Kreis Forch­heim: Man­gel an Senioren-Wohnungen

3.050 Senio­ren-Woh­nun­gen für den Land­kreis Forch­heim – Kosten: 48 Mio. Euro

Enor­mer Man­gel an Senio­ren-Woh­nun­gen: Im Land­kreis Forch­heim wer­den in den kom­men­den Jah­ren rund 3.050 alten­ge­rech­te Woh­nun­gen feh­len. Das geht aus der aktu­el­len Stu­die „Woh­nen 65plus“ her­vor, die das Regio­nal­da­ten-Insti­tut Pest­el gemacht hat. Die Wis­sen­schaft­ler aus Han­no­ver geben dar­in erst­mals auf der Grund­la­ge der neu­en Zen­sus-Zah­len eine Pro­gno­se für die Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung. Dem­nach wer­den im Jahr 2035 im Land­kreis Forch­heim rund 35.340 Men­schen älter als 65 Jah­re sein – 71 Pro­zent mehr als heute.

„Mit der star­ken Zunah­me Älte­rer wird auch die Zahl der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen rasant wach­sen“, sagt Pest­el-Stu­di­en­lei­ter Mat­thi­as Gün­ther. Die Pro­gno­se für den Land­kreis Forch­heim gehe von rund 4.770 Pfle­ge­be­dürf­ti­gen im Jahr 2035 aus. „Bei die­ser Ent­wick­lung wird es höch­ste Zeit, bar­rie­re­ar­me Woh­nun­gen für Senio­ren zu schaf­fen. Ziel muss es sein, die älte­ren Men­schen so lan­ge wie mög­lich in ihren eige­nen vier Wän­den woh­nen zu las­sen. Auch dann noch, wenn sie dort ambu­lant gepflegt wer­den müs­sen. Die Alter­na­ti­ve ist der Umzug ins Pfle­ge­heim. Genau das wol­len vie­le Älte­re aber nicht“, sagt Mat­thi­as Gün­ther. Zudem füh­re die sta­tio­nä­re Pfle­ge im Heim zu enor­men Mehrkosten.

Ein Pfle­ge­platz im Heim koste – im Ver­gleich zur ambu­lan­ten Pfle­ge zu Hau­se – pro Jahr rund 7.200 Euro mehr. Ver­gli­chen mit dem Auf­wand, der not­wen­dig ist, um eine Woh­nung alters­ge­recht zu sanie­ren, gehe die Rech­nung schnell auf. Jeden­falls die, die das Bun­des­bau­mi­ni­ste­ri­um ganz offi­zi­ell auf­macht: „Dem­nach kostet der Umbau einer bar­rie­re­ar­men Woh­nung durch­schnitt­lich 15.600 Euro. Rein wirt­schaft­lich betrach­tet, lohnt es sich also, in das alters­ge­rech­te Bau­en und Sanie­ren zu inve­stie­ren“, sagt Mat­thi­as Gün­ther. Schon mit der Ein­spa­rung der Extra­ko­sten für die Heim­pfle­ge las­se sich eine senio­ren­ge­rech­te Woh­nungs­sa­nie­rung in gut zwei Jah­ren finanzieren.

Ins­ge­samt müs­sen im Land­kreis Forch­heim 47,5 Mil­lio­nen Euro in das alters­ge­rech­te Bau­en inve­stiert wer­den. Nur so kann es nach Anga­ben des Pest­el-Insti­tuts gelin­gen, die rund 3.050 zusätz­li­chen Senio­ren-Woh­nun­gen zu schaf­fen. Dies funk­tio­nie­re jedoch nur dann, wenn es hier­für finan­zi­el­le Anrei­ze gebe: „Es ist drin­gend not­wen­dig, den Neu­bau und das Sanie­ren von alters­ge­rech­ten Woh­nun­gen stär­ker zu för­dern“, sagt Mat­thi­as Gün­ther. Ins­be­son­de­re der Bund sei hier gefor­dert. Die Poli­tik müs­se dabei – neben zins­ver­bil­lig­ten Kre­di­ten bei der KfW-För­de­rung – ver­stärkt auch auf direk­te Bau-Zuschüs­se und die steu­er­li­che Abschrei­bung set­zen. „Denn ein Kre­dit mit zwan­zig Jah­ren Lauf­zeit stößt bei einem Sieb­zig­jäh­ri­gen in der Regel nur auf wenig Inter­es­se“, so Günther.

Die Stu­die zum Senio­ren-Woh­nen hat das Ver­bän­de­bünd­nis „Woh­nen 65plus“ in Auf­trag gege­ben. Dazu gehö­ren: der Sozi­al­ver­band VdK Deutsch­land, der Bund Deut­scher Bau­mei­ster, Archi­tek­ten und Inge­nieu­re (BDB), die IG Bau­en-Agrar-Umwelt (IG BAU), die Deut­sche Gesell­schaft für Mau­er­werks- und Woh­nungs­bau (DGfM) und der Bun­des­ver­band Deut­scher Bau­stoff-Fach­han­del (BDB).

Das Ver­bän­de­bünd­nis wirft den Par­tei­en vor, das drän­gen­de The­ma „Woh­nen im Alter“ zu ver­nach­läs­si­gen. Die Ver­bän­de appel­lie­ren an die Bun­des­tags­kan­di­da­ten aller Par­tei­en im Land­kreis Forch­heim, sich wesent­lich stär­ker um die­ses Sozi­al­the­ma zu küm­mern. Der Land­kreis Forch­heim dür­fe nicht auf eine „graue Woh­nungs­not“ zusteu­ern. „Die jet­zi­ge Bun­des­re­gie­rung hat sich gewis­ser­ma­ßen vom alters­ge­rech­ten Bau­en und Sanie­ren ver­ab­schie­det und den KfW-För­der­topf von ursprüng­lich 100 Mil­lio­nen Euro jähr­lich auf Null gesetzt“, so das Ver­bän­de­bünd­nis. Tat­säch­lich ist jedoch eine bun­des­wei­te För­de­rung von 540 Mil­lio­nen Euro pro Jahr not­wen­dig. Das rech­net die Pest­el-Stu­die vor. „Die neue Bun­des­re­gie­rung wird sich dar­an mes­sen las­sen müs­sen, ob sie es ernst meint und die­sen För­der­topf für das alters­ge­rech­te Bau­en bereit­stellt“, so das Ver­bän­de­bünd­nis „Woh­nen 65plus“.