Ehren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tät Bay­reuth für Pro­fes­sor Ngũ­gĩ wa Thiong’o

Symbolbild Bildung
Ngugi wa Thiong’o. A1-Verlag/Foto: Daniel A. Anderson/University Communication

Ngu­gi wa Thiong’o. A1-Ver­la­g/­Fo­to: Dani­el A. Anderson/​University Communication

Einer der bedeu­tend­sten Autoren der Gegen­wart, der kenia­ni­sche Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler, Schrift­stel­ler und Kri­ti­ker Prof. Ngũ­gĩ wa Thiong’o,erhält am 5. Mai 2014 die Ehren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Die Bay­reuth Inter­na­tio­nal Gra­dua­te School of Afri­can Stu­dies (BIGS­AS) hat ihn für die­se Aus­zeich­nung vor­ge­schla­gen. Der Fest­akt beginnt um 17 Uhr im Hör­saal 24 des Gebäu­des RW I der Rechts- und Wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät (Ein­lass ab 16:30 Uhr). Die renom­mier­te Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin Anne V. Adams, Pro­fes­so­rin Eme­ri­ta an der Cor­nell Uni­ver­si­ty in New York, wird die Lau­da­tio hal­ten. Die Öffent­lich­keit und die Medi­en sind herz­lich ein­ge­la­den, an der Wür­di­gung von Prof. Ngũ­gĩ wa Thiong’o teil­zu­neh­men. Um eine Anmel­dung wird gebeten.

Ngũ­gĩ wa Thiong’o, der heu­te in den USA lebt und als Distin­gu­is­hed Pro­fes­sor of Eng­lish and Com­pa­ra­ti­ve Lite­ra­tu­re an der Uni­ver­si­tät von Kali­for­ni­en, Irvi­ne (UCI) lehrt, wur­de 1938 in Kenia gebo­ren. Sein Œuvre umfasst zahl­rei­che preis­ge­krön­te und in rund vier­zig Spra­chen über­setz­te Roma­ne, Thea­ter­stücke, Kurz­ge­schich­ten sowie Kin­der­li­te­ra­tur. Welt­weit haben sei­ne lite­ra­ri­schen Wer­ke in den Unter­richt an Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten Ein­gang gefun­den. Ein brei­tes Spek­trum wis­sen­schaft­li­cher Arbei­ten ist den lite­ra­ri­schen sowie den sozio­po­li­ti­schen und histo­ri­schen Aspek­ten sei­nes Schaf­fens gewid­met. Ngũ­gĩ wa Thiong’o ist mit nam­haf­ten inter­na­tio­na­len Lite­ra­tur­prei­sen aus­ge­zeich­net wor­den, dar­un­ter dem Noni­no Inter­na­tio­nal Pri­ze for Lite­ra­tu­re (2001) und dem Nicolás Guil­lén Life­time Achie­ve­ment Award for Phi­lo­so­phi­cal Lite­ra­tu­re (2014).

Vor 30 Jah­ren war Ngũ­gĩ wa Thiong’o meh­re­re Mona­te lang an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zu Gast. In die­ser Zeit ent­stan­den wesent­li­che Tei­le sei­nes Essays Deco­lo­ni­s­ing the Mind: The Poli­tics of Lan­guage in Afri­can Lite­ra­tu­re (1986). Sei­ne inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit Kolo­nia­lis­mus und Post­ko­lo­nia­lis­mus hat den selbst­be­wuss­ten und wider­stän­di­gen Umgang mit die­sem histo­ri­schen Erbe nach­hal­tig geför­dert – nicht allein in der Wis­sen­schaft, son­dern auch auf zahl­rei­chen Gebie­ten von Kul­tur und Gesellschaft.

