Ein Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr im FSMT geht zu Ende

Symbolbild Bildung

Schon zum drit­ten Mal lei­stet ein Jugend­li­cher ein Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr in der Denk­mal­pfle­ge im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um ab. Seit Sep­tem­ber 2013 ist dort Lena Schröt­ke tätig. Sie kommt aus der Umge­bung von Ham­burg und leb­te nun ein Jahr in Tüchers­feld. In weni­gen Tagen geht ihr Ein­satz zu Ende – Zeit also, ein­mal Bilanz zu ziehen.

Lena Schrötke

Lena Schröt­ke

Mit ihrem Ent­schluss, im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um mit­zu­ar­bei­ten, ist Lena sehr zufrie­den, wie sie in ihrem Bei­trag fest­hält. Auch Muse­ums­lei­ter Rai­ner Hof­mann lobt ihren Ein­satz: wie auch ihre Vor­gän­ger in die­ser Stel­le ist Lena hoch moti­viert und hat sich voll ein­ge­bracht. Vom ersten Tag an voll­stän­dig in das Muse­ums­team inte­griert hat sie alle Aspek­te der Muse­ums­ar­beit ken­nen gelernt: ob es nun um das Erfas­sen von neu­en Objek­ten ging, um den Auf­bau einer Aus­stel­lung, die Erstel­lung einer Doku­men­ta­ti­on, die Mit­ar­beit bei Ver­an­stal­tun­gen oder das Bear­bei­ten und Schnei­den eines histo­ri­schen Films aus den 30er Jah­ren – Lena war stets dabei und hat so zum Gelin­gen des Gan­zen beigetragen.

Am 1. Sep­tem­ber ist nun Stab­wech­sel: die nun frei wer­den­de Stel­le (in ganz Bay­ern gibt es nur 22 für Frei­wil­li­ge in der Denk­mal­pfle­ge) über­nimmt dann Moritz aus Wettringen.

Wer sich für ein Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr in der Denk­mal­pfle­ge, z. B. im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um, aber auch bei ande­ren Ein­satz­stel­len, inter­es­siert, kann sich ger­ne an das Muse­um (Tel. 09242/1640) oder aber an die Jugend­bau­hüt­te Regens­burg (die­se koor­di­niert alle Ein­satz­stel­len in Bay­ern) wenden.

Lena Schröt­ke zum The­ma „Frei­wil­li­ges Sozia­les Jahr in der Denkmalpflege“

Was ist das?

Das frei­wil­li­ge sozia­le Jahr in der Denk­mal­pfle­ge ist ein Pro­jekt der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz (DSD) in Trä­ger­schaft der Inter­na­tio­na­len Jugend­ge­mein­schafts­dien­sten (ijgd). Sie wer­den in soge­nann­ten Jugend­bau­hüt­ten orga­ni­siert. Jedes Bun­des­land hat sei­ne eige­ne Jugend­bau­hüt­te, die nach dem Stand­ort ihres Haupt­sit­zes benannt ist. Für Bay­ern ist zum Bei­spiel die Jugend­bau­hüt­te Regens­burg zustän­dig. Die­se stellt 22 Plät­ze für Jugend­li­che zwi­schen 16 und 26 Jah­ren bereit, die in ver­schie­de­nen, über das gan­ze (Bundes-)Land ver­teil­ten Ein­satz­stel­len arbeiten.

Wie bin ich dazu gekom­men, ein Frei­wil­li­ges sozia­les Jahr der Denk­mal­pfle­ge zu machen?

Vor mei­nem frei­wil­li­gen Jahr hat­te ich noch nie etwas von die­ser Form des FSJ gehört. Nach­dem mei­ne Bewer­bung um einen Stu­di­en­platz abge­lehnt wor­den war, beschloss ich, ein frei­wil­li­ges Jahr zu machen. Zunächst hat­te ich mich für ein FSJ in Kin­der­gär­ten in und um Ham­burg (aus der Gegend kom­me ich ursprüng­lich) bewor­ben, habe aber kei­nen Platz gefun­den. Durch einen Zufall bin ich über die Inter­net­sei­te eines Frei­licht­mu­se­ums, wel­ches eben­falls ein FJD anbie­tet, über­haupt erst auf die­se Form auf­merk­sam gewor­den. Dar­auf­hin habe ich mich bei der Jugend­bau­hüt­te Sta­de bewor­ben. Die hat­ten aber kei­ne Plät­ze mehr frei. Sie haben mir jedoch emp­foh­len, mich in Regens­burg zu mel­den, da dort noch freie Stel­len wären. Das habe ich dann auch getan und bekam von der Jugend­bau­hüt­te Regens­burg die Beschrei­bun­gen zwei­er Ein­satz­stel­len zuge­schickt, bei denen ich mich noch bewer­ben konn­te (ich gebe zu, ich war ein wenig spät dran, sonst hät­te ich noch eine grö­ße­re Aus­wahl gehabt).

