Bay­reuth: Aus­stel­lung im RW21 zu den Opfern rech­ter Gewalt seit 1990

Symbolbild Bildung

Vom 5. bis 28. Novem­ber in der Gale­rie der Stadt­bi­blio­thek – Umfang­rei­ches Begleitprogramm

Die Stadt­bi­blio­thek Bay­reuth zeigt vom 5. bis 28. Novem­ber in der Gale­rie des RW21, Richard-Wag­ner-Stra­ße 21, die Wan­der­aus­stel­lung „Opfer rech­ter Gewalt“ des Ver­eins „Opfer­per­spek­ti­ve“. Sie por­trai­tiert als Doku­ment wider das Ver­drän­gen und Ver­ges­sen Men­schen, die in Deutsch­land seit 1990 rech­ter Gewalt zum Opfer gefal­len sind. Vie­le von ihnen wur­den getö­tet, weil für sie im Welt­bild von Rech­ten kein Platz ist, man­che, weil sie den Mut hat­ten, Nazi-Paro­len zu wider­spre­chen. Eini­ge Schick­sa­le beweg­ten die Öffent­lich­keit, vie­le wur­den nur am Ran­de wahr­ge­nom­men, ver­ges­sen sind die meisten.

Im Jahr 1990 hält der zwei­te Irak-Krieg die Welt in Atem. Deutsch­land freut sich über die Wie­der­ver­ei­ni­gung. In Bay­reuth gehö­ren Tra­bis zum Stra­ßen­bild. In Bran­den­burg stirbt der aus Polen stam­men­de Andrzej Frat­c­zak, als er eine Dis­ko­thek in Lüb­ben­au ver­las­sen will. Frat­c­zak wird von drei jun­gen Män­nern attackiert, ver­prü­gelt und durch einen Mes­ser­stich töd­lich ver­letzt. Er ist das erste Opfer rech­ter Gewalt nach der Wiedervereinigung.

Von 1990 bis 2011 sind min­de­stens 169 Men­schen durch rech­te Gewalt umge­kom­men. Nur weni­ge die­ser Schick­sa­le beweg­ten die Öffent­lich­keit. Offi­zi­ell wur­den nur 63 Todes­op­fer rech­ter Gewalt seit 1990 aner­kannt. Die Wan­der­aus­stel­lung erin­nert an Men­schen wie Jana Geor­gie (14 Jah­re), Bahi­de Ars­lan (51), Hart­mut Nickel (61) oder Kajrat Bate­sov (24) und erzählt ihre Geschich­te. Kon­zi­piert wur­de sie von der Künst­le­rin Rebe­ca For­ner. Für den Ver­leih ist der Ver­ein „Opfer­per­spek­ti­ve“ Ansprech­part­ner. Seit 1998 bie­tet er lan­des­weit eine auf­su­chen­de Bera­tung für Opfer rech­ter Gewalt und deren Ange­hö­ri­ge an. Nürn­berg und Wei­den zäh­len zu den Städ­ten in der Regi­on, in denen die Aus­stel­lung bereits Sta­ti­on gemacht hat, nach Bay­reuth kommt sie auf Ein­la­dung der Werner-Zapf-Stiftung.

Kosten­lo­se Füh­run­gen für Ein­zel­be­su­cher fin­den am 6. Novem­ber (10.30 Uhr), 9. Novem­ber (11 Uhr), 15. Novem­ber (17 Uhr), 21. Novem­ber (18 Uhr) und am 26. Novem­ber (12 Uhr) statt. Ter­mi­ne für Grup­pen­füh­run­gen kön­nen bei der Wer­ner-Zapf-Stif­tung unter E‑Mail info@​werner-​zapf-​stiftung.​de oder tele­fo­nisch unter (09 21) 50 70 90 97 erfragt werden.

Für Ver­ei­ne und Ein­rich­tun­gen, die über rech­te Gewalt infor­mie­ren und sich gegen die­se enga­gie­ren, wer­den umfang­rei­che Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en bereit­ge­hal­ten. An den Hör­sta­tio­nen des RW21 sind wäh­rend des Aus­stel­lungs­zeit­raums Audio­fea­tures instal­liert. So erin­nert eine Sta­ti­on an die Eska­la­ti­on nach der deut­schen Ver­ei­ni­gung, die in den pogrom­ar­ti­gen Angrif­fen von Rock­stock-Lich­ten­ha­gen 1992 gip­fel­te. In drei wei­te­ren Tracks wird aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven über den per­sön­li­chen Umgang mit dem Gesche­he­nen berichtet.

Die Aus­stel­lung bewegt, erschüt­tert und wirft Fra­gen auf. Daher bie­tet das beglei­ten­de Rah­men­pro­gramm zusätz­li­che Mög­lich­kei­ten, sich mit dem The­ma auf viel­fäl­ti­ge Wei­se aus­ein­an­der­zu­set­zen. Gestal­tet wur­de das Pro­gramm in Zusam­men­ar­beit von RW21 – Stadt­bi­blio­thek und Volks­hoch­schu­le mit dem Evan­ge­li­schen Bin­dungs­werk Bayreuth/​Bad Berneck/​Pegnitz und dem Iwa­le­wa-Haus. Geför­dert wur­de es aus Mit­teln der Bun­des­in­itia­ti­ve „Tole­ranz för­dern – Kom­pe­tenz stär­ken“, an der sich auch die Stadt Bay­reuth seit meh­re­ren Jah­ren beteiligt.

Zur Aus­stel­lung und zum Pro­gramm ist ein Fly­er erschie­nen, der alle rele­van­ten Infor­ma­tio­nen ent­hält. Er steht auf der städ­ti­schen Home­page www​.bay​reuth​.de zum Down­load zur Ver­fü­gung. Das Rah­men­pro­gramm umfasst sze­ni­sche Lesun­gen mit anschlie­ßen­der Dis­kus­si­on eben­so wie Vor­trags­ver­an­stal­tun­gen, Kon­zer­te und Semi­na­re für Argu­men­ta­ti­ons­trai­ning gegen Rechts­po­pu­lis­mus sowie zum The­ma „Zivil­cou­ra­ge lässt sich lernen“.

Info: Aus­stel­lung „Opfer rech­ter Gewalt seit 1990 in Deutsch­land“ (5. bis 28. Novem­ber) in der Gale­rie des RW21, Richard-Wager-Stra­ße 21; Ein­tritt: frei; Öff­nungs­zei­ten: Diens­tag bis Frei­tag von 10 bis 19 Uhr, Sams­tag von 10 bis 15 Uhr; Grup­pen­füh­run­gen: Anmel­dung unter Tele­fon (09 21) 50 70 90 97. Infor­ma­tio­nen zum Rah­men­pro­gramm unter www​.opfer​-rech​ter​-gewalt​.de und www​.bay​reuth​.de.