Ngũ­gĩ wa Thiong’o setzt das fik­tio­na­le Erzäh­len und die For­men der sze­ni­schen Gestal­tung gezielt ein, um öko­no­mi­sche, sozia­le und poli­ti­sche Kon­stel­la­tio­nen in ihrem wech­sel­sei­ti­gen Zusam­men­hang zu beleuch­ten und ihre Aus­wir­kun­gen auf den ein­zel­nen Men­schen sicht­bar zu machen. In sei­nem Essay Wri­ters in Poli­tics: A Re-enga­ge­ment with Issues of Lite­ra­tu­re & Socie­ty (1997) betont er, dass Schrift­stel­le­rin­nen und Schrift­stel­ler den poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen, die eine Gesell­schaft prä­gen, nicht gleich­gül­tig zuse­hen dürf­ten. Gera­de von ihnen sei­en offe­ne und öffent­li­che Stel­lung­nah­men gefor­dert. Als Anhän­ger des Mot­tos ‚Lass Wor­ten Taten fol­gen‘ hat Ngũ­gĩ wa Thiong’o den Miss­brauch poli­ti­scher Macht in sei­nem Hei­mat­land Kenia vehe­ment kri­ti­siert. 1977 wur­de er des­we­gen ver­haf­tet. Eine inter­na­tio­na­le Kam­pa­gne, die unter ande­rem von Amne­sty Inter­na­tio­nal gelei­tet wur­de, erreich­te ein Jahr spä­ter sei­ne Ent­las­sung aus dem Gefängnis.

Mit beein­drucken­der Wider­stands­kraft hat er sein schrift­stel­le­ri­sches Enga­ge­ment auch wäh­rend sei­ner Inhaf­tie­rung fort­ge­setzt. Hier ent­stand sein erster Roman in sei­ner Mut­ter­spra­che Kikuy­u­mit dem Titel Cai­taa­ni mũt­ha­ra­ba-Inĩ (Der gekreu­zig­te Teu­fel, 1982). Die Erfah­run­gen in die­ser Zeit haben ihn in der Über­zeu­gung bestärkt, dass sei­ne kenia­ni­sche Mut­ter­spra­che das geeig­ne­te Medi­um sei, um den kul­tu­rel­len und poli­ti­schen Über­grif­fen des Kolo­nia­lis­mus ent­ge­gen­zu­wir­ken und über unge­rech­te Sozi­al­struk­tu­ren auf­zu­klä­ren. Weil Ngũ­gĩ wa Thiong’o sich auch nach sei­ner Frei­las­sung per­sön­li­chen Bedro­hun­gen aus­ge­setzt sah, ver­ließ er Kenia im Jah­re 1982 und ging ins Exil. Erst 20 Jah­re spä­ter besuch­te er sei­ne Hei­mat erst­mals wieder.

In der Urkun­de zur Ehren­pro­mo­ti­on, die Pro­fes­sor Ngũ­gĩ wa Thiong’oam 5. Mai 2014 über­reicht wird, heißt es: „Die Uni­ver­si­tät Bay­reuth ver­leiht durch die Bay­reuth Inter­na­tio­nal Gra­dua­te School of Afri­can Stu­dies (BIGS­AS) Herrn Pro­fes­sor Dr. h.c. mult. Ngũ­gĩ wa Thiong’o den aka­de­mi­schen Grad eines Dok­tors der Phi­lo­so­phie ehren­hal­ber (Dr. phil. h.c.) in Wür­di­gung sei­ner her­aus­ra­gen­den Ver­dien­ste um die Pro­fi­lie­rung der afri­ka­ni­schen Lite­ra­tu­ren, ins­be­son­de­re der Lite­ra­tu­ren in afri­ka­ni­schen Spra­chen. Sein Œuvre reflek­tiert sprach­li­che, lite­ra­ri­sche, kul­tu­rel­le und kul­tur­wis­sen­schaft­li­che, histo­ri­sche und phi­lo­so­phi­sche Fra­ge­stel­lun­gen in ihrem wech­sel­sei­ti­gen Zusam­men­hang. Sowohl in wis­sen­schaft­li­cher als auch in sozio­po­li­ti­scher Hin­sicht haben sei­ne Schrif­ten einen grund­le­gen­den Per­spek­ti­ven­wech­sel in Bezug auf das Ver­hält­nis zwi­schen Afri­ka und der Welt eröffnet.“

Anmel­dung:

Online: www​.besl​-tm​.de/​v​e​r​a​n​s​t​a​l​t​u​n​g​/​b​i​g​s​as/
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