„In den Fän­gen der Justiz“: Vor­trag im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um am 19. Juni

Mie­ser Schur­ke, Opfer der Gesell­schaft oder edler Räuber?

Unse­re Vor­stel­lun­gen von Räu­bern sind heu­te geprägt von Kin­der­bü­chern wie dem Räu­ber Hot­zen­plotz, Klas­si­kern wie Schil­lers Räu­bern oder gar Spiel­fil­men wie dem Wirts­haus im Spes­sart. Den edlen Räu­ber bzw. Sozi­al­ban­di­ten, wie er in unse­rer Vor­stel­lung von Robin Hood erscheint, hat es aller­dings nie gege­ben. Die Wirk­lich­keit der Gau­ner und Ban­di­ten war statt­des­sen geprägt von bestän­di­ger Not. Obdach­lo­sig­keit und Armut trie­ben Vie­le bis weit in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein in die Armutskriminalität.

Die beein­drucken­de Aus­stel­lung „Bett­ler – Jau­ner, Gal­gen­vö­gel. In den Fän­gen der Justiz“, die das Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um der­zeit zeigt, ver­mit­telt die sozia­le Rea­li­tät der Unter­schich­ten im 18. und 19. Jahr­hun­dert in erschrecken­der Deutlichkeit.

Die Ehr­bar­keit umfass­te sei­ner­zeit nicht nur eine „ordent­li­che“ ehe­li­che Geburt, son­dern bezog auch den Beruf der Eltern mit ein. Weber, Hir­ten, Abdecker, aber auch Gerichts­die­ner gal­ten im Vor­hin­ein als unehr­lich. Die­se Unehr­lich­keit über­trug sich auto­ma­tisch auf deren Kin­der und erlaub­te die­sen nicht, ein „ehr­li­ches“ Hand­werk zu ler­nen. Der Ehr­bar­keit Begriff stand somit indi­schen Vor­stel­lun­gen vom Kasten­sy­stem nahe.

Im Rah­men der Vor­trags­rei­he des Frän­ki­sche Schweiz-Muse­ums geht am Mitt­woch, dem 19.6.2013 Pro­fes­sor Dr. Wolf­gang Sei­den­spin­ner in sei­nem Bei­trag „Pro­test – Uto­pie – Fik­ti­on – Rea­li­tät? Vor­stel­lun­gen vom Räu­ber­le­ben und All­tags­wirk­lich­keit der Rand­stän­di­gen“ den Phä­no­me­nen histo­ri­scher Raub- und Ban­den­kri­mi­na­li­tät der frü­hen Neu­zeit nach und stellt Bezü­ge zu Erschei­nun­gen der Gegen­wart her.

Der Refe­rent hat sich in sei­nem Lebens­werk aus­gie­big mit den unter- und rand­stän­di­gen Grup­pen der vor­in­du­stri­el­len Gesell­schaft aus­ein­an­der­ge­setzt und grund­le­gen­de Wer­ke hier­über ver­fasst. Hier­für wer­te­te er zahl­rei­che Rechts­quel­len und Akten­pu­bli­ka­tio­nen, zeit­ge­nös­si­sche Rei­se­be­rich­te, Wör­ter­bü­cher, aber auch Sagen­samm­lun­gen usw. sowie unzäh­li­ge unge­druck­te Quel­len aus den ver­schie­den­sten Archi­ven aus.

Der Vor­trag fin­det um 19:30 Uhr im Pfarr­heim in Tüchers­feld statt. Als Unko­sten­bei­trag wer­den 2,50 € erhoben.