Vie­le Vögel pro­fi­tie­ren vom mil­den Wetter

Kohl­mei­se ist Bay­erns häu­fig­ster Win­ter­vo­gel – Mehr Rot­kehl­chen, Amseln und Zaun­kö­ni­ge wegen der war­men Tem­pe­ra­tu­ren 2014

Trotz des Sturms am Akti­ons­wo­chen­en­de freu­en sich der Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) und sein Part­ner NABU über die erfreu­lich hohe Teil­neh­mer­zahl an der Mit­mach­ak­ti­on Stun­de der Win­ter­vö­gel. Die Bay­ern zeig­ten sich dabei beson­ders vogel­in­ter­es­siert, sorg­ten doch knapp 22.000 Teil­neh­mer für knapp 30 Pro­zent des bun­des­wei­ten Gesamt­ergeb­nis­ses. Dabei zähl­ten sie ins­ge­samt über 550.000 Vögel und im Durch­schnitt 37 gefie­der­te Freun­de pro Gar­ten. Die win­di­ge Wit­te­rung schien die Vögel nicht so stark vom Besuch am Fut­ter­haus abzu­hal­ten wie noch der Regen im Vor­jahr. Das End­ergeb­nis zeigt, dass etli­che Vogel­ar­ten von den mil­den Tem­pe­ra­tu­ren 2014 pro­fi­tier­ten. So flog die Kohl­mei­se dank drei­er Bru­ten auf den Spit­zen­platz und ist somit der häu­fig­ste Win­ter­vo­gel 2015 in Bay­erns Gär­ten. Aber auch die Amsel zeigt einen leich­ten Auf­wärts­trend, und das Rot­kehl­chen schaff­te es sogar in die Top Ten. Außer­dem wur­den so vie­le Zaun­kö­ni­ge wie noch nie gezählt. Bezirks- und land­kreis­ge­naue Ergeb­nis­se und Aus­wer­tun­gen fin­den Sie unter www​.stun​de​-der​-win​ter​voe​gel​.de.

In einem bis zum Schluss span­nen­den Kopf-an-Kopf-Ren­nen sicher­te sich schließ­lich die Kohl­mei­se den Spit­zen­platz vor dem Vor­jah­res­sie­ger Feld­sper­ling. „Auf­grund des mil­den Wet­ters im gesam­ten Vor­jahr haben vie­le Kohl­mei­sen drei Mal gebrü­tet und konn­ten ihre Bru­ten auch erfolg­reich auf­zie­hen“, so LBV-Pres­se­spre­cher Mar­kus Erl­wein. Erfreu­li­ches gibt es von der Amsel (4.) zu berich­ten: Auch sie hat über­wie­gend drei Mal gebrü­tet und so ihren Nega­tiv­trend der letz­ten Jah­re leicht abfe­dern kön­nen. Völ­lig über­ra­schend schaff­te es das Rot­kehl­chen (10.) mal wie­der unter die zehn häu­fig­sten baye­ri­schen Win­ter­vö­gel. Als wei­te­rer Pro­fi­teur der war­men Tem­pe­ra­tu­ren 2014 konn­te es sogar in über der Hälf­te der baye­ri­schen Gär­ten beob­ach­tet werden.

So häu­fig wie noch nie wur­de der Zaun­kö­nig gesich­tet. In zehn Pro­zent aller baye­ri­schen Gär­ten konn­te die­ses Jahr „die­ser klei­ne, brau­ne Vogel mit Stum­mel­schwanz“, wie ihn eine Teil­neh­me­rin bei ihrer Nach­fra­ge beschrieb, beob­ach­tet wer­den. „Bei gro­ßer Käl­te erlei­det der Zaun­kö­nig oft star­ke Ver­lu­ste. Als Fol­ge des mil­den und schnee­ar­men Win­ters 2013/14 war er jetzt aber beson­ders häu­fig zu sehen“, erklärt Erlwein.

Spek­ta­ku­lär sind die Beob­ach­tun­gen von bay­ern­weit 107 Eis­vö­geln, waren es in den Vor­jah­ren doch höch­stens halb so vie­le. Der LBV-Wap­pen­vo­gel lei­det extrem unter stren­gen Win­tern und erlitt im Febru­ar 2012, der vie­ler­orts der käl­te­ste seit über 50 Jah­ren war, star­ke Ver­lu­ste wie die Zäh­lung 2013 zeig­te. „In den mil­den Win­tern die­ses und letz­tes Jahr konn­te er sich nun bestens hal­ten, und wir als LBV freu­en uns beson­ders über die­sen Höchst­stand“, sagt der LBV-Sprecher.

Frei nach dem Mot­to: „Ich bin ein Star und blei­be da“ ver­brach­ten so vie­le Sta­re wie noch nie den Win­ter in Bay­ern. Wur­den in den Vor­jah­ren meist um die 1.000 die­ser Zug­vö­gel gezählt, waren es die­ses Mal knapp 5.000. Dabei hiel­ten sie sich vor allem in Ober­bay­ern auf. In den Land­krei­sen Bad Tölz/​Wolfratshausen und Mies­bach schafft es der Star sogar in die Top Ten.

Beson­der­hei­ten

Beein­druckend ist auch die stark zuneh­men­de Zahl an Sil­ber­rei­hern in Bay­ern. Mit über 500 Vögeln lan­de­te der gro­ße und ele­gan­te wei­ße Rei­her sogar zwei Plät­ze vor sei­nem bekann­te­ren Ver­wand­ten, dem Grau­rei­her. Frü­her ein äußerst sel­te­ner Gast, ist er nun im Win­ter in grö­ße­ren Trupps gut auf Wie­sen und Äckern zu sehen. „Obwohl der Sil­ber­rei­her noch nicht in Bay­ern brü­tet, wer­den es immer mehr. War­um das so ist, wis­sen wir aber noch nicht“, ver­rät Mar­kus Erlwein.

Das mil­de Wet­ter hat außer­dem dazu geführt, dass am Zähl­wo­chen­en­de noch über 40 und somit unge­wöhn­lich vie­le Rot­mi­la­ne in Bay­ern beob­ach­tet wer­den konn­ten. Nor­ma­ler­wei­se ein Kurz­strecken­zie­her wie der Star, sahen auch vie­le die­ser Greif­vö­gel bis­her noch kei­nen Grund, nach Süden zu flie­gen. „Soll­te es noch mal rich­tig kalt wer­den, dann kön­nen die Rot­mi­la­ne aber ganz spon­tan auf das Wet­ter reagie­ren“, erklärt Erlwein.

Regio­na­le Unterschiede

Die mei­sten Vögel beka­men die Teil­neh­mer in den öst­li­chen Regie­rungs­be­zir­ken zu sehen. Dabei zähl­ten die Nie­der­bay­ern erneut mit Abstand die mei­sten Vögel pro Gar­ten näm­lich 46, aber auch die Ober­fran­ken (41) und Ober­pfäl­zer (40) beka­men über­durch­schnitt­lich viel Vogel­be­such. Unter­fran­ken lag mit 37 Vögeln genau im bay­ern­wei­ten Durch­schnitt, dahin­ter fol­gen Schwa­ben (36), Mit­tel­fran­ken (35) und Ober­bay­ern (34). Bezirks- und land­kreis­ge­naue Ergeb­nis­se und Aus­wer­tun­gen fin­den Sie unter www​.stun​de​-der​-win​ter​voe​gel​.de.

Auch die Baye­ri­sche Umwelt­mi­ni­ste­rin Ulri­ke Scharf nahm zum zehn­jäh­ri­gen Jubi­lä­um an der LBV-Akti­on teil und zähl­te gemein­sam mit dem Vor­sit­zen­den des LBV Dr. Nor­bert Schäf­fer und dem LBV-Arten­schutz­re­fe­ren­ten Dr. Andre­as von Lind­ei­ner die Win­ter­vö­gel in ihrem Gar­ten. „Ich habe die­se tol­le Akti­on des LBV sehr ger­ne unter­stützt. Die Akti­on zeigt: Die Natur beginnt bereits direkt vor der Haus­tü­re. Das Bewusst­sein dafür wol­len wir schaf­fen und eine neue span­nen­de Blick­rich­tung auf die Natur eröff­nen. Ein gro­ßes Lob und Dank auch an die zahl­rei­chen ehren­amt­li­chen Vogel­be­ob­ach­ter: Sie tra­gen ent­schei­dend zum Erfolg der Akti­on bei. Der Erhalt der Natur­schön­heit unse­rer baye­ri­schen Hei­mat ist unser gemein­sa­mer Ansporn.“