Die Beschrei­bung des Frän­ki­sche-Schweiz-Muse­ums in Tüchers­feld hat mir mehr zuge­sagt, daher habe ich mich dort bewor­ben. Nach einem kur­zen Vor­stel­lungs­ge­spräch habe ich direkt zuge­sagt und konn­te somit mein Frei­wil­li­ges Jahr der Denk­mal­pfle­ge am 01. Sep­tem­ber 2013 beginnen.

Über die Einsatzstelle

Ich arbei­te in dem Frän­ki­sche-Schweiz-Muse­um Tüchers­feld (nahe Pot­ten­stein). Die­se Ein­satz­stel­le bie­tet den Frei­wil­li­gen eine gute Mög­lich­keit, in die Arbeits­fel­der eines Muse­ums rein­zu­schnup­pern. Als Frei­wil­li­ger hat man hier viel­fäl­ti­ge Aufgaben.

Zu mei­nen Auf­ga­ben gehör­te bei­spiels­wei­se das Schnei­den eines Hei­mat­fil­mes, der in etwa zwi­schen 1938 und 1942 gedreht wur­de. Die­ser Film wur­de dann im Zuge eines Akti­ons­ta­ges der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert. Des Wei­te­ren habe ich Holz­fi­gu­ren gestal­tet, die in der aktu­el­len Son­der­aus­stel­lung („Vom Drei­kö­nigs­sin­gen zur Sil­ve­ster­knal­le­rei; Fest-Brauch-Event“) noch bis Anfang Novem­ber zu begut­ach­ten sind. Außer­dem gehör­te es zu mei­nen Auf­ga­ben, das Muse­um in sozia­len Netz­wer­ken, wie Face­book und Twit­ter zu ver­tre­ten, Foto­plat­ten und Glas­di­as aus den 30er und 40er Jah­ren ein­zu­scan­nen, bei Auf- und Abbau der Son­der­aus­stel­lun­gen zu hel­fen, Fun­de aus einer Aus­gra­bung im letz­ten August zu sor­tie­ren, die gefun­de­nen Kera­mik­scher­ben zusam­men zu set­zen und noch vie­les mehr.

High­lights des Jahres

Ganz beson­de­re High­lights waren für mich immer die Semi­na­re mit den ande­ren Frei­wil­li­gen aus Bay­ern. Das erste von ins­ge­samt sechs gemein­sa­men Semi­na­ren (plus einem Semi­nar für die Bun­des­frei­wil­li­gen) dien­te dazu, dass wir uns unter­ein­an­der ken­nen­ler­nen konn­ten. Außer­dem wur­den uns dabei noch eini­ge wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen über unser Jahr mit­ge­teilt. Dazu gehör­te auch die Vor­stel­lung unse­res Pro­jek­tes. Wäh­rend der näch­sten drei Fach­se­mi­na­re haben wir unter Anlei­tung eini­ger Refe­ren­ten ein altes Back­haus aus dem 18. Jahr­hun­dert im beschau­li­chen Gey­ern bei Wei­ßen­burg denk­mal­ge­recht restau­riert. Dabei konn­ten wir ver­schie­de­ne Hand­wer­ke selbst aus­pro­bie­ren. Wir konn­ten bei­spiels­wei­se dem Schmied dabei hel­fen, die Auf­hän­gun­gen für die selbst­ge­schnitz­ten und geho­bel­ten Dach­rin­nen zu schmie­den, haben gemein­sam mit einem Ofen­bau­er das maro­de Gewöl­be des Ofens wie­der auf­ge­mau­ert, das Dach neu gedeckt und noch vie­les mehr. Das Gan­ze wur­de dann vor eini­gen Wochen im Zuge eines Ein­wei­hungs­fe­stes der Fami­lie Trei­ber, der das Back­haus gehört, übergeben.

