Staats­bi­blio­thek Bam­berg: Lor­scher Arz­nei­buch ist Dokumentenerbe

Him­mels­schei­be von Nebra, Kom­mu­ni­sti­sches Mani­fest und Gol­de­ne Bul­le eben­falls im „Gedächt­nis der Mensch­heit“ verzeichnet

Foto Staatsbibliothek Bamberg, Gerald Raab

Foto Staats­bi­blio­thek Bam­berg, Gerald Raab

Das Lor­scher Arz­nei­buch (im Besitz der Staats­bi­blio­thek Bam­berg) und die Him­mels­schei­be von Nebra sind in das UNESCO-Regi­ster des Doku­men­ten­er­bes auf­ge­nom­men wor­den. Damit folg­te Gene­ral­di­rek­to­rin Iri­na Boko­va der Emp­feh­lung des Inter­na­tio­na­len Komi­tees „Memo­ry of the World“, das vom 18. bis 21. Juni im süd­ko­rea­ni­schen Gwang­ju tagt. Zudem wur­den in das Regi­ster zwei Gemein­schafts­no­mi­nie­run­gen auf­ge­nom­men, an denen Deutsch­land betei­ligt ist: das Kom­mu­ni­sti­sche Mani­fest und der erste Band des Kapi­tals von Karl Marx als deutsch-nie­der­län­di­scher Ein­trag sowie das Ver­fas­sungs­do­ku­ment „Gol­de­ne Bul­le“ von 1356 als deutsch-öster­rei­chi­scher Eintrag.

Die Him­mels­schei­be wur­de vor etwa 3.600 Jah­ren auf dem Mit­tel­berg bei Nebra in Sach­sen-Anhalt ver­gra­ben und zeugt von einem außer­ge­wöhn­lich gro­ßen Ver­ständ­nis für die Astro­no­mie in einer schrift­lo­sen Zeit. „Die Him­mels­schei­be ist ein Beleg dafür, dass die Men­schen in der Bron­ze­zeit über exak­tes Wis­sen kos­mi­scher Zusam­men­hän­ge ver­füg­ten. Vor ihrer Ent­deckung lie­ßen bis­her nur monu­men­ta­le Errich­tun­gen wie Stone­henge ver­schlüs­sel­te Rück­schlüs­se auf frü­hes Wis­sen zu“, sagt Pro­fes­sor Joa­chim-Felix Leon­hard, Vor­sit­zen­der des Deut­schen Nomi­nie­rungs­ko­mi­tees „Memo­ry of the World“. Ent­deckt wur­de die gold­ver­zier­te Bron­ze­schei­be 1999 bei einer Raub­gra­bung. Seit ihrer Sicher­stel­lung ist die 32 cm gro­ße Him­mels­schei­be im Lan­des­mu­se­um Hal­le zu sehen.

Das Arz­nei­buch des Klo­sters Lorsch ent­stand um 795 bei Worms wäh­rend der Herr­schaft Karls des Gro­ßen. Es ist ein bedeu­ten­des Zeug­nis der mit­tel­al­ter­li­chen Klo­ster­me­di­zin und besteht aus rund 500 zum Teil anti­ken Rezep­ten zur Kräu­ter­heil­kun­de. „Das Lor­scher Arz­nei­buch ergänzt die her­aus­ra­gen­den medi­zi­ni­schen Hand­schrif­ten, die bereits aus Korea, der Tür­kei, Aser­bai­dschan, Indi­en und Chi­na in das Gedächt­nis der Mensch­heit auf­ge­nom­men wur­den. Gemein­sam bil­den sie ein ein­zig­ar­ti­ges Ensem­ble von Zeug­nis­sen der Heil­kunst und des wis­sen­schaft­li­chen Fort­schritts ver­schie­de­ner Kul­tu­ren die­ser Welt“, sagt Joa­chim-Felix Leon­hard. Die Ver­fas­ser des Arz­nei­buchs ver­tei­dig­ten die Heil­kun­de in der Ein­lei­tung nach­drück­lich gegen Kri­ti­ker, die das Hei­len sei­ner­zeit als Ein­griff in die Plä­ne Got­tes sahen. Das 150 Sei­ten umfas­sen­de Werk befin­det sich heu­te in der Staats­bi­blio­thek Bamberg.

Die Schrif­ten von Karl Marx wur­den in das UNESCO-Doku­men­ten­er­be auf­ge­nom­men, weil die­se welt­weit einen gro­ßen Ein­fluss auf sozia­le Bewe­gun­gen hat­ten. Das Mani­fest der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei von 1848 und der erste Band des Kapi­tals von 1867 wur­den in fast allen Spra­chen welt­weit ver­öf­fent­licht. Vom kom­mu­ni­sti­schen Mani­fest exi­si­tiert heu­te noch eine hand­schrift­li­che Sei­te, die in einem Amster­da­mer Archiv lagert, eben­so die von Karl Marx per­sön­lich kom­men­tier­te Aus­ga­be des ersten Bands des Kapi­tals. Die Gol­de­ne Bul­le von 1356 war das wich­tig­ste Ver­fas­sungs­do­ku­ment des Hei­li­gen Römi­schen Rei­ches bis zu des­sen Ende im Jahr 1806. Es leg­te in latei­ni­scher Spra­che das Ver­fah­ren der deut­schen Königs­wahl fest und war auf Initia­ti­ve des römisch-deut­schen Kai­sers Karl IV. ent­stan­den. Alle sie­ben Ori­gi­nal­ex­em­pla­re befin­den sich in deut­schen und öster­rei­chi­schen Archiven.

Seit 1992 sichert die UNESCO mit einem glo­ba­len digi­ta­len Netz­werk den Erhalt histo­risch bedeut­sa­mer Doku­men­te vor dem Ver­ges­sen. Es umfasst nun 299 Doku­men­te aus allen Welt­re­gio­nen. Deutsch­land ist im Regi­ster jetzt mit 17 Ein­trä­gen ver­tre­ten, dar­un­ter mit der Guten­berg-Bibel, Beet­ho­vens Neun­ter Sym­pho­nie und dem Nibe­lun­gen­lied. Die Her­kunfts­län­der ver­pflich­ten sich, für die Erhal­tung und Ver­füg­bar­keit des jewei­li­gen Doku­men­ten­er­bes zu sor­gen. Alle zwei Jah­re kann jeder UNESCO-Mit­glied­staat zwei Vor­schlä­ge zur Auf­nah­me in das „Gedächt­nis der Mensch­heit“ einreichen.

Wei­te­re Informationen:

Him­mel­schei­be von Nebra

Lor­scher Arzneibuch

Kom­mu­ni­sti­sches Manifest

Die Gol­de­ne Bulle