Inter­na­tio­na­le Histo­ri­ker­ta­gung an der Uni­ver­si­tät Bayreuth

Symbolbild Bildung

Wo endet Ostafrika?

Ost- und Zen­tral­afri­ka gel­ten bis heu­te als klar von­ein­an­der unter­scheid­ba­re Groß­räu­me auf dem afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent. Die Seen, die sich wie eine Ket­te vom Albert­see im Nor­den bis zum Tan­ga­ny­ika-See im Süden erstrecken, wer­den dabei als natür­li­che Gren­ze auf­ge­fasst. Seit der kolo­nia­len Erobe­rung haben sich die bei­den Groß­räu­me in poli­ti­scher, sprach­li­cher und wirt­schaft­li­cher Hin­sicht sehr unter­schied­lich ent­wickelt. Jedoch wird häu­fig über­se­hen, dass über die ver­meint­lich tief­grei­fen­den Gren­zen hin­weg jahr­hun­der­te­al­te Ver­flech­tun­gen bestehen. „Bridging Histo­ries of East and Cen­tral Afri­ca“ lau­te­te des­halb das The­ma einer inter­na­tio­na­len Tagung am 7. und 8. Juni 2013 auf dem Cam­pus der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Prof. Dr. Achim von Oppen, Pro­fes­sor für Geschich­te Afri­kas und Spre­cher der neu­ge­grün­de­ten „Bay­reuth Aca­de­my for Advan­ced Afri­can Stu­dies“, hat­te die Ver­an­stal­tung zusam­men mit Dr. Geert Castryck von der Uni­ver­si­tät Leip­zig initiiert.

Mehr als 20 Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler aus Afri­ka, Euro­pa und Nord­ame­ri­ka, die inter­na­tio­nal zu den füh­ren­den Exper­ten für ost- und zen­tral­afri­ka­ni­sche Geschich­te zäh­len, kamen nach Bay­reuth, um über aktu­el­le For­schungs­er­geb­nis­se zu dis­ku­tie­ren und neue viel­ver­spre­chen­de For­schungs­fel­der abzu­stecken. „Es ist durch­aus unge­wöhn­lich, dass sich Spe­zia­li­sten für ost- und zen­tral­afri­ka­ni­sche Geschich­te auf einer Kon­fe­renz tref­fen, um über die Wei­ter­ent­wick­lung ihrer grenz­über­schrei­ten­den For­schun­gen zu dis­ku­tie­ren. Inter­na­tio­na­le Kory­phä­en wie Mar­cia Wright aus New York oder Abdul She­riff aus San­si­bar gemein­sam auf einem Podi­um zu erle­ben – das war schon ein beein­drucken­des Erleb­nis“, meint die Bay­reu­ther Histo­ri­ke­rin und Mit­ver­an­stal­te­rin Katha­ri­na Zöl­ler, die auch wesent­li­chen Anteil an der Tagungs­or­ga­ni­sa­ti­on hatte.

Im Ver­lauf der Tagung ging es auch um eine kri­ti­sche Refle­xi­on von Gren­zen in der Geschichts­schrei­bung selbst, die sich nicht zuletzt unter dem Ein­fluss der kolo­nia­len Auf­tei­lung her­aus­ge­bil­det haben und bis heu­te fort­wir­ken. „For­schun­gen zur Geschich­te Afri­kas haben sich frü­her oft auf ein­zel­ne Ter­ri­to­ri­en beschränkt. Histo­ri­ker aus Deutsch­land, Bel­gi­en, Frank­reich und Groß­bri­tan­ni­en haben sich dabei oft vor­zugs­wei­se mit den Staa­ten befasst, die ehe­mals Kolo­nien ihrer jewei­li­gen Län­der waren oder deren Spra­che benut­zen. Dies hat sich jedoch in jüng­ster Zeit deut­lich geän­dert“, erklärt Prof. von Oppen. „Die For­schungs­in­ter­es­sen rich­ten sich zuneh­mend auf trans­re­gio­na­le und trans­na­tio­na­le Pro­zes­se, die teil­wei­se weit in die Geschich­te Afri­kas zurück­rei­chen. Vor die­sem Hin­ter­grund hat die Bay­reu­ther Tagung wich­ti­ge Impul­se für inno­va­ti­ve For­schungs­an­sät­ze gege­ben, wel­che die Bezie­hun­gen zwi­schen ver­schie­de­nen Regio­nen und Kul­tu­ren Afri­kas in den Mit­tel­punkt rücken. Unse­re Dis­kus­sio­nen haben an eini­gen kon­kre­ten Bei­spie­len deut­lich gemacht, dass Abgren­zun­gen zwi­schen Groß­räu­men – wie etwa Ost- und Zen­tral­afri­ka – kei­nes­wegs natur­ge­ge­ben sind, son­dern von kul­tu­rell und poli­tisch beding­ten Wahr­neh­mun­gen abhän­gen und daher dem histo­ri­schen Wan­del unterliegen.“

Die Tagung wur­de geför­dert vom Insti­tut für Afri­ka­stu­di­en der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und vom Cent­re for Area Stu­dies der Uni­ver­si­tät Leipzig.

Kon­fe­renz­pro­gramm:

www​.geschich​te​-afri​kas​.uni​-bay​reuth​.de/​d​e​/​d​o​w​n​l​o​a​d​_​2​0​1​2​/​P​r​o​g​r​a​m​m​.​pdf

Hin­ter­grund:

Die Pro­fes­sur für Geschich­te Afri­kas an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ist die ein­zi­ge Pro­fes­sur mit die­ser fach­li­chen Aus­rich­tung im süd­deut­schen Raum. Sie bil­det einen wesent­li­chen Bestand­teil der Afri­ka­stu­di­en, eines mul­ti- und inter­dis­zi­pli­nä­ren Pro­fil­felds an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Zudem lei­stet sie, wie die mit nam­haf­ten Histo­ri­kern besetz­te Struk­tur­kom­mis­si­on Geschich­te kürz­lich befun­den hat, einen wesent­li­chen Bei­trag zum Pro­fil und zur Inter­na­tio­na­li­sie­rung des Fachs Geschich­te an die­ser Uni­ver­si­tät. Denn die Geschich­te Afri­kas in Bay­reuth befasst sich über die klas­si­schen „Regio­nal­stu­di­en“ hin­aus mit Ver­flech­tun­gen zwi­schen den Regio­nen Afri­kas sowie mit der übri­gen Welt – wie zuletzt in der Kon­fe­renz „Bridging Histories“.