Außer­dem hat­ten wir noch ein Semi­nar zur Kunst- und Bau­ge­schich­te, wo wir vie­le inter­es­san­te Din­ge über Archi­tek­tur, Denk­mal­pfle­ge usw. erfah­ren haben.

Das Ziel unse­res letz­ten Semi­na­res konn­ten wir Frei­wil­li­gen selbst bestim­men. Wir haben uns für Use­dom ent­schie­den. Auch das Pro­gramm wur­de von den Frei­wil­li­gen selbst erarbeitet.

Natür­lich gab es auch im Muse­um meh­re­re High­lights für mich. Dazu gehör­te zum Einen der Advents­markt im Muse­ums­hof sowie in den Muse­ums­räu­men selbst, in denen Kunst­hand­wer­ker ver­schie­den­ster Art weih­nacht­li­che Waren ver­kauft haben.

Außer­dem fand ich es super, die Aus­stel­lungs­weg­wei­ser, die in Tüchers­feld den Weg ins Muse­um wei­sen, und die Holz­fi­gu­ren, die nun in der Son­der­aus­stel­lung zu sehen sind, gestal­ten zu dürfen.

Aber auch die Prä­sen­ta­ti­on des Hei­mat­fil­mes aus den 30er Jah­ren, den ich, wie auch schon mei­ne Vor­gän­ge­rin, geschnit­ten und bear­bei­tet habe, gehör­te zu den ganz beson­de­ren Augen­blicken die­sen Jah­res, die mir wohl noch lan­ge in Erin­ne­rung blei­ben werden.

Mei­ne Ein­drücke vom frei­wil­li­gen Jahr

Wäh­rend des letz­ten Jah­res konn­te ich vie­le neue Erfah­run­gen sam­meln. Die erste eige­ne Woh­nung, das erste Mal voll­kom­men unab­hän­gig von den Eltern und so wei­ter. Ich muss auch zuge­ben, es war nicht immer ein­fach, zumal mei­ne Fami­lie und mei­ne Freun­de ca. 600 km weit ent­fernt woh­nen. Aber die Men­schen in Tüchers­feld und im Muse­um sind unglaub­lich freund­lich und hilfs­be­reit. Egal ob es dar­um ging, mal mit zum Ein­kau­fen mit­ge­nom­men zu wer­den oder wenn ich mal zum Bahn­hof gebracht wer­den muss­te, ich konn­te immer jeman­den fragen.

Zusam­men­fas­send kann ich nur sagen, dass es Alles in Allem ein auf­re­gen­des und auf­schluss­rei­ches Jahr war.

Nach die­sem Jahr wer­de ich wohl eine Aus­bil­dung oder ein Stu­di­um begin­nen. Was es genau wird, weiß ich noch nicht, aber ich möch­te ger­ne in Rich­tung Design arbei­ten. Ich wer­de wahr­schein­lich nichts in Rich­tung Muse­ums­ar­beit oder Denk­mal­pfle­ge machen, wer­de die­se Zeit aber wohl immer in Erin­ne­rung behal­ten und mein neu gewon­ne­nes Ver­ständ­nis für die Denk­mal­pfle­ge beibehalten.

Abschlie­ßen­de Worte

Ich emp­feh­le ein frei­wil­li­ges Jahr in der Denk­mal­pfle­ge all jenen jun­gen Leu­ten, die nach der Schu­le oder auch nach einer Aus­bil­dung sich ent­we­der neu ori­en­tie­ren möch­ten, oder ein Jahr zur Über­brückung brau­chen. Der ein oder ande­re kann die­ses Jahr auch als Vor­prak­ti­kum für ein Studium/​eine Aus­bil­dung nut­zen. Außer­dem eig­net sich die­ses Jahr auch für all die­je­ni­gen, die über­le­gen, beruf­lich in die­se Rich­tung zu gehen. Man lernt vie­les ken­nen und kann hin­ter­her ent­schei­den, ob es wirk­lich das ist, was man spä­ter mal beruf­lich machen möchte.