Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Neue IT-Platt­form unter­stützt Unternehmensabläufe

Symbolbild Bildung

Von der natür­li­chen Spra­che zur Modellierung

Mit der Ent­wick­lung einer anspruchs­vol­len IT-Platt­form, die eine effi­zi­en­te und zuver­läs­si­ge Model­lie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen ermög­licht, waren die Bay­reu­ther Master-Absol­ven­ten Lars Acker­mann und Lutz Lukas beim Absol­ven­ten­preis des IT-Clu­sters Ober­fran­ken erfolgreich.

Sach­ver­hal­te, die in natür­li­cher All­tags­spra­che beschrie­ben sind, auf for­ma­le Model­le abzu­bil­den, die von Com­pu­ter­pro­gram­men wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den kön­nen – dies ist heu­te für vie­le Unter­neh­men eine zen­tra­le Her­aus­for­de­rung. Ein Bei­spiel ist die Model­lie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen. Wie die­se Pro­zes­se in einem Unter­neh­men ablau­fen und mit­ein­an­der zusam­men­hän­gen sol­len, ist häu­fig in Hand­bü­chern oder Richt­li­ni­en doku­men­tiert. Aber damit eine lei­stungs­star­ke Soft­ware dazu bei­tra­gen kann, dass ein Unter­neh­men tat­säch­lich in der gewünsch­ten Wei­se arbei­tet, müs­sen aus natür­lich­sprach­li­chen Beschrei­bun­gen for­ma­le Model­le gewon­nen wer­den. Die­se Model­le müs­sen bei aller Abstrak­ti­on so rea­li­täts­nah und fle­xi­bel sein, dass sie die ziel­ge­naue Steue­rung von Geschäfts­pro­zes­sen unter­stüt­zen können.

Inno­va­ti­ve Vor­schlä­ge zur Lösung die­ses Pro­blems bie­ten zwei Master-Arbei­ten, die an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth von Prof. Dr.-Ing. Ste­fan Jablon­ski (Lehr­stuhl für Daten­ban­ken und Infor­ma­ti­ons­sy­ste­me) betreut wur­den. Lars Acker­mann und Lutz Lukas – Absol­ven­ten des Master-Stu­di­en­gangs „Com­pu­ter Sci­ence“ – haben in Koope­ra­ti­on mit der PRO­DA­TO Pro­cess Solu­ti­ons GmbH, einem aus der Uni­ver­si­tät Bay­reuth her­vor­ge­gan­ge­nen Start-up in Fran­ken, eine neu­ar­ti­ge Platt­form ent­wickelt. „NLTo­Mo­del“ unter­stützt Unter­neh­men dabei, aus Hand­bü­chern, Arbeits­an­wei­sun­gen und ande­ren schrift­li­chen Doku­men­ta­tio­nen erste for­ma­le Model­le zu gewin­nen; die­se bil­den dann ihrer­seits die Grund­la­ge für eine umfas­sen­de Pro­zess­mo­del­lie­rung, die auf die Geschäfts­ab­läu­fe des jewei­li­gen Unter­neh­mens zuge­schnit­ten ist.

Mit ihrer anspruchs­vol­len Ent­wick­lung haben sich die bei­den Infor­ma­ti­ker aus Bay­reuth um den Absol­ven­ten­preis des IT-Clu­sters Ober­fran­ken (ITCO) bewor­ben – und gehör­ten schließ­lich zu den Sie­gern. Beim Fina­le des Wett­be­werbs in Coburg prä­sen­tier­ten sie ihre Arbeit zum The­ma „Inter­ak­ti­ve Modell­ex­trak­ti­on aus natür­lich­sprach­li­chen Tex­ten mit semi-auto­ma­ti­scher Gram­ma­tik­ge­ne­rie­rung“. Vor allem der aus­ge­präg­te Pra­xis­be­zug ihrer Ent­wick­lung, die sich pass­ge­nau auf die Erfor­der­nis­se ver­schie­den­ar­ti­ger Unter­neh­men anwen­den lässt, über­zeug­te die Fach­ju­ry, die aus je vier Hoch­schul- und Unter­neh­mens­ver­tre­tern bestand.

Ein wesent­li­cher Vor­teil der Platt­form „NLTo­Mo­del“ besteht dar­in, dass alle Arbeits­schrit­te, die von der natür­li­chen Spra­che zur for­ma­len Model­lie­rung füh­ren, für die Unter­neh­men trans­pa­rent gestal­tet sind. Die Mit­ar­bei­ter sind kei­nem undurch­schau­ba­ren Auto­ma­tis­mus aus­ge­lie­fert, son­dern kön­nen jeder­zeit Anpas­sun­gen und Opti­mie­run­gen vor­neh­men. Um den dabei ent­ste­hen­den Auf­wand zu ver­rin­gern, unter­stützt das System den Anwen­der auch bei die­sen Modi­fi­ka­tio­nen. Zudem haben Lars Acker­mann und Lutz Lukas für die Lern­fä­hig­keit des Systems gesorgt. Es kann sich den indi­vi­du­el­len Sprach­ge­wohn­hei­ten von Autoren, die für die natür­lich­sprach­li­chen Grund­la­gen zustän­dig sind, schritt­wei­se anpas­sen. Des Wei­te­ren ist es imstan­de, unbe­ab­sich­tig­te Mehr­deu­tig­kei­ten in der natür­li­chen Spra­che zu erken­nen und aus dem Kon­text her­aus rich­tig zu interpretieren.

„Pro­zess­mo­del­le kön­nen einen erheb­li­chen Bei­trag zu einer moder­nen Unter­neh­mens­or­ga­ni­sa­ti­on lei­sten, doch gilt der Auf­wand immer noch als sehr hoch“, meint Lars Acker­mann. „Unse­re neue Platt­form ist in die­ser Situa­ti­on ein will­kom­me­nes Werk­zeug, mit dem sich der Weg von der natür­li­chen Spra­che zur for­ma­len Abstrak­ti­on deut­lich abkür­zen lässt – und zwar so, dass die Qua­li­tät der Pro­zess­mo­del­lie­rung dabei ten­den­zi­ell steigt. In Koope­ra­ti­on vor allem mit mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men wol­len wir die­ses Werk­zeug, das dem Nut­zer kei­ne spe­zi­el­len IT-Kennt­nis­se abver­langt, wei­ter ausbauen.“