MdB Eli­sa­beth Schar­fen­berg zur Drogenpolitik

„Schwarz-rote Dro­gen­po­li­tik blen­det Cry­stal aus, gespart wird bei Prä­ven­ti­on und Modellprojekten“

Anläss­lich der Ergeb­nis­se einer Klei­nen Anfra­ge der Grü­nen zur Dro­gen­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung, erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg MdB, Mit­glied im Gesund­heits­aus­schuss, Frak­ti­on Bünd­nis 90/​Die Grünen:

Schwarz-Rot will spa­ren, und das aus­ge­rech­net bei der Dro­gen­prä­ven­ti­on und den Modell­pro­jek­ten zum Dro­gen- und Sucht­mit­tel­miss­brauch. Der Ein­fach­heit hal­ber blen­det die Bun­des­re­gie­rung des­halb die aktu­el­le Ent­wick­lung aus. Kon­kre­te Prä­ven­ti­ons­pro­jek­te im Bereich (Meth-)Amphetamine kom­men nicht vor. Das zei­gen die Ant­wor­ten der Bun­des­re­gie­rung auf eine aktu­el­le Klei­ne Anfra­ge der Grü­nen. Eine schlech­te Nach­richt für unse­re vom Cry­stal-Vor­marsch stark betrof­fe­ne Regi­on. Denn sowohl in der Prä­ven­ti­on, als auch bei der För­de­rung der Selbst­hil­fe hin­ken wir im Bund wie in Bay­ern bei dem The­ma weit hinterher.

Ins­ge­samt ste­hen der Dro­gen­po­li­tik im aktu­el­len Haus­halt gera­de ein­mal 12,1 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung, im Ver­gleich zu 14,3 Mil­lio­nen im Jahr 2010. Zudem wur­den die Mit­ar­bei­ter­stel­len der neu­en Dro­gen­be­auf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung fast hal­biert. Dabei wären gera­de Modell­pro­jek­te und genaue Daten zu Cry­stal Meth von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Bis­her haben wir noch immer kei­ne gesi­cher­ten Zah­len, die zwi­schen Kon­su­men­ten von Amphet­ami­nen (Speed) und Metham­phet­amin (Cry­stal) unter­schei­den. Immer­hin zeigt eine aktu­el­le Stu­die der Bun­des­re­gie­rung zu den Kon­su­men­ten-Grup­pen, über die ich kürz­lich berich­te­te , dass die Dro­ge wei­te­re Krei­se zieht. Sie ist kei­nes­wegs nur auf eine klei­ne Grup­pe von Risi­ko-Kon­su­men­ten beschränkt. Im Beruf, beim Sport, beim Par­ty­ma­chen oder auch von Eltern wird die Dro­ge zur Lei­stungs­stei­ge­rung konsumiert.

So wich­tig die Erkennt­nis­se aus der Stu­die sind, das ist nur der Anfang. Gera­de ange­sichts der zer­stö­re­ri­schen Wir­kung der Dro­ge, die schnell zur Abhän­gig­keit führt, und der unter­schied­li­chen Kon­su­men­ten­grup­pen, sind Prä­ven­ti­on, die För­de­rung von Selbst­hil­fe vor Ort und mehr the­ra­peu­ti­sche Hil­fe das Gebot der Stun­de. Wer etwa auf­grund beruf­li­cher und fami­liä­rer Dop­pel­be­la­stung zum Cry­stal-Kon­su­men­ten wird, sucht sich im Früh­sta­di­um viel­leicht eher Hil­fe bei nied­rig­schwel­li­gen Selbst­hil­fe­pro­jek­ten oder in spe­zia­li­sier­ten Online-Portalen.

Anstatt zu spa­ren, wäre die Inve­sti­ti­on in ein Bun­des­mo­dell­pro­jekt. für unse­re Regi­on drin­gend erfor­der­lich. Wir brau­chen eine regio­na­le Crys­tal­stra­te­gie, die Prä­ven­ti­on, Selbst­hil­fe und The­ra­pie ver­zahnt und auch Poli­zei und Zoll ein­bin­det. Wich­tig sind regio­na­le För­der­pro­gram­me, die Selbst­hil­fe­grup­pen vor Ort eine ver­läss­li­che und lang­fri­sti­ge Per­spek­ti­ve bie­ten und damit den Hil­fe­su­chen­den einen Anker zum Aus­stieg. Denn die Zah­len spre­chen eine kla­re Spra­che: Seit zehn Jah­ren stei­gen die Auf­griffs­zah­len für Cry­stal Meth in den Grenz­re­gio­nen zu Tsche­chi­en. Die Bun­des­re­gie­rung hat das The­ma viel zu lan­ge igno­riert– ein fata­ler Feh­ler wie die aktu­el­le Ent­wick­lung zeigt. Jetzt macht sie den sel­ben Feh­ler wie­der, wenn sie den Spar­stift aus­ge­rech­net bei der Dro­gen­prä­ven­ti­on ansetzt.