Sonn­tags­ge­dan­ken: Gedan­ken zu Erntedank

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Als der spä­te­re luthe­ri­sche Bischof Wil­helm Stäh­lin, damals noch jun­ger Leh­rer in Nürn­berg, vor 100 Jah­ren sei­ne Schü­ler frag­te, wo denn das Brot her­kom­me, erwi­der­ten die Kin­der wie selbst­ver­ständ­lich: „Aus der Fabrik“. Die­se Kin­der wuss­ten nichts mehr von den natür­li­chen Zusam­men­hän­gen. Schon anfangs der 60er Jah­re wun­der­te sich der Bischof dar­über, wie immer gedan­ken­lo­ser die Men­schen mit Nah­rungs­mit­teln umgin­gen, daß sie kaum noch spür­ten, wie ange­wie­sen wir Men­schen auf eine gesun­de Natur sind, und schon Jahr­zehn­te vor der Öko-Wel­le kri­ti­sier­te Stäh­lin, daß in unse­rem Land Lebens­mit­tel mas­sen­haft weg­ge­wor­fen und künst­li­che Bedürf­nis­se nach Genuss­mit­teln durch die Wer­bung geweckt wer­den. Der Raub­bau an der Natur ging seit­her unge­bremst wei­ter und die Poli­ti­ker wischen alle Beden­ken vom Tisch, wenn es um Arbeits­plät­ze, um Stand­ort­vor­tei­le geht.

Als Pfar­rer möch­te ich nicht nur räso­nie­ren, son­dern lie­ber am Ern­te­dank­tag Gott für das lebens­wich­ti­ge „täg­li­che Brot“ dan­ken und erin­ne­re, auch hier­in einen Gedan­ken Wil­helm Stäh­l­ins auf­neh­mend, an die drei­fa­che Ord­nung unse­rer Welt durch Gott: Da gibt es die Umwelt, in die wir ein­ge­bet­tet sind.Da gibt es aber auch die Ord­nung des Geset­zes: Gott hat unse­rem Leben kla­re Spiel­re­geln geschenkt: Wer nur an sich denkt, wer betrügt, sei es das Finanz­amt, sei es den Ehe­part­ner, der gefähr­det das mensch­li­che (Zusammen-)Leben. Der Ver­fall der Fami­lie bedeu­tet eine gro­ße Gefahr: Wer wird sich um die Allein­ste­hen­den küm­mern, wenn sie ins Alter kom­men, wenn sie kör­per­lich-see­li­sche Betreu­ung brau­chen? Der Mensch braucht trag­fä­hi­ge Bezie­hun­gen, um Kraft und Ruhe zu fin­den. Schließ­lich gibt es aber auch die Ord­nung der Gna­de Got­tes, denn Gott lei­det wohl unter unse­ren Feh­lern, unter der Arro­ganz, der Eigen­sin­nig­keit, der Hart­her­zig­keit sei­ner Men­schen, aber er lässt sich nicht abwei­sen. Er schreibt nie­man­den ab, auch nicht den Alten, den Arbeits­lo­sen, den Sträf­ling. Jedes Brot, das wir essen, ob es nun aus einer Back­fa­brik oder einer Fami­li­en­bäcke­rei stammt, erin­nert uns an die Gegen­wart, die Kraft, die Güte Gottes.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet