BRK-Bereit­schaft Ebens­feld nun in der Motor­rad­staf­fel Bayern

Udo Renner und Gerd Knetzger

Udo Ren­ner und Gerd Knetzger

Im Ret­tungs­dienst ent­schei­det jede Sekun­de über Leben und Tod. Sekun­den, gar Minu­ten, die das Motor­rad der Ebens­fel­der BRK-Bereit­schaft frü­her ein­trifft als ande­re Ret­tungs­fahr­zeu­ge. Nun sind die Ebens­fel­der in die Motor­rad­staf­fel des Baye­ri­schen Roten Kreu­zes auf­ge­nom­men und als ein­zi­ge von Eis­feld bis zum Erlan­ge­ner Kreuz und von Roß­dorf am Berg bis zum Tun­nel Elt­mann im Einsatz.

Kei­ne Zeit für schö­ne Land­schaft. Kei­ne Zeit für das Gefühl von Frei­heit und Unab­hän­gig­keit. Kei­ne Zeit für Geschwin­dig­keits­rausch. Nur Zeit für den Näch­sten. Gerd Knetz­ger und Udo Ren­ner sind zwei der neun Motor­rad­sa­ni­tä­ter der Ebens­fel­der Bereit­schaft des Baye­ri­schen Roten Kreu­zes (BRK) und seit Kur­zem Teil der BRK-Motor­rad­staf­fel. Sie erklä­ren, war­um sie immer die ersten sein wol­len, war­um sie bei einem Funk­ruf hell­wach sind und war­um sie Auto­fah­rer bit­ten, in den Rück­spie­gel zu schauen.

Hell leuch­tet ihre gel­be Weste, grell das Blau­licht, laut tönt das Mar­tins­horn, wenn Fach­dienst­lei­ter Udo Ren­ner, Gerd Knetz­ger, Tho­mas Amon, Stef­fen Pförtsch, Andre­as Jüng­ling, Robert Kolb, Micha­el Göbel, Chri­stof Schard, Ben­ja­min Hacker oder Ersatz­fah­rer Bernd Kraus auf der Auto­bahn zu einem Ein­satz fah­ren. Jede Sekun­de kann Leben ret­ten. Udo Ren­ner betont: „Mein Antrieb ist es, zu wis­sen, dass Men­schen schnel­le, effek­ti­ve Hil­fe zuteil wird.“
Die­sem Dienst am Näch­sten wid­men sich bei­de mit der Ebens­fel­der Bereit­schaft. „Die Idee der Motor­rad­strei­fe ent­stand mit der Grün­dung der Bereit­schaft 2009“, erklärt Ren­ner. „Mit einem Motor­rad ist die medi­zi­ni­sche Erst­ver­sor­gung gera­de im länd­li­chen Gebiet schnel­ler gewähr­lei­stet. In 70 Pro­zent der Ein­sät­ze sind wir vor dem Ret­tungs­wa­gen vor Ort.“ Weil es durch sei­ne Geschwin­dig­keit und Wen­dig­keit schnell an der Unfall­stel­le ein­tref­fe, die­ne das Motor­rad unter ande­rem zur medi­zi­ni­schen Erst­ver­sor­gung und zur Betreu­ung von Rei­sen­den auf der Auto­bahn bei Stau oder Pan­ne oder von Betei­lig­ten nach Unfäl­len, ergänzt Gerd Knetz­ger. Über­dies sei­en Kata­stro­phen­schutz, tech­ni­sche Hil­fe­lei­stung, Sani­täts­dienst bei Ver­an­stal­tun­gen und Strei­fen­fahr­ten wei­te­re Einsatzaufgaben.

Doch bis dahin waren vie­le Sit­zun­gen und Gesprä­che nötig, blickt Udo Ren­ner zurück. „Jetzt fah­ren wir einen Lea­sing­rück­läu­fer der Bun­des­wehr: Die „Rot Kreuz Ebens­feld 90/1“ ist eine BMW R1200 RT in Behör­den­aus­stat­tung mit Bau­jahr 2006 und Neu­preis von 27500 Euro.“ Geld für den „Jäger“, der zum „Ret­ter“ wur­de, muss die Bereit­schaft auf­brin­gen. „Wich­tig ist, dass die Bevöl­ke­rung uns unter­stützt“, hebt Udo Ren­ner her­vor. Vom Mate­ri­al bis zum Sprit fal­len rund 400 Euro Kosten pro Monat an. Rund 1200 Euro müs­sen für einen neu­en Fah­rer von der Aus­bil­dung bis zur Aus­stat­tung kal­ku­liert wer­den. Unent­behr­lich sei­en Aus­bil­dung und Erfah­rung, beteu­ert der seit 14 Jah­ren im Ret­tungs­dienst täti­ge und in psy­cho­so­zia­ler Not­fall­ver­sor­gung geschul­te Knetzger.
„Nach einer Pro­be­pha­se sind wir in die Motor­rad­staf­fel des BRK auf­ge­nom­men wor­den. Soweit ich weiß, ist das kei­ner Grup­pe seit 1998 mehr gelun­gen. Auch der Kreis­ver­band um Kreis­be­reit­schafts­lei­ter Bernd Albert steht hin­ter dem Pro­jekt“, sagt Udo Ren­ner stolz. Von Eis­feld bis zum Erlan­ge­ner Kreuz und von Roß­dorf am Berg bis zum Tun­nel Elt­mann fah­ren die neun Motor­rad­sa­ni­tä­ter nun durch die Land­krei­se Hild­burg­hau­sen, Lich­ten­fels, Coburg, Bam­berg und Haß­ber­ge zwi­schen April und Sep­tem­ber Frei­tags bis Sonn­tags und fei­er­tags Strei­fe – und sind jeder­zeit bei einem Funk­ruf hellwach.

„Wenn ein Hil­fe­ruf von der Ret­tungs­leit­stel­le per Funk über­mit­telt wird, und ich schnel­ler als ein Ret­tungs­wa­gen am Ein­satz­ort sein kann, gebe ich der Leit­stel­le Bescheid, dass ich den Ein­satz über­neh­men kann. Dann gebe ich die Adres­se ins Navi, schal­te das Blau­licht ein und fah­re los“, zählt Ren­ner auf. Knetz­ger fügt an: „Wir appel­lie­ren an die Auto­fah­rer, dass sie, wenn sie ein Mar­tins­horn hören, in den Rück­spie­gel sehen. Sie müs­sen auch mit einem schnel­len Zwei­rad rech­nen.“ Ren­ner wei­ter: „Wenn ich ange­kom­men bin, ver­schaf­fe ich mir einen Über­blick, siche­re die Unfall­stel­le ab, mel­de einen Lage­be­richt an die Leit­stel­le und küm­me­re mich um die medi­zi­ni­sche Erst­ver­sor­gung.“ „Wir wol­len den the­ra­pie­frei­en Inter­vall zwi­schen Not­ruf und Ein­tref­fen des Ret­tungs­wa­gens ver­kür­zen“, schiebt Gerd Knetz­ger ein.

Ihn lot­ste Ren­ner von der Motor­rad­strei­fe Erlan­gen nach Ebens­feld. „Mir gefal­len die Zusam­men­ar­beit und das gute, kame­rad­schaft­li­che Kli­ma.“ Bereit­schafts­lei­ter Uwe Fuß nickt: „Hier wird wirk­li­che Kame­rad­schaft noch gelebt. Aber wir suchen trotz der 29 Mit­glie­der Nach­wuchs: Men­schen, denen es Spaß macht, 365 Tage im Jahr zu hel­fen. Ihnen steht ein breit gefä­cher­tes Feld von der Ersten Hil­fe über den Sani­täts­dienst bis zum Ret­tungs­dienst offen. Geför­dert wer­den sozia­le Kom­pe­tenz und Team­geist.“ „Mich reizt die Freu­de am Hel­fen“, gibt Gerd Knetz­ger zu. So tra­gen er und Udo Ren­ner bei, dass aus dem einst wei­ßen Fleck auf der Land­kar­te ein Kno­ten­punkt im Dienst am Näch­sten gewor­den ist. Phil­ipp Fischer (-paf-)

BRK-Motor­rad­staf­fel und Ein­satz­mo­tor­rad „Rot Kreuz Ebens­feld 90/1“

In über 70 Pro­zent aller Fäl­le errei­chen die Motor­rad­strei­fen den Unfall­ort vor Ret­tungs­fahr­zeu­gen. Seit 1984 sind die nun an 21 Stand­or­ten ehren­amt­lich ver­tre­te­nen BRK-Motor­rad­strei­fen im Dienst. Als Ergän­zung zum Ret­tungs­dienst ver­kür­zen sie die Hilfs­frist und lei­ten wert­vol­le erste Maß­nah­men ein. Gera­de die Hil­fe unmit­tel­bar nach einem Unfall kann für die Betrof­fe­nen ent­schei­dend sein. Jähr­lich wer­den bis zu 11000 Ein­sät­ze abge­wickelt, über 300000 Kilo­me­ter Strei­fen­dienst gefah­ren und über 11000 ehren­amt­li­che Stun­den gelei­stet. Pri­mä­re Auf­ga­ben sind Not­fall­ret­tung, Stra­ßen­hil­fe und Unfall­prä­ven­ti­on – auch in Ebens­feld. Das Ein­satz­mo­tor­rad der BRK-Bereit­schaft Ebens­feld, eine BMW R1200 RT in Behör­den­aus­füh­rung mit über 300 Kilo­gramm und 110 PS, ist mit einem Zwei-Kof­fer-System aus­ge­stat­tet. Dar­in führt sie für die medi­zi­ni­sche Erst­ver­sor­gung Infu­sio­nen, Blut­druck- und Blut­zucker­mess­ge­rä­te, EKG und Defi­bril­la­tor, Sau­er­stoff­fla­sche, ‑son­de, und ‑mas­ke und eine Krau­se zur Stär­kung der Hals­wir­bel­säu­le mit. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt Bereit­schafts­lei­ter Uwe Fuß unter 09574/4090 oder per Mail an uwefuss@t‑online.de. Mehr unter „www​.bereit​schaft​-ebens​feld​.brk​.de“.