Auf­takt der Woche der Justiz in Bamberg

Foto­aus­stel­lung „Justi­ti­as frän­ki­sche Klei­der“ im OLG Bam­berg eröffnet

Der Vizepräsident des Landgerichts Hof Matthias Burghardt vor einigen seiner Aufnahmen

Der Vize­prä­si­dent des Land­ge­richts Hof Mat­thi­as Burg­hardt vor eini­gen sei­ner Aufnahmen

Justiz­bau­ten als archi­tek­to­ni­scher Blick­fang? Dass dies kein Wider­spruch ist, zeigt eine Foto­aus­stel­lung, die gestern unter dem Titel „Justi­ti­as frän­ki­sche Klei­der“ am Bam­ber­ger Ober­lan­des­ge­richt zum Auf­takt der bay­ern­wei­ten „Woche der Justiz“ eröff­net wur­de. Die Auf­nah­men, die vom Vize­prä­si­den­ten des Land­ge­richts Hof Mat­thi­as Burg­hardt gefer­tigt wur­den, zei­gen Gericht­ge­bäu­de aus dem Ober­lan­des­ge­richts­be­zirk Bam­berg und illu­strie­ren die Ent­wick­lung von 120 Jah­ren Bau- und Justiz­ge­schich­te in Ober- und Unter­fran­ken: Vom 1895 im Stil der Neo­re­nais­sance errich­te­ten Amts­ge­richt Forch­heim bis zum der­zeit in der zwei­ten Bau­pha­se befind­li­chen Justiz­ge­bäu­de in Hof. Vom festungs­ar­ti­gen Justiz­pa­last bis zum moder­nen Justizzentrum.

Der Prä­si­dent des Ober­lan­des­ge­richts Bam­berg Cle­mens Lückemann zitier­te in sei­ner Begrü­ßung den baye­ri­schen Justiz­mi­ni­ster Prof. Dr. Win­fried Baus­back, wonach sich das moder­ne, in der Ver­fas­sung ange­leg­te Selbst­ver­ständ­nis der Justiz in der bau­li­chen Gestal­tung wie­der­fin­den müs­se: „Ein Gerichts­ge­bäu­de muss Wür­de aus­strah­len, aber auch Ver­trau­en beim Recht suchen­den Bür­ger erwecken.“ Lückemann ver­wies auf die erheb­li­chen Mit­tel, die der Frei­staat Bay­ern in den letz­ten Jah­ren inve­stiert hat und noch inve­stie­ren wird, um Justiz­ge­bäu­de in Nord­bay­ern zu erhal­ten, zu erneu­ern oder neu zu errich­ten: Allein für die Bau- und Sanie­rungs­ar­bei­ten in Würz­burg, Bay­reuth, Hof und Haß­furt wer­den nach ihrem Abschluss weit über 100 Mil­lio­nen Euro in die hei­mi­sche Bau­wirt­schaft geflos­sen sein. Als eine der letz­ten Amts­hand­lun­gen im akti­ven Dienst ließ es sich der Amts­chef des Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­ums der Justiz Mini­ste­ri­al­di­rek­tor Dr. Wal­ter Schön nicht neh­men, in einem Gruß­wort auf die Bedeu­tung der Justiz als einen der größ­ten öffent­li­chen Dienst­lei­ster und als Stand­ort­fak­tor im Frei­staat Bay­ern hin­zu­wei­sen. Die Woche der Justiz bie­te den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern eine gute Gele­gen­heit, die Arbeit der Justiz in ihrer Viel­sei­tig­keit ken­nen­zu­ler­nen. „Zu einer guten Justiz gehört, dass die Bevöl­ke­rung Ver­trau­en zu ihr hat. Die Justiz hat gelernt, dass sie ihre viel­sei­ti­ge Arbeit bes­ser erklä­ren muss,“ so Schön, der mit Ablauf des Monats Mai in den Ruhe­stand tre­ten wird.

Den Fest­vor­trag hielt Mini­ste­ri­al­rä­tin Gabrie­le Engel, ihres Zei­chens Sach­ge­biets­lei­te­rin in der Ober­sten Bau­be­hör­de im Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um des Innern, für Bau und Ver­kehr und damit zustän­dig für alle Justiz­bau­ten in Bay­ern. Aus dem Blick­win­kel der Archi­tek­tin erläu­ter­te Engel die drei histo­ri­schen Pha­sen der Bau­tä­tig­keit im Justiz­be­reich: Im 19. Jahr­hun­dert sei es zu einem wah­ren Bau­boom gekom­men, als die Justiz ihr neu­ge­won­ne­nes Selbst­ver­ständ­nis als unab­hän­gi­ge Staats­ge­walt mit der Errich­tung von pracht­vol­len Gebäu­den, oft auch Justiz­pa­lä­ste genannt, zum Aus­druck gebracht habe. Mit Justiz­ge­bäu­den wie in Mün­chen, Nürn­berg und Bam­berg, aber auch in Bay­reuth, Schwein­furt und Würz­burg sei ein „archi­tek­to­ni­sches Freu­den­fest“ gefei­ert wor­den, das sich durch ganz Euro­pa gezo­gen habe. Dage­gen habe die Archi­tek­tur der Wie­der­auf­bau­zeit nach dem 2. Welt­krieg mit ihren kla­ren und sach­li­chen For­men eine funk­tio­na­le Neue­rung mar­kiert, die sich an der Tren­nung von Ver­wal­tungs­trakt und Sit­zungs­saal able­sen las­se. Als Bei­spie­le aus die­ser Zeit nann­te Engel die Justiz­ge­bäu­de in Aschaf­fen­burg und Coburg, die mitt­ler­wei­le selbst unter Denk­mal­schutz ste­hen und die mit dem Rin­gen um Aus­ge­wo­gen­heit zwi­schen archi­tek­to­ni­scher Gestal­tung und Sicher­heits­an­for­de­run­gen die Sanie­rungs­pla­ner vor beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen stel­len. Die Neu­bau­ten in Würz­burg und Hof als Bei­spie­le der heu­ti­gen moder­nen Archi­tek­tur sei­en einer­seits durch die Kom­bi­na­ti­on von frü­he­ren For­men mit neu­en Ideen geprägt, ande­rer­seits von den tech­ni­schen Stan­dards, die heut­zu­ta­ge für not­wen­dig gehal­ten wür­den und nicht ohne Aus­wir­kung auf Archi­tek­tur und Kosten blie­ben. Die nicht unum­strit­te­ne Archi­tek­tur des künf­ti­gen Amts­ge­richts­ge­bäu­des in Haß­furt nahm Engel zum Anlass, ihren Vor­trag mit eini­gen Über­le­gun­gen zu den Merk­ma­len einer guten Archi­tek­tur zu beschlie­ßen. „Ob Neu­bau, Sanie­rung, Erwei­te­rung oder ein­fach nur ein klei­ner Umbau – Qua­li­tät steht an ober­ster Stel­le.“ so Engel abschlie­ßend. „Wenn sich Archi­tek­tur, Tech­nik und Funk­ti­on zu einer über­zeu­gen­den Ein­heit zusam­men­fü­gen, dann ent­steht Qualität.“

Die Aus­stel­lung „Justi­ti­as frän­ki­sche Klei­der“ ist für die Öffent­lich­keit bis zum 4. Juli 2014 wäh­rend der regu­lä­ren Öff­nungs­zei­ten im 2. Ober­ge­schoss des Justiz­ge­bäu­des am Wil­helms­platz in Bam­berg zugänglich.