wer­den müs­sen, bis zu den zukünf­tig not­wen­di­gen Fol­ge­ak­ti­vi­tä­ten und Kosten nach kom­plet­ter Been­di­gung des Stein­koh­le­berg­baus in Deutschland.

In der näch­sten Fol­ge wen­den wir uns dem Braun­koh­le­berg­bau zu.

Die­ter Lenzkes
Bürger-für-Bürger-Energie
www​.bfb​-ener​gie​.de

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