Der Storch ist kein Früh­lings­bo­te mehr

Trotz win­ter­li­cher Wit­te­rung keh­ren schon erste Weiß­stör­che nach Bay­ern zurück

Lan­ge Zeit als Früh­lings­bo­te bekannt, ist die Rück­kehr der Weiß­stör­che mitt­ler­wei­le kein Anzei­chen für die bald nahen­den wär­me­re Jah­res­zeit mehr. Denn trotz der win­ter­li­chen Wet­ter­be­din­gun­gen hat der Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) bereits etli­che zurück­ge­kehr­te Stör­che in Bay­ern erfasst. „Die Hoch­druck­la­ge der letz­ten Wochen hat bereits jetzt einen ersten Schwarm zu uns gespült“, so die Weiß­storch­be­auf­trag­te des LBV Oda Wie­ding. Unab­hän­gig vom hier vor­herr­schen­den Wet­ter fol­gen die Vögel ihrem Instinkt und nut­zen die der­zeit gute Wet­ter­la­ge auf ihrem Zug­weg. Weiß­stör­che, die oft nur noch in Spa­ni­en statt in Afri­ka über­win­tern, kom­men des­halb frü­her wie­der zurück. Auf­grund die­ses ver­än­der­ten Über­win­te­rungs-Ver­hal­tens dient der Storch also nicht mehr als klas­si­scher Frühlingsbote.

Die ersten baye­ri­schen Weiß­stör­che haben sich unter ande­rem in Aich­ach (Schwa­ben) sowie ent­lang der Donau in Abens­berg und Herrn­wahlt­hann (Nie­der­bay­ern) sehen las­sen. „Die Vögel, die der­zeit ankom­men, sind aktiv in die bei uns ungün­sti­ge Wit­te­rung hin­ein­ge­flo­gen, um hier die besten Brut­plät­ze zu beset­zen“, erklärt Oda Wie­ding. Da Weiß­stör­che auch pro­blem­los über eine Woche ohne Fut­ter aus­kom­men kön­nen, ist das der­zeit kal­te Wet­ter kein Pro­blem für sie. Genau­so wenig wie für die rund 200 Stör­che, die sowie­so den gesam­ten Win­ter in Bay­ern ver­bracht haben.

Im Gegen­satz zu ande­ren Zug­vö­geln, die rei­ne Insek­ten­fres­ser sind, wie zum Bei­spiel Schwal­ben, reicht im Win­ter die Nah­rung für eini­ge Exem­pla­re des Alles­fres­sers Storch nor­ma­ler­wei­se immer. „Die Zug­vö­gel voll­zie­hen einen Spa­gat zwi­schen der Suche nach guten Nah­rungs­grün­den im Win­ter­halb­jahr einer­seits und ande­rer­seits der recht­zei­ti­gen Beset­zung eines guten Brut­plat­zes im Früh­jahr“, sagt Wie­ding. So kommt es auch bei Sing­vö­geln wie dem Star zu ein­zel­nen vor­zei­tig zurück­keh­ren­den Vögeln oder gar „Über­win­te­rern“, die das Risi­ko ungün­sti­ger Wit­te­rung für einen beson­ders guten Brut­platz in Kauf nehmen.

Die nun vor­zei­tig zurück­keh­ren­den Stör­che kön­nen des­halb kei­nes­falls mehr als klas­si­sche Vor­bo­ten eines nahen­den Früh­lings gese­hen wer­den. „Die­se Vögel haben ver­mut­lich nur im Elsass oder in Spa­ni­en über­win­tert und so einen kür­ze­ren Rück­weg vom Win­ter­quar­tier zu uns“, so Oda Wie­ding. Wäh­rend noch vor weni­gen Jahr­zehn­ten Anfang März ein­tref­fen­de Tie­re als Früh­an­kömm­lin­ge ver­zeich­net wur­den, wer­den die im Febru­ar zurück­keh­ren­den Stör­che fast schon zu einer Tra­di­ti­on. Einen poten­ti­el­len Win­ter­ein­bruch in den näch­sten Wochen wür­den sie rela­tiv pro­blem­los aushalten.

Die mei­sten Stör­che, die auf der West­rou­te über Gibral­tar oder auf der Ost­rou­te über den Bos­po­rus aus Afri­ka wie­der­keh­ren, erwar­ten die Natur­schüt­zer erst im Lauf des März und April. Eine Über­sicht aller baye­ri­schen Stor­chen­ne­ster bie­tet der LBV im Inter­net unter www​.lbv​.de/​s​t​o​rch. Auf einer Kar­te kann tages­ak­tu­ell die Ankunft der Stör­che in Bay­ern an den ein­zel­nen Nestern und spä­ter auch der Brut­be­ginn und die Jun­gen­auf­zucht ver­folgt werden.