84 „Genuss­bot­schaf­ter“ für Oberfranken

Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken und Hand­werks­kam­mer ent­wickel­ten neu­en Lehr­gang – erste 40 Lehr­gangs­teil­neh­mer erhiel­ten ihre Zeugnisse

84 "Genussbotschafter" für Oberfranken

84 „Genuss­bot­schaf­ter“ für Oberfranken

Die Reso­nanz auf den neu­en Lehr­gang war weit höher als erwar­tet: statt den erwar­te­ten 20, haben sich ins­ge­samt 84 Direkt­ver­mark­ter, Bäcke­rei­en, Metz­ge­rei­en, Bren­ne­rei­en, Gastro­no­men und Gäste­füh­rer für den von der Hand­werks­kam­mer und dem Ver­ein Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken neu ent­wickel­ten, 6 Tage umfas­sen­den Genuss­bot­schaf­ter ange­mel­det. Die ersten 40 Lehr­gangs­teil­neh­mer haben den Lehr­gang inzwi­schen durch­lau­fen und am 26. März ihre Zer­ti­fi­ka­te erhalten.

Wor­um es bei dem neu­en Lehr­gang geht ? Im Kern geht es um die tou­ri­sti­sche Ver­mark­tung Ober­fran­kens als Genuss­re­gi­on, es geht um die Schnitt­stel­le von Kuli­na­rik und Tou­ris­mus. Ein The­ma, das laut Emnid- Umfra­ge des Tou­ris­mus­ver­bands Fran­ken nach Land­schaft und Stadt­tou­ris­mus an der 3. Stel­le der Prio­ri­tä­ten­li­ste der Urlau­ber und Aus­flüg­ler steht, die nach Ober­fran­ken kommen.

Das Schlag­wort dazu heißt Genuss­re­gi­on erle­ben, und gemeint sind damit kuli­na­ri­sche Ange­bo­te und Erleb­nis­mög­lich­kei­ten, die über den rei­nen Ein­kauf regio­na­ler Lebens­mit­tel oder den Besuch regio­na­ler Wirts­häu­ser und Bier­gär­ten hin­aus gehen. Der Ver­ein Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken hat dazu ein Pro­jekt initi­iert, das durch das Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­ri­um für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten, den Euro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) und die Ober­fran­ken­stif­tung geför­dert wird. In einem ersten Schritt wur­de recher­chiert, wel­che Genuss- Erleb­nis­mög­lich­kei­ten es in Ober­fran­ken bereits gibt. Das Ergeb­nis war erstaun­lich, und ist unter www​.genuss​re​gi​on​.ober​fran​ken​.de in der Rubrik Genuss­re­gi­on erle­ben zu sehen: dort gibt es jetzt eine Samm­lung von knapp 200 Genuss- Erleb­nis­sen, die dazu ein­la­den, die Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken ein­mal ganz anders zu erle­ben. Genusserlebnisse.

Der zwei­te Pro­jekt­schritt war es, ein Lehr­gangs­kon­zept zu ent­wickeln, mit dem die Lehr­gangs­teil­neh­mer in die Lage ver­setzt wer­den, neue Genuss­erleb­nis­se in Ober­fran­ken zu schaf­fen. Verkostungs- und Sen­so­rik­an­ge­bo­te, Betriebs­be­sich­ti­gun­gen, beson­de­re cate­rings an beson­de­ren Stand­or­ten, Mit­mach­ak­tio­nen, Koch­kur­se, bis hin zu Genuss­tou­ren, Stadt- und Land­schafts­füh­run­gen mit Genuss­erleb­nis­sen oder die Betreu­ung von Busreisenden.

Als Genuss­bot­schaf­ter wer­den Per­sön­lich­kei­ten ange­spro­chen, die bereits eine ver­wand­te Aus­bil­dung z. B. als Stadt­füh­rer, Natur­park­füh­rer, als länd­li­che Gäste­füh­re­rin etc. durch­lau­fen haben, oder als Erzeu­ger regio­na­ler Spe­zia­li­tä­ten­pro­duk­te einen bestimm­ten Lebens­mit­tel­schwer­punkt ver­tre­ten kön­nen (Land­wirt­schaft­li­che Erzeu­ger, Bäcker, Metz­ger etc.).

Die aus­ge­wähl­ten Per­so­nen wur­den in einem 6‑tägigen Kurs wei­ter­qua­li­fi­ziert und sind jetzt in der Lage erstens, pro­fund Aus­kunft über die Spe­zia­li­tä­ten­viel­falt Ober­fran­kens und die Viel­zahl kuli­na­ri­scher Erleb­nis­mög­lich­kei­ten Aus­kunft zu geben. Zwei­tens haben die Teil­neh­mer ins­be­son­de­re gelernt, auch tou­ri­sti­sche Ange­bo­te zu kre­ieren, also z.B. z.B. Ver­ko­stungs­ver­an­stal­tun­gen für ver­schie­de­ne Nach­fra­ge­grup­pen (Betrie­be, Tou­ri­sten, Pri­vat­per­so­nen) durch­zu­füh­ren oder Rei­se­grup­pen die kuli­na­ri­schen High­lights einer Stadt oder einer Regi­on erklä­ren können.

Dar­über wer­den die Genuss­bot­schaf­ter z.B. in Zusam­men­ar­beit mit Hotels, Tou­ris­mus­in­sti­tu­tio­nen oder auch Volks­hoch­schu­len und ande­ren Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen beson­de­re kuli­na­ri­sche Mit­mach­ak­tio­nen, wie z.B. beson­de­re Koch- und Back­kur­se, Wurst­se­mi­na­re, kuli­na­ri­sche Spa­zier­gän­ge und vie­les mehr kreieren.

Das Aus­bil­dungs­pro­gramm

Das Aus­bil­dungs­pro­gramm wur­de von Prof. Dr. Uta Hen­gel­haupt, die sei­tens der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken das Pro­jekt Genuss­re­gi­on erle­ben betreut, ent­wickelt. Das Aus­bil­dungs­pro­gramm umfasst fol­gen­de Inhalte:

  • All­ge­mei­ne Didak­tik, Rhe­to­rik, Gäste­füh­rung (nur als Kurz­fas­sung: Grund­la­gen wer­den vorausgesetzt)
  • Ober­frän­ki­sche Spe­zia­li­tä­ten­viel­falt; Grund­la­gen­kennt­nis Back­wa­ren, Fleisch­wa­ren, Land­wirt­schaft, Gastro­no­mie, etc.
  • Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on; Grund­la­gen hand­werk­li­cher Erzeu­gung con­tra indu­stri­el­le Produktion
  • Geschich­te, Brauch­tum, Lan­des­kun­de, Kunst, Kul­tur regio­na­ler Lebensmittel
  • Ver­ko­stungs­me­tho­den
  • Erleb­nis­ent­wick­lung rund um das The­ma Genuss und Spezialitätenvielfalt

Zu die­sem Aus­bil­dungs­lehr­gang wur­de ein umfang­rei­ches Skript erstellt, das die Teil­neh­mer selbst­stän­dig erar­bei­ten. Die aus­ge­bil­de­ten Genuss­bot­schaf­ter, so der Kulm­ba­cher Land­rat Klaus Peter Söll­ner, 1. Vor­sit­zen­der des Ver­eins Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken kom­men aus allen Land­krei­sen Ober­fran­kens. Sie sind ab sofort wich­ti­ge Mul­ti­pli­ka­to­ren der Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken und wer­den jeweils in ihrem Bereich buch­ba­re Genuss­erleb­nis­se ent­wickeln. Und vor allem wer­den sie die Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken vor Ort mit Leben erfül­len und die Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken flä­chen­deckend in unse­re Regi­on tragen.

Die Genuss­bot­schaf­ter wer­den ihre Ange­bo­te in den näch­sten Wochen und Mona­ten ent­wickeln und ver­fei­nern. Danach wer­den die Ange­bo­te unter www​.genuss​re​gi​on​.ober​fran​ken​.de im Inter­net ver­öf­fent­licht und zusam­men mit den Tou­ris­mus­ver­bän­den der Regi­on ange­bo­ten und ver­mark­tet. Zunächst aber wer­den noch­mals 44 Genuss­bot­schaf­ter aus­ge­bil­det. Die­se durch­lau­fen den Genuss­bot­schaf­ter- Lehr­gang vom 1. bis 3. April und vom 28. bis 30. April. Der Lehr­gang ist jetzt schon voll belegt.

Ver­an­stal­tungs­ort

Als Ver­an­stal­tungs­ort wur­de das Baye­ri­sche Braue­rei- und Bäcke­rei­mu­se­um, Hofer Stra­ße 20, 95326 Kulm­bach aus­ge­wählt, da die zur Ver­fü­gung gestell­ten Räum­lich­kei­ten im Muse­ums-päd­ago­gi­schen Zen­trum sowohl von der Grö­ße und Aus­stat­tung wie durch die ange­bun­de­ne Infra­struk­tur des lebens­mit­tel-geschicht­lich aus­ge­rich­te­ten Muse­ums die besten Optio­nen boten. Je nach Aus­bil­dungs­in­hal­ten kön­nen hier die Koch- und Back­schu­le, der Vor­trags­saal mit ent­spre­chen­der tech­ni­scher Aus­stat­tung, die Koch­buch- und Gewürz­bi­blio­thek, die Schau­braue­rei oder die Aus­stel­lungs­expo­na­te des Muse­ums selbst genutzt wer­den. Für die Dar­stel­lung des ober­frän­ki­schen Metz­ger­hand­werks wird ein Hör­saal in der Fach­schu­le für Lebens­mit­tel­tech­nik, E.C.-Baumann-Straße 22, 95326 Kulm­bach genutzt.

Als Dozen­ten ste­hen zur Verfügung:

  • Prof. Dr. Uta Hen­gel­haupt, Gesamt­lei­tung und The­ma Angebotsentwicklung
  • Michae­la Engel­hardt (Bren­ne­rei und Hof­la­den Geist­Reich) Wein­garts, The­ma: ober­frän­ki­sche Spirituosen
  • Her­mann Jacob, Staat­li­che Fach­schu­le für Lebens­mit­tel­tech­no­lo­gie Kulm­bach: The­ma ober­frän­ki­sche Metzgereiprodukte
  • Hans-Die­ter Herold, Bäcker­mei­ster i.R.: The­ma ober­frän­ki­sche Backwaren
  • Rai­ner Pri­schenk, Bezirk Ober­fran­ken, Land­wirt­schaft­li­che Lehr­an­stal­ten Bay­reuth, The­ma: Land­wirt­schaft in Oberfranken
  • Dr. Tho­mas Spei­erl Bezirk Ober­fran­ken, Fach­be­ra­tung für Fische­rei, The­ma: Fisch in Oberfranken
  • Bea­te Roth, Food-Desi­gne­rin und Köchin, Wun­sie­del: The­ma: ober­frän­ki­sche Küche
  • Bri­git­te Lau­ter­bach, MUPÄZ Kulm­bach, The­ma: Gewür­ze in der ober­frän­ki­schen Küche
  • Ste­phan Ertl, Hote­lier und Jäger, Kulm­bach, The­ma: Wild in Oberfranken
  • Fer­di­nand Reb, Tou­ris­mus­zen­tra­le Fich­tel­berg, The­ma: Tou­ris­mus­struk­tu­ren in Oberfranken
  • Mar­tin Ständ­ner und Robert Boser, Braue­rei­mu­se­um Kulm­bach, The­ma: Bier in Oberfranken

Bei­spie­le: Krea­ti­ve Ideen für die neu­en Erleb­nis­an­ge­bo­te unse­rer Genussbotschafter

Der Bogen krea­ti­ver Ideen unse­rer neu­en Genuss­bot­schaf­ter ist weit gespannt:

Bei vie­len Stadt­füh­rern steht im Mit­tel­punkt die Idee, die Stadt­füh­rung durch eine Aus­wahl typi­scher Spe­zia­li­tä­ten aus hand­werk­li­cher Pro­duk­ti­on zu ergän­zen. Den Gästen soll dabei aus­drück­lich der „Geschmack der Regi­on“ nahe­ge­bracht wer­den, also auch die The­ma­tik: regio­na­le Roh­stoff­aus­wahl und indi­vi­du­el­le Erzeu­gung in hand­werk­li­cher Qualität.

Zu die­sem Hin­ter­grund sol­len auch Spe­zi­al­füh­run­gen aus­ge­ar­bei­tet wer­den, die den Besuch aus­ge­wähl­ter Betrie­be oder ein aus­ge­wähl­tes Menü mit typi­schen Bie­ren und pas­sen­den Gerich­ten ein­schlie­ßen. Für die indi­vi­du­el­le Nach­fra­ge sol­len dazu auch aus­ge­wähl­te Spe­zia­li­tä­ten­me­nüs in der Zusam­men­ar­beit mit Gastro­no­mie­be­trie­ben und Spe­zia­li­tä­ten­an­bie­tern kre­iert werden.

Ein wei­te­rer Schwer­punkt liegt im Ange­bot von Mit­mach­ak­tio­nen, ange­fan­gen beim Klöß-Koch­kurs, über die Wurst­ver­ko­stung bis zum Zer­le­ge­kurs für Wild. Dar­um her­um wer­den wei­te­re Ange­bo­te wie ein geführ­ter Natur­spa­zier­gang, eine Exkur­si­on zu Wei­de­rind-Hal­tern, die Beglei­tung auf der Pirsch und die Erklä­rung des Lebens­rau­mes „Wald und Wie­se“ ent­wickelt werden.

Eini­ge Genuss­bot­schaf­ter wol­len das The­ma „Mit­ma­chen“ aus­bau­en und als Tages- oder Wochen­end­an­ge­bot mit einem Hotel­be­trieb als Part­ner ent­wickeln. Dazu gehö­ren Back‑, Wurst- und Bren­ner­kur­se, die bereits tie­fer in die jewei­li­ge Pro­fes­si­on ein­füh­ren. Die Teil­neh­mer ler­nen dabei z.B. die Grund­la­gen der Wurst­er­zeu­gung mit Würz- und Räu­cher­se­mi­nar, erhal­ten jeweils ein Paket selbst­ge­mach­ter Wurst sowie eine umfang­rei­che Rezeptsammlung.

Teil­neh­mer mit land­wirt­schaft­li­chem Hin­ter­grund bie­ten einer­seits Erleb­nis­an­ge­bo­te auf ihrem eige­nen Hof mit Füh­rung z.B. durch ein Wild­gat­ter oder ein Erd­beer­feld an. Hier­zu wer­den typi­sche Hal­tungs­be­din­gun­gen für Tie­re oder das The­ma Boden­frucht­bar­keit / Bestäu­bung durch Bie­nen und Hum­meln, Arten­viel­falt im Feld­an­bau ange­bo­ten und je nach Sai­son z.B. Erd­beer­mar­me­la­de gekocht oder ein Frucht-Limes zube­rei­tet. In die­sem Bereich sol­len auch vie­le Ange­bo­te für Schu­len aus­ge­ar­bei­tet werden.

Ein wei­te­res Ideen­spek­trum fällt in den Bereich der Land­schafts­füh­rung sowie der Erläu­te­rung von Kul­tur und Land­schafts­öko­lo­gie. In die­sem Zusam­men­hang kön­nen The­men wie „regio­na­le Erzeu­gung“ oder auch „regio­na­le Wirt­schafts­kreis­läu­fe“ bei­spiel­haft und exem­pla­risch auf den Punkt gebracht wer­den, wenn die Teil­neh­mer z.B. erle­ben, wel­chen Sinn der Getrei­de­an­bau in der Regi­on, kom­bi­niert mit der regio­na­len Müh­le macht, die vie­le Spe­zia­li­tä­ten­meh­le auf Anfra­ge her­stel­len kann, sowie kom­bi­niert mit dem regio­na­len Bäcker, der dar­aus Bro­te her­stellt, die den Geschmack der Regi­on indi­vi­du­ell verkörpern.

Auch Füh­run­gen über Streu­obst­wie­sen mit Besuch einer Moste­rei oder Bren­ne­rei und anschlie­ßen­dem Pick­nick im Obst­gar­ten gehö­ren dazu oder die Idee, die typi­schen Mager­ra­sen als wert­vol­le Lebens­räu­me dar­zu­stel­len, einen Wan­der­schä­fer zu besu­chen und anschlie­ßend an einem beson­de­ren Ort mit tol­lem Aus­blick in die Land­schaft ein Buf­fet mit regio­na­len Spe­zia­li­tä­ten zu genießen.