Tag der offe­nen Tür – 10 Jah­re Pal­lia­tiv­me­di­zin in Bayreuth

2003 eröff­ne­te die Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bay­reuth als zwei­te in Ober­fran­ken. Ihr zehn­jäh­ri­ges Bestehen wird am 7. Juni mit einem Tag der offe­nen Tür gefeiert.

Dr. Wolfgang Schulze, Chefarzt der Palliativstation

Dr. Wolf­gang Schul­ze, Chef­arzt der Palliativstation

„Die Pal­lia­tiv­sta­ti­on ist kei­ne Ster­be­sta­ti­on, son­dern sie ist dem Leben gewid­met“, so brach­te es Dr. Ursu­la Pau­ly als Vor­sit­zen­de des Hos­piz­ver­eins zur Eröff­nung der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am 16. Mai 2003 auf den Punkt. Leben­dig prä­sen­tiert sich auch das Pro­gramm am Frei­tag, 7. Juni, dem Tag der offe­nen Tür anläss­lich des zehn­jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der Pal­lia­tiv­sta­ti­on in Bay­reuth. Die Besu­cher kön­nen von 16 bis 19 Uhr mit allen Sin­nen die the­ra­peu­ti­schen Ange­bo­te der Pal­lia­tiv­sta­ti­on erle­ben und sich in den Räum­lich­kei­ten umse­hen. Neben Infor­ma­tio­nen zur Ent­wick­lung der Sta­ti­on und zu ver­schie­de­nen Schmerz­the­ra­pien kön­nen die Besu­cher bei Musik‑, Kunst‑, Gestalt‑, Phy­sio- oder Aro­ma­the­ra­pie selbst aktiv wer­den. Abge­run­det wird das Pro­gramm durch eine Ver­nis­sa­ge mit Bil­dern von Ste­fan Leim­gru­ber und der Musik der Swing-Ladies.

Der Ein­tritt ist kosten­los. Die Pal­lia­tiv­sta­ti­on befin­det sich im Kli­ni­kum Bay­reuth, Preu­schwit­zer Stra­ße 101, und ist über den Park­platz, Ein­fahrt Kin­der­kli­nik / Herz­chir­ur­gie zu erreichen.

In der Pal­lia­tiv­sta­ti­on des Kli­ni­kums wer­den Tumor­pa­ti­en­ten und ande­re Schwer­kran­ke, bei denen eine Hei­lung oder Lebens­ver­län­ge­rung nicht mehr mög­lich ist, betreut und wür­de­voll in ihrer letz­ten Lebens­pha­se beglei­tet. Behan­delt wer­den alle Beschwer­den die Schwer­kran­ken und Ster­ben­den Pro­ble­me berei­ten. Im Mit­tel­punkt steht dabei der Mensch mit sei­nen indi­vi­du­el­len kör­per­li­chen, psy­chi­schen, sozia­len und spi­ri­tu­el­len Bedürf­nis­sen. Unter dem Dach der Pal­lia­tiv­sta­ti­on ver­eint sich dafür eine Viel­zahl von the­ra­peu­ti­schen Ange­bo­ten und medi­zi­ni­schen The­ra­pien. „Schmer­zen oder ande­re quä­len­de Beschwer­den drän­gen wir mit unse­ren The­ra­pien soweit in den Hin­ter­grund, dass ech­te Lebens­qua­li­tät spür­bar wird“, beschreibt Dr. Wolf­gang Schul­ze, Chef­arzt der Pal­lia­tiv­sta­ti­on der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH, sei­ne Arbeit.

Neben medi­ka­men­tö­ser The­ra­pie und spe­zi­el­ler Pfle­ge gibt es ein brei­tes Ange­bot wei­te­rer Behand­lungs­me­tho­den wie pal­lia­tiv­me­di­zi­ni­sche Strah­len­the­ra­pie, Musik‑, Kunst‑, Gestalt‑, Aro­