Bau­ern und Ver­brau­cher gin­gen ver­eint für eine Agrar­wen­de auf die Straße

50000 for­dern den Stopp von Tier­fa­bri­ken, Gen­tech­nik und TTIP – auch Teil­neh­mer aus dem Land­kreis Forch­heim dabei

Teilnehmer aus dem Landkreis Forchheim

Teil­neh­mer aus dem Land­kreis Forchheim

In Ber­lin gin­gen zum fünf­ten Mal Bäue­rin­nen und Bau­ern, Imke­rin­nen und Imker zusam­men mit Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­chern für eine grund­le­gend ande­re Agrar­po­li­tik auf die Stra­ße. Das Bünd­nis for­der­te von der Bun­des­re­gie­rung eine kla­re Absa­ge an das EU-USA-Han­dels­ab­kom­men TTIP, einen wirk­sa­men gesetz­li­chen Schutz der Land- und Lebens­mit­tel­wirt­schaft vor der Gen­tech­nik sowie den sofor­ti­gen Stopp des wei­te­ren Aus­baus von Mega-Stäl­len. Der Demon­stra­ti­ons­zug mit rund 50000 Teil­neh­mern vom Pots­da­mer Platz zum Bun­des­kanz­ler­amt wur­de von einem Fahr­zeug­kon­voi mit mehr als 90 Trak­to­ren angeführt.

Das „Wir haben es satt!“-Bündnis hat in den letz­ten Jah­ren viel erreicht: TTIP ist in aller Mun­de und 97 Pro­zent der Euro­pä­er leh­nen mehr Macht für Kon­zer­ne ab. Bür­ger­initia­ti­ven haben mit Hil­fe des neu­en Bau­ge­set­zes mehr als 100 Mega-Stäl­le ver­hin­dert. Gen­tech­nik hat durch das Enga­ge­ment einer brei­ten Bewe­gung auf unse­ren Äckern kei­nen Fuß gefasst. Doch dies sind nur die Anfän­ge einer drin­gend not­wen­di­gen Agrar­wen­de für eine Zukunft der Land­wirt­schaft in bäu­er­li­cher Hand mit Rück­halt in der Gesellschaft.

„Das EU-USA-Han­dels­ab­kom­men (TTIP) dient ein­sei­tig glo­bal agie­ren­den Kon­zer­nen und wird vie­len bäu­er­li­chen Betrie­ben hier und welt­weit die Exi­stenz­grund­la­ge ent­zie­hen. Gleich­zei­tig dro­hen die Ver­brau­cher­stan­dards gesenkt zu wer­den“, sag­te Jochen Fritz, Spre­cher des „Wir haben es satt!“-Bündnisses. „Das heißt mehr Gen­tech­nik im Trog und Hor­mon­fleisch durch die Hin­ter­tür. Des­we­gen for­dern wir von Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel und Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster Sig­mar Gabri­el TTIP zu stoppen!“

Die Agrar­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung wird von den Ver­an­stal­tern scharf kri­ti­siert. Sie habe dazu bei­getra­gen, dass bei­spiels­wei­se seit dem Jahr 2000 mehr als Drei­vier­tel der Schwei­ne­hal­te­rIn­nen auf­ge­ge­ben haben, wäh­rend Fleisch­kon­zer­ne zuneh­mend die Tier­hal­tung über­näh­men. Trotz eines Selbst­ver­sor­gungs­gra­des mit Fleisch von 120 Pro­zent wür­den wei­ter Mega-Stäl­le in Deutsch­land genehmigt.

„Die Stra­te­gie, die Pro­duk­ti­on immer wei­ter aus­zu­deh­nen, was zu Dum­ping-Expor­ten auf dem Welt­markt führt, ist geschei­tert. Die Land­wirt­schaft in Deutsch­land braucht eine Zukunft jen­seits von Tier­fa­bri­ken und Mega-Schlacht­hö­fen“, so Fritz. „Wenn die Bun­des­re­gie­rung jetzt nicht han­delt, zemen­tiert sich eine agrar­in­du­stri­el­le Struk­tur, die nicht mehr ver­än­der­bar ist. Die Zukunft liegt in der Ernäh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät auf Basis regio­na­ler Märkte.“

Der Vor­sit­zen­de des Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND), Hubert Wei­ger, sag­te in sei­ner Rede bei der Abschluss­kund­ge­bung vor dem Bun­des­kanz­ler­amt: „Der Pro­test gegen die bis­he­ri­ge Agrar­po­li­tik bringt erste Erfol­ge. Dank bun­des­weit rund 250 Bür­ger­initia­ti­ven wur­den mehr als 100 geplan­te Rie­sen-Stäl­le nicht gebaut. End­lich wer­den art­ge­rech­te Stäl­le stär­ker geför­dert und Agrar­mi­ni­ster Schmidt hat ange­kün­digt, gegen den über­höh­ten Anti­bio­ti­ka-Ein­satz in der Tier­hal­tung vor­zu­ge­hen. Noch immer pro­fi­tie­ren Fleisch­kon­zer­ne und Han­dels­ket­ten davon, dass die Agrar­in­du­strie die Pro­duk­ti­ons- und die Umwelt­ko­sten der All­ge­mein­heit auf­bür­det. Zugleich wächst das Bewusst­sein der Ver­brau­cher über die Risi­ken und Neben­wir­kun­gen der indu­stri­el­len Land­wirt­schaft. Die Lebens­mit­tel­er­zeu­gung in bäu­er­li­chen und mit­tel­stän­di­schen Betrie­ben muss end­lich vor unfai­ren Wett­be­werbs­be­din­gun­gen geschützt wer­den und mehr Aner­ken­nung finden.“