GAL Bam­berg: „Antrag ist zum gro­ßen Teil ein Schaufensterantrag“

Stel­lung­nah­me der GAL-Stadt­rats­frak­ti­on: War­um die GAL einen frak­ti­ons­über­grei­fen­den Antrag von SPD, CSU und FW nicht mit unter­zeich­net hat, ihm bei der Behand­lung im Stadt­rat den­noch zustim­men wird.

Für den von SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Wolf­gang Metz­ner initi­ier­ten gemein­sa­men Antrag von SPD, CSU und Frei­en Wäh­lern wur­de auch die GAL um Mit­un­ter­zeich­nung gebe­ten. Die GAL-Stadt­rä­tIn­nen haben dies aus fol­gen­den Grün­den abgelehnt:

1.) Der SPD-CSU-FW-Antrag for­dert, die Ange­mes­sen­heit einer Woh­nung für ALG-2-Haus­hal­te („Kosten der Unter­kunft“, KdU) an der Wohn­geld­ta­bel­le plus 10% aus­zu­rich­ten, was eine wesent­li­che Anhe­bung der KdU bedeutet.

Dazu die GAL:

Die GAL bean­trag­te erst­mals im Juli 2011, die KdU anzu­he­ben. Bereits damals war klar, dass durch dra­stisch gestie­ge­ne Mie­ten in Bam­berg und den ange­spann­ten Miet­woh­nungs­markt die aktu­ell wirk­sa­men KdU-Zah­lun­gen der Stadt rechts­wid­rig (!) sind. Dar­auf hat die GAL wie­der­holt im Stadt­rat hin­ge­wie­sen. Der Stadt­rat nahm jedoch kei­ne Anhe­bung vor.

Mit einem Dring­lich­keits­an­trag vom 26.11.2012 für die Haus­halts­be­ra­tun­gen im Dezem­ber 2012 bean­trag­te die GAL, gemäß der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts, ganz kon­kret eine Anhe­bung der KdU-Ange­mes­sen­heits­gren­zen gemäß Wohn­geld­ta­bel­le plus 10%. Die­ser Antrag wur­de von CSU und SPD abge­lehnt. Der Antrags­in­halt ent­spricht haar­ge­nau dem des nun aktu­ell von die­sen Frak­tio­nen gestell­ten Antrags!!! Tat­säch­lich erfolg­te zwar zum 1.1.2013 eine gering­fü­gi­ge Erhö­hung (nur 5% in Rela­ti­on zum 1.1.2009), die aber völ­lig unge­nü­gend ist.

Am 25. Novem­ber 2013 stell­te die GAL erneut einen Antrag für die Haus­halts­be­ra­tun­gen, der dies­mal eine sehr beschei­de­ne Anhe­bung der KdU um nur 3% im Ver­gleich zum 1.1.2013 for­der­te. Auch die­ser Antrag wur­de von CSU und SPD abgelehnt.

Der nun vor­lie­gen­de frak­ti­ons­über­grei­fen­de Antrag, der nun plötz­lich das for­dert, was von den­sel­ben Frak­tio­nen zuvor mehr­fach abge­lehnt wur­de, ist vor die­sem Hin­ter­grund als rein popu­li­sti­scher Antrag zum Stim­men­fang im Wahl­kampf zu werten.

2.) Der SPD-CSU-FW-Antrag will nicht aus­ge­ge­be­ne Gel­der des Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­kets des Bun­des für ande­re sozia­le Zwecke zugun­sten bedürf­ti­ger Fami­li­en verwenden.

Dazu die GAL:

Tat­säch­lich gab es Ende des Jah­res 2012 – ein Jahr nach Ein­füh­rung des Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­kets – zu viel Gel­der, die vom Bund an die Stadt Bam­berg gin­gen und von die­ser nicht an bedürf­ti­ge Kin­der aus­ge­zahlt wur­den. Aller­dings kam das über­haupt erst nach einer Anfra­ge der GAL-Stadt­rats­frak­ti­on ans Licht. Es han­del­te sich um 140.000 Euro. Die GAL bean­trag­te damals umge­hend, unter­stützt vom Kol­le­gen Weins­hei­mer (FW), die­sen Betrag zur Finan­zie­rung von Schul­so­zi­al­ar­beit an Grund­schu­len zu ver­wen­den. Bei den Haus­halts­be­ra­tun­gen wur­de dies aber von SPD und CSU abge­lehnt. Die 140.000 Euro wur­den auch sonst für kei­ne Zwecke genutzt, die bedürf­ti­gen Kin­dern zugu­te gekom­men wären – viel­mehr ver­schwan­den sie ein­fach im Haus­halts­etat der Stadt Bamberg.

Seit dem Jahr 2013 wird das Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­ket spitz abge­rech­net, das bedeu­tet, dass der Bund nur exakt so viel Geld an die Kom­mu­nen über­weist, wie die auch tat­säch­lich an bedürf­ti­ge Fami­li­en, die Anträ­ge an das Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­ket stel­len, aus­zah­len. Mit­hin ist Antrags­punkt 2 des Antrags obso­let, eben­so wie der Finan­zie­rungs­vor­schlag (Rest­gel­der aus dem Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­ket) für alle im Antrag genann­ten Maßnahmen.

Vor gut einem Jahr (Ende 2012) hät­ten SPD und CSU armen Kin­dern Gutes tun kön­nen, sie haben es abge­lehnt. Heu­te, wo es gar nicht mehr mög­lich ist, bean­tra­gen sie es. Das ist scheinheilig.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist die GAL-Stadt­rats­frak­ti­on nicht wil­lens, einen sol­chen Antrag, der in sei­nen wesent­li­chen Punk­ten schlicht­weg als unlau­ter bezeich­net wer­den muss, mit zu unter­zeich­nen. Gleich­wohl wird die GAL selbst­ver­ständ­lich die Punk­te, die eine von der GAL seit lan­gem gefor­der­te Ver­bes­se­rung für bedürf­ti­ge Men­schen dar­stel­len (Ver­bes­se­run­gen bei KdU und mehr Infor­ma­tio­nen für die Betrof­fe­nen über das Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­ket) bei der Abstim­mung im Stadt­rat unterstützen.