Vor­trag im FSMT: Instru­men­ta­li­sie­rung der Fest­kul­tur im „Drit­ten Reich“

Symbolbild Bildung

Das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um befasst sich heu­er mit sei­ner Haupt­aus­stel­lung festen, Fei­ern und Bräu­chen im Jah­res­kreis. Unter dem Aus­stel­lungs­ti­tel „Vom Drei­kö­nigs­sin­gen zur Sil­ve­ster­knal­le­rei. Fest – Brauch – Event“ geht es Ursprün­gen und Aus­prä­gun­gen von Festen und Fei­ern spe­zi­ell in der Frän­ki­schen Schweiz nach.

Beglei­tend zur Aus­stel­lung konn­te das Muse­um wie­der­um nam­haf­te Refe­ren­ten für sei­ne Vor­trags­rei­he gewinnen.

Den Auf­takt macht am Mitt­woch, den 31. 5. 2014 Dr. Eck­hard Dietz­fel­bin­ger vom Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum Reichs­par­tei­tags­ge­län­de Nürn­berg. In sei­nem Bei­trag „Instru­men­ta­li­sie­rung der Fest­kul­tur im „3. Reich“ stellt er die Ver­brei­tung und Ver­ein­nah­mung der Men­schen für die NS-Ideo­lo­gie als zen­tra­les Hand­lungs­feld in den Mit­tel­punkt. Die bekann­te­sten Bei­spie­le von NS-Fei­ern in der frän­ki­schen Regi­on waren die Reichs­par­tei­ta­ge in Nürn­berg und die „Fran­ken­ta­ge“ auf dem Hesselberg.

Mit der Instru­men­ta­li­sie­rung tra­di­tio­nel­ler Fest­kul­tur, z.B. dem Ern­te­dank­fest, ver­such­ten die Natio­nal­so­zia­li­sten nicht nur das öffent­li­che Leben, son­dern auch die Pri­vat­sphä­re zu durch­drin­gen. Die Fei­er­ge­stal­tung bil­de­te dabei ein zen­tra­les Ele­ment der natio­nal­so­zia­li­sti­schen Pro­pa­gan­da, boten sich hier doch vie­le Wege, natio­nal­so­zia­li­sti­sche Ideo­lo­gie in kon­kre­ter Form zu ver­mit­teln, wobei oft volks­tüm­li­che Tra­di­tio­nen ideo­lo­gisch ver­brämt wur­den. So dräng­te man bereits 1933 auf eine Neu­re­ge­lung der Fei­er­ge­stal­tung im natio­nal­so­zia­li­sti­schen Sin­ne, um durch die Wir­kung der Mas­sen­kund­ge­bun­gen das öffent­li­che Leben zu beein­flus­sen. Die tota­le Durch­drin­gung des All­tags soll­te auch v.a. durch das Ein­drin­gen ideo­lo­gi­scher Fei­er­kon­zep­te in die Pri­vat­sphä­re (z.B. Lebens­fei­er, Jugend­fei­ern) erreicht werden.
Dar­über hin­aus gab es regel­mä­ßig Lebens­fei­ern; beson­ders bedeut­sam waren auch die Par­tei­ta­ge sowie die ver­schie­de­nen Jugend­fei­ern. Orga­ni­sa­to­risch waren für die Fei­er­ge­stal­tung v.a. eini­ge Ämter im Reichs­mi­ni­ste­ri­um für Volks­auf­klä­rung und Pro­pa­gan­da und in der Reichs­pro­pa­gan­da­lei­tung sowie das Reichs­mi­ni­ste­ri­um des Innern u.a. zuständig.

Um die Wirk­sam­keit der Fei­ern zu gewähr­lei­sten, war jeweils ein ein­heit­li­ches Pro­gramm­sche­ma vor­ge­se­hen, von dem prin­zi­pi­ell kei­ne Abwei­chun­gen im Hin­blick auf loka­les Brauch­tum erlaubt waren. In spe­zi­el­len Ein­zel­an­lei­tun­gen, Hand- und Haus­bü­chern lag ein umfang­rei­ches Ange­bot an Pro­pa­gan­da­schrif­ten für den Ein­zel­nen und für die ver­schie­de­nen NS-Orga­ni­sa­tio­nen vor, von denen u.a. die SS und die HJ an der Ent­wick­lung eige­ner Ritua­le betei­ligt waren.

The­ma­ti­siert wird auch das Dop­pel­ge­sicht des „Drit­ten Rei­ches“ mit sei­ner Ambi­va­lenz von Moder­ni­tät und Anti­mo­der­ni­tät. Um eine mil­lio­nen­fa­che Anhän­ger­schaft zu mobi­li­sie­ren, bedien­te sich das NS-Régime aller moder­nen Pro­pa­gan­da­mit­tel. Es war damit erfolg­reich, weil sich Wis­sen­schaft und Tech­nik eben­so wie Kunst und Mas­sen­kul­tur nicht nur für demo­kra­ti­sche, son­dern auch für nicht­de­mo­kra­ti­sche System als funk­tio­nal erwiesen.

Der Vor­trag fin­det am Mitt­woch, dem 21. Mai 2014 um 19:30 Uhr im Pfarr­heim in Tüchers­feld statt. Als Unko­sten­bei­trag wer­den 2,50 € erhoben.