Sonn­tags­ge­dan­ken: Was ist der Mensch?

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Es kommt hier alles auf den Blick­win­kel an. Man kann sagen: „Der Mensch ist ein Tier höhe­rer Ord­nung.“ Oder: „Der Mensch ist eine Art Maschi­ne!“ Bei­des stimmt, aber nur zu einem Teil. Wir kön­nen den Men­schen psy­cho­lo­gisch oder sozio­lo­gisch betrach­ten, kön­nen von sei­ner See­le, von sei­ner Rol­le in der Gesell­schaft aus­ge­hen. Wir kön­nen den Men­schen als „Kro­ne der Schöp­fung“ fei­ern oder uns ent­set­zen über mensch­li­che Grau­sam­keit. Die Bibel nennt den Men­schen „Eben­bild Got­tes“, das meint Stell­ver­tre­ter und Reprä­sen­tant Got­tes auf Erden. Das gilt für jeden Men­schen. Jeder Mensch kann und soll nach­den­ken über sich, kann und soll Ver­ant­wor­tung über­neh­men für sich und ande­re. Pflan­zen und Tie­re kön­nen das nicht. Die Bibel sieht den Men­schen nüch­tern, weiß um die „Sün­de“ des Men­schen. „Sün­de“ meint nicht nur mora­li­sches Ver­sa­gen, son­dern auch, dass wir stets um uns selbst krei­sen, zu wenig auf Gott und zu sehr auf uns schau­en, uns beherr­schen las­sen von der Tret­müh­le des All­tags, von unse­ren Illu­sio­nen, von unse­rem Fut­ter­neid. Die Bibel gibt das zu, beschö­nigt nichts, speist uns nicht mit hoh­len Phra­sen ab wie: „The show must go on! Take it easy!“

Die Bibel warnt uns vor der heu­te so übli­chen Selbst­ver­göt­zung, wo jeder meint, er wis­se, kön­ne und dür­fe alles. Gott rührt das Herz jedes Men­schen an, mal lei­se, mal deut­lich, mal trö­stend, mal war­nend. Es geht dar­um, sich betend dem Hei­li­gen Geist zu öff­nen, von ihm durch­drin­gen zu las­sen, dass wir begrei­fen, was jeweils dran ist. Wer es poe­tisch zusam­men­fas­sen will, höre fol­gen­de Zei­len von Arno Pötzsch:

„Was bin ich, Gott? Was ist der Mensch vor Dir?
Der Mensch­heit alte, immer neue Fragen,
seit Anbe­ginn Geschlech­tern aufgetragen,
ich tra­ge sie, ach, von Kind an auch in mir.

Was ist der Mensch, der böse, trotzig-wilde,
der unge­stillt erbaut, zer­stört sein Reich?
Sich selbst ein Rät­sel, das kein Herz enthüllte!

Du aber sprichst: Ich schuf Dich mir zum Bilde -
Bild heißt Geschöpf und Bild heißt Ziel zugleich -
und unstet bleibst Du, Mensch, bis sich’s erfüllte!“

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet