Kräu­t­er­wan­de­rung des BUND Natur­schutz in Kirchehrenbach

Diplom Biologin Ute Gellenthien (r., mit Rucksack) begeisterte mit ihrem Erfahrungswissen beim BN-Heilkräutersammeln für den Wurzbüschel am Fuße des Walberla. Foto: BN

Diplom Bio­lo­gin Ute Gel­lenthien (r., mit Ruck­sack) begei­ster­te mit ihrem Erfah­rungs­wis­sen beim BN-Heil­kräu­ter­sam­meln für den Wurz­bü­schel am Fuße des Wal­ber­la. Foto: BN

„Heil­kräu­ter-Apo­the­ke am Weges­rand abrasiert“

Maria Him­mel­fahrt steht vor der Tür. Für den kirch­li­chen Segen am 15. Aug. wer­den Heil­kräu­ter gesam­melt und zum Wurz­bü­schel gebun­den. Was gehört rein? Dipl. Bio­lo­gin Ute Gel­lenthien, zeig­te: Der Umgang auch mit ein­fa­chen Wild­kräu­tern will gelernt sein. Wie ver­wen­det man was und wofür und wann am besten? Die erfah­re­ne Kräu­ter­ex­per­tin hat­te auf alle Fra­gen eine Ant­wort beim Heil-und Wild­kräu­ter sam­meln des BUND Natur­schutz (BN).

Ärger­lich: Viel zu frü­he Mäharbeiten

Mäh­ar­bei­ten ent­lang der Weg­rän­der zum Wal­ber­la haben vie­le Heil­kräu­ter vor­zei­tigt ver­nich­tet. Die Ent­täu­schung war groß, denn so gut wie kei­ne Heil­kräu­ter gab es die­ses Jahr ent­lang des Weges­rand bis zum klei­nen Wal­ber­la zu sam­meln, zu bün­deln. Der Rain, die Weg­rän­der, wur­den vor­zei­tig abge­mäht und damit die Apo­the­ke vor der Haus­tür abra­siert. „Mäh­ar­bei­ten am Weges­rand unter­halb des Wal­ber­las, jetzt anfangs August, ist natur­schutz­fach­lich ein fal­scher Sau­ber­keits­fim­mel“, bedau­er­te der BUND Natur­schutz Orts­vor­sit­zen­de Hein­rich Kat­ten­beck das vor­zei­ti­ge Abmä­hen. Auch Schmet­ter­lin­ge und vie­le ande­ren Insek­ten ver­lo­ren viel zu früh damit ihre Lebens­grund­la­gen. Eine Ände­rung der Weg­strecke wur­de erfor­der­lich. Statt Rich­tung klei­nes Wal­ber­la, ging es in Rich­tung Leu­ten­bach. Hier war der moto­ri­sier­te Rasen­mä­her noch nicht bei den Weg­rän­dern im natur­schäd­li­chen Ein­satz. So konn­ten den­noch 30 ver­schie­de­ne Heil­pflan­zen gefun­den wer­den. Die Jah­re zuvor waren es nahe­zu 50 ver­schie­de­ne Heil­kräu­ter für den Wurzbüschel.

Heil­kräu­ter hel­fen uns neue Kraft zu tanken

Ute Gel­lenthien fand aber auch dort, wo der moto­ri­sier­te Mäh­arm nicht hin­kam noch eini­ge Heil­käu­ter, wie das Johan­nis­kraut, Mäde­süß, die Ross­min­ze, das Wei­den­rös­chen, Bal­dri­an, Brennes­sel und ande­re. „Hei­mi­sche Wild­kräu­ter spiel­ten einst über den unmit­tel­ba­ren arz­nei­li­chen oder kuli­na­ri­schen Nut­zen hin­aus eine wich­ti­ge Rol­le. Zu bestimm­ten Zei­ten des Jah­res sowie an bedeut­sa­men Lebens­sta­tio­nen sam­mel­ten die Men­schen Kräu­ter, denen sie beson­de­re Kräf­te, auch Zau­ber­kräf­te zuerkannten.

Beim Johan­nis­kraut zum Bei­spiel, eine der heil­kräf­tig­sten Heil­pflan­zen , gegen Depres­sio­nen und für Wund­hei­lung geeig­net, kann Dämo­nen ver­trei­ben und Unheil abweh­ren war man über­zeugt. Sal­be für die Haut. Ölge­win­nung. Blü­ten trock­nen und Tee machen. Aber auch Vor­sicht ist gebo­ten. Johan­nis­kraut setzt man­che Medi­zin außer Kraft. Zum Bei­spiel die Anti­ba­by­pil­le. Die Sal­be macht die Haut Son­nen sen­si­bel, des­halb nach dem Auf­tra­gen Son­ne mei­den. Auch Mythen, Sagen und Mär­chen erzäh­len über die Ent­ste­hung der Wild­pflan­zen, ihr geheim­nis­vol­les Leben oder ihre Rol­le bei wich­ti­gen Ereig­nis­sen. Am Bei­spiel des Wei­de­rös­chen sagt die Sage, es sol­len Haa­re der Hei­li­gen Maria hän­gen geblie­ben sein, des­halb die wei­ßen Fäden.

Wie vie­le Heil­kräu­ter sind im Wurzbüschel

Die Min­dest­zahl beim Wurz­bü­schel sind 3 oder 7 oder ein Viel­fa­ches von 3 oder 9. Heid­ni­sche oder christ­li­che Sachen spie­len hier mit rein wie: 3 Wün­sche haben, oder alle guten Din­ge sind drei. Die 12 Apo­stel oder 12 Kräu­ter kom­men in die Sup­pe rein. Bis 99 Kräu­ter kann man in den Wurz­bü­schel rein­ma­chen. Aber auch Ute Gel­lenthien hat es erst auf 72 gebracht. Stan­dard für den frän­ki­schen Wurz­bü­schel sind so um die 45 Kräuter.

Ende gut, alles gut

Alle waren zufrie­den, auch wenn es die­ses Jahr nur 30 Heil­kräu­ter waren, die gefun­den wur­den. Lin­de, Holun­der, Hasel­nuss und Wei­de gehör­ten auch dazu. Es waren aber auch Beson­der­hei­ten dabei wie die Gold­ru­te oder die Kar­de. Bei­fuß (war der Schutz­göt­tin der Gebä­ren­den geweiht), Lein­kraut, Rain­farn (Wurm­mit­tel und zum Flie­gen­ver­trei­ben geeig­net) Bal­dri­an, Schaf­gar­be, Was­ser­min­ze, Mäde­süß, Johan­nis­kraut, Wei­den­rös­chen, Wil­der Majo­ran, ech­ter Stein­klee, Bären­klau, Blut­wei­de­rich, Wil­de Möh­re und die blaue Weg­war­te wo die Jung­frau am Weg auf ihren Freund war­tet, konn­ten die begei­ster­ten Kräu­ter­samm­ler ken­nen­ler­nen, ein­sam­meln und zu einem far­ben­präch­ti­gen Wurz­bü­schel binden.