Sonn­tags­ge­dan­ken: Von grau­en Ele­fan­ten und ande­ren Hindernissen

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Tar­zan schwingt sich mit einer Lia­ne von Ast zu Ast, aber da tram­pelt plötz­lich ein Ele­fant dazwi­schen und der Dschun­gel­mann klatscht gegen den Dick­häu­ter. Was fühl­te der Mann wohl, der sich für den Herrn des Urwalds hielt? Viel­leicht die glei­che Mischung aus Über­ra­schung und Zorn, die den Pati­en­ten über­kam, zu dem der Arzt vor der Ope­ra­ti­on beru­hi­gend sag­te: „Kei­ne Sor­ge, her­aus kom­men alle irgend­wie wieder!“

Vie­le Zeit­ge­nos­sen füh­len sich heu­te wie Tar­zan, mei­nen, Herr ihres Lebens zu sein, reagie­ren auf­ge­bracht, wenn wir Chri­sten das The­ma Moral ins Spiel brin­gen. Frei­heit, Selbst­ver­wirk­li­chung, Kon­sum und Spaß sind Maß­stab mensch­li­chen Han­delns gewor­den. Aber die­ser Höhen­flug des „moder­nen“ Men­schen kann jäh enden, wenn Krank­heit oder Unglück wie ein gro­ßer grau­er Ele­fant unsern Weg kreu­zen, wenn wir die Arbeits­stel­le ver­lie­ren, wenn der part­ner sich ver­ab­schie­det. Gut­ge­mein­te Rat­schlä­ge hel­fen da oft nichts, erzeu­gen nur ohn­mäch­ti­gen Trotz. „So ein Blöd­sinn! Der hat leicht reden. Der ver­steht doch gar nicht, was ich füh­le!“, ant­wor­tet der ande­re depri­miert. Men­schen frü­he­rer Gene­ra­tio­nen hat­ten es da leich­ter, nah­men sich selbst nicht so wich­tig, waren schnel­ler bereit, sich dem „Schick­sal“ unter­zu­ord­nen. Ich mag die­ses alter­tüm­li­che Wort nicht, denn es klingt mir zu düster, zu unbe­greif­lich, zu unver­meid­lich. Gott will uns nicht die Frei­heit, den Mut, die Freu­de am Leben neh­men, im Gegen­teil: Er möch­te uns von dem Irr­tum befrei­en, wir selbst sei­en das Maß aller Din­ge. Wie­viel Streit­sucht, Rück­sichts­lo­sig­keit, wie­viel Lüge und Gemein­heit, ver­gif­ten unse­re Fami­li­en, Schul­klas­sen und Betrie­be! Gott kann nichts für unse­re Bos­heit, für unse­re Schusseligkeit.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet