Arti­kel­se­rie “Ener­gie­wen­de – muss das sein?”: 12. Fos­si­le Energieträger

Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Foto: Uberp­rut­ser, CC-BY-SA‑3.0‑nl

Unter dem Begriff „Pri­mär­ener­gie“ wer­den alle Ener­gie­trä­ger zusam­men gefasst, deren Ener­gie­in­halt in den Kraft­wer­ken in elek­tri­sche Ener­gie umge­wan­delt wird. Fos­si­le Ener­gie­trä­ger sind sol­che, die vor etwa 350 Mil­lio­nen Jah­ren durch natür­li­che Pro­zes­se ent­stan­den sind und in der Erd­kru­ste ein­ge­la­gert wurden.

Rie­si­ge Sumpf­wäl­der fil­ter­ten das in der Atmo­sphä­re reich­lich vor­han­de­ne CO₂ her­aus, bau­ten mit Hil­fe von Son­nen­en­er­gie und Foto­syn­the­se den Koh­len­stoff in ihre Sub­stanz ein und gaben den Sau­er­stoff in die Atmo­sphä­re ab. Abge­stor­be­ne Pflan­zen­re­ste ver­san­ken in den Sümp­fen, wur­den vom Luft­sauer­stoff iso­liert, und konn­ten nicht ver­rot­ten. So bil­de­ten sich Koh­len­stoff-Kon­zen­tra­te, zunächst Torf, dann, als die­ser durch Umschich­tun­gen in der Erd­kru­ste unter höhe­re Drücke und Tem­pe­ra­tu­ren geriet, Braun­koh­le und spä­ter Stein­koh­le. Vor etwa 65 Mil­lio­nen Jah­ren ent­stan­den unse­re heu­ti­gen Braun­koh­le­vor­kom­men. Ähn­lich ver­lie­fen die Pro­zes­se aus denen Erd­öl und Erd­gas ent­stan­den. Nur waren hier­bei die Grund­sub­stanz tie­ri­sche Mee­res­le­be­we­sen (Algen, Plank­ton und Mikro­or­ga­nis­men), die nach dem Abster­ben von Sedi­ment­schich­ten zuge­deckt und kon­ser­viert wur­den. Aus die­sen bil­de­ten sich dann im Wesent­li­chen Koh­len­was­ser­stoff-Ver­bin­dun­gen, die Haupt­be­stand­tei­le von Erd­öl und Erdgas.

Die­se „Boden­schät­ze“ gra­ben wir jetzt wie­der aus und ver­bren­nen sie. Durch den Ver­bren­nungs­vor­gang wird die dar­in gespei­cher­te Son­nen­en­er­gie in Form von Wär­me wie­der frei und, unter ent­spre­chen­den Ver­lu­ste (s.a. Kapi­tel 9 und 10), in den Kraft­wer­ken in elek­tri­sche Ener­gie umge­wan­delt. Dabei ver­bin­det sich der Koh­len­stoff wie­der mit dem Sau­er­stoff der Ver­bren­nungs­luft zu CO₂. Der durch erd­ge­schicht­li­che Vor­gän­ge vor Mil­lio­nen Jah­ren ange­hal­te­ne CO₂-Kreis­lauf wird, mit­tels vom Men­schen gesteu­er­ter Pro­zes­se, wie­der fortgesetzt.

Immer wenn sol­che Boden­schät­ze ans Tages­licht geholt wer­den, wer­den auch ande­re Sub­stan­zen mit geför­dert, die wir eigent­lich nicht haben wol­len. Sie kön­nen umwelt­schäd­lich oder gif­tig sein und wer­den all­ge­mein als „Schad­stof­fe“ bezeich­net. Im Wesent­li­chen sind dies Schwe­fel, Queck­sil­ber, Methan und radio­ak­ti­ve Stof­fe. Die Fra­ge ist, ob man sie über­haupt voll­stän­dig abtren­nen und sach­ge­recht ent­sor­gen kann, damit sie kei­nen Scha­den anrichten.
Bei der För­de­rung der Boden­schät­ze gibt es zahl­rei­che Neben­wir­kun­gen, z.B. Berg­schä­den, die noch lan­ge nach­wir­ken wer­den. Man nennt sie auch „Jahr­hun­dert­schä­den“, weil unse­re Nach­fol­ge­ge­nera­tio­nen noch Ihre Pro­ble­me damit haben werden.

Die fos­sil betrie­be­nen Kraft­wer­ke, haben immer noch den Löwen­an­teil an der deut­schen Strom­erzeu­gung, etwa 57% (Stand 2013). Der Rest ent­fällt auf Kern­kraft­wer­ke (ca. 15%), erneu­er­ba­re Ener­gien (ca. 24%) und Son­sti­ge (ca. 4%).

Bei der Strom­erzeu­gung tre­ten ver­schie­de­ne sog. „exter­ne Kosten“ auf. Die­se exter­nen Kosten sind per Defi­ni­ti­on – ver­ein­facht gesagt:“… Aus­wir­kun­gen, für die nie­mand bezahlt oder einen Aus­gleich erhält. Sie wer­den nicht in das Ent­schei­dungs­kal­kül des Ver­ur­sa­chers ein­be­zo­gen. Sie…können staat­li­che Inter­ven­tio­nen not­wen­dig wer­den las­sen;“ also Steuergelder.

Die fol­gen­de Tabel­le zeigt für jeden ein­zel­nen fos­si­len Ener­gie­trä­ger den Anteil des erzeug­ten Stro­mes in % der gesam­ten Strom­pro­duk­ti­on und die­se exter­nen Kosten pro kWh, die allei­ne für Umwelt­schä­den anfal­len. Die­se Wer­te wur­den nach einer all­ge­mein aner­kann­ten Berech­nungs­me­tho­de des Umwelt­bun­des­am­tes ermittelt.

Stein­koh­leBraun­koh­leErd­öl­pro­duk­teErd­gas
Strom­an­teil20%26%1%10%
Exter­ne Kosten8,94 ct/​kWh10,75 ct/​kWhKei­ne Angabe4,91 ct/​kWh

Zur Erin­ne­rung: Der Strom­preis an der Strom­bör­se beträgt ca. 5 bis 6 ct/​KWh. Ver­gleich­ba­re Wer­te für exter­ne Kosten der rege­ne­ra­ti­ve Strom­erzeu­gung sind für: Pho­to­vol­ta­ik 1,18 ct/​KWh, Wind 0,26 ct/​KWh, Was­ser 0,18 ct/​KWh.

In den näch­sten Aus­ga­ben neh­men wir die fos­si­len Ener­gie­trä­ger im Detail unter die Lupe.

Die­ter Lenzkes
Bürger-für-Bürger-Energie
www​.bfb​-ener​gie​.de

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