Stadt Bam­berg ver­öf­fent­licht zwei neue Bücher zu den Hexen­pro­zes­sen im Hoch­stift Bamberg

hbuchWar es doch Justizmord?

Im 17. Jahr­hun­dert wird im Hoch­stift Bam­berg eines der dun­kel­sten Kapi­tel sei­ner Geschich­te geschrie­ben: Unter Bam­bergs Fürst­bi­schö­fen loder­te eine der grau­sam­sten „Hexen­ver­fol­gun­gen“ Euro­pas auf. In ihr wer­den gut 1000 Frau­en, Män­ner und Kin­der der Hexe­rei bezich­tigt, ange­klagt, gefol­tert, ermor­det. Gleich zwei neue Bücher beschäf­ti­gen sich mit die­sen grau­sa­men Gescheh­nis­sen: „Hexen­pro­zes­se und Hexen­ver­fol­gung“ im Hoch­stift Bam­berg und „So wirdt die gant­ze Bur­ger­schafft ver­brendt…“ Der Brief des Bam­ber­ger Bür­ger­mei­sters Johan­nes Juni­us aus dem Hexen­ge­fäng­nis 1628.

Der Höhe­punkt der Buch­vor­stel­lung war denn auch die ein­drück­li­che Prä­sen­ta­ti­on des Juni­us-Briefs in der Ori­gi­nal­fas­sung durch den gran­dio­sen Eck­hart Neu­berg, der am E.T.A. Hoff­mann-Thea­ter der­zeit auch in King Lear bril­liert. Fast schien man neben ihm im Gefäng­nis zu ste­hen und lausch­te ent­setzt den Erklä­run­gen des geschun­de­nen Bürgermeisters.

Unter Lei­tung von Kul­tur­re­fe­rat und Stadt­ar­chiv Bam­berg wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr die The­men­wo­chen „Die Hexen­pro­zes­se im Hoch­stift Bam­berg – Eine vor­läu­fi­ge Bilanz“ orga­ni­siert. Par­al­lel dazu fand die Aus­stel­lung von Ori­gi­nal­do­ku­men­ten der Bam­ber­ger Hexen­pro­zes­se, „Zeu­gen eines Mas­sen­mor­des“, in der Staats­bi­blio­thek Bam­berg statt.

Eine Doku­men­ta­ti­on die­ser The­men­wo­chen, inklu­si­ve eines aus­führ­li­chen Kata­logs der Aus­stel­lung liegt nun als Buch vor. Lite­ra­risch abge­run­det wird die Publi­ka­ti­on durch das preis­ge­krön­te Hör­spiel von Peter Braun „Die Zau­be­rin sollst Du nicht leben lassen“.

Zudem hat der ehe­ma­li­ge Lei­ter des Stadt­ar­chivs Bam­berg, Dr. Robert Zink gemein­sam mit dem Histo­ri­ker Johan­nes Has­sel­beck den Brief des Johan­nes Juni­us, sowie des­sen Leben und Ster­ben, wis­sen­schaft­lich neu erforscht und ana­ly­siert. Erstaun­li­che Erkennt­nis­se konn­ten dabei gewon­nen wer­den, die den Anschein der poli­ti­schen Hin­ter­grün­de der dama­li­gen Mas­sen­mor­de erhär­ten. In sei­nem Vor­trag zur Buch­vor­stel­lung stellt Zink die The­se auf, dass es sich damals um Justiz­mor­de gehan­delt habe.

Die mei­sten Hexen­ver­fol­gun­gen fan­den vom 15. bis zum 18. Jahr­hun­dert statt. In ihnen gehen in den Län­dern Euro­pas geschätzt 42.000 Men­schen zugrun­de, davon etwa 25.000 auf dem Gebiet des Hei­li­gen Römi­schen Rei­ches Deut­scher Nati­on. Die Ver­fol­gun­gen errei­chen ihren Höhe­punkt zwi­schen 1570 und 1670. Nach der Flut von Hin­rich­tun­gen auf den Schei­teln der drei Bam­ber­ger Ver­fol­gungs­wel­len zwi­schen 1612 und 1632, sind 1000 Bür­ger des Hoch­stifts Bam­berg Opfer des Hexen­wahns gewor­den. Bam­berg ist damit einer der grau­en­voll­sten Schau­plät­ze der Hexen­ver­fol­gun­gen. Die aus­ufern­den Hin­rich­tun­gen erfolg­ten anfangs im nahen Zeil am Main, bis 1627 in Bam­berg eigens ein Hexen­ge­fäng­nis gebaut wird: das Mal­e­fiz­haus. Das Tru­den­haus wird zur Fol­ter­stät­te, die Schei­ter­hau­fen aber bren­nen vor aller Augen. Sie erlö­schen erst nach dem Tod der „grau­en Emi­nenz“ der Ver­fol­gun­gen, Weih­bi­schof Fried­rich För­ner, im Jahr 1630, und der Beset­zung des Hoch­stifts Bam­berg durch die Schwe­den 1632 im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg. Ab 1635 wird das Mal­e­fiz­haus abge­tra­gen. Kein Gebäu­de Bam­bergs zeugt mehr von den Ver­bre­chen. Ein Zeug­nis der Schrecken aber sind der Brief des gefol­ter­ten und spä­ter hin­ge­rich­te­ten Bür­ger­mei­sters Johan­nes Juni­us aus dem Gefäng­nis und gut 800 Ver­hör­pro­to­kol­le, die in Bam­berg erhal­ten sind. Seit dem 19. Jahr­hun­dert rücken sie das Hoch­stift Bam­berg in den Blick­punkt der For­schun­gen zur Geschich­te der Hexenverfolgungen.