Sonn­tags­ge­dan­ken zum Muttertag

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Zum Jubel­ge­burts­tag besuch­te ein Repor­ter die alte Dame. „Groß­ar­tig, wie frisch und mun­ter Sie aus­se­hen mit ihren 80 Jah­ren“, wun­der­te sich der Mann von der Zei­tung. „Ach wis­sen Sie“, erwi­der­te die alte Dame stolz und ver­schmitzt zugleich: „Ich habe eine Toch­ter, die alles für mich tut, die mir jeden Wunsch von den Augen abliest!“ Anschlie­ßend traf der Besu­cher die so Geprie­se­ne im neben­zim­mer bei der Vor­be­rei­tung der Kaf­fee­ta­fel. „Wenn ich Sie mir so anse­he, dann mach ich mir Sor­gen um Sie“, mein­te er bestürzt: „Sie sehen so müde und abge­spannt aus!“ „Ach wis­sen Sie“, seufz­te die fünf­und­vier­zig­jäh­ri­ge Frau: „Wenn man neben einem auf­rei­ben­den Beruf noch eine anspruchs­vol­le Mut­ter hat, dann geht einem ab und zu die Luft aus. Sie wis­sen gar nicht, wie das ist, jeden frei­en Abend, jedes Wochen­en­de, jeden urlaub mit einer alten Frau zu ver­brin­gen, auch wenn es die eige­ne Mut­ter ist!“

Der Mut­ter­tag lädt uns ein, das The­ma Fami­lie in unse­rer Gesell­schaft zu beden­ken, nament­lich die Rol­le der Frau und Mut­ter. Ein intak­tes Fami­li­en­le­ben ist mehr wert als ein sack Gold, mehr als Kar­rie­re und gesell­schaft­li­che Ach­tung. In der Fami­lie muss man zur Ruhe kom­men, kraft schöp­fen, Lie­be und Ver­ständ­nis fin­den kön­nen. Die Ten­denz, Frau­en müss­ten berufs­tä­tig sein, um etwas zu gelten,halte ich für grund­falsch: Die Erzie­hung der Kin­der ist die wert­voll­ste Auf­ga­be über­haupt. Sozia­les Ver­hal­ten, rück­sicht auf Schwa­che und alte, muss man von klein auf ler­nen und ein­üben wie jede ande­re Fähig­keit auch. Nun gilt aber auch das ande­re, dass die Gene­ra­ti­on der Groß­el­tern sich nicht zu sehr in die Kin­der­er­zie­hung ein­mi­schen darf. Fer­ner dür­fen die Senio­ren ihre Kin­der und Enkel nicht über­be­an­spru­chen. Vor allem unver­hei­ra­te­te Töch­ter lei­den oft unter altern­den tyran­ni­schen Müt­tern. Der alte Mensch muss not­falls auch von sich aus bereit sein, ins Heim zu gehen. Anson­sten dro­hen Über­la­stung und Ver­bit­te­rung, ja offe­ner hass, bei den Pfle­ge­kräf­ten. Natür­lich wäre es bes­ser, die eige­nen Eltern bis zuletzt zu betreu­en, aber das geht eben nicht immer. Wir soll­ten des­halb recht­zei­tig, offen, ver­nünf­tig und fair über alle Pro­ble­me in der Fami­lie reden ohne Selbst­mit­leid und Ankla­ge, ohne die eige­nen Sor­gen und Bedürf­nis­se zu unter­drücken. Wenn so ein inner­fa­mi­liä­rer Kon­flikt human gelöst wird, kön­nen wir auch hier­in ein Werk des Hei­li­gen Gei­stes erken­nen, denn mensch­li­che Weis­heit und Kraft haben schnell ein Ende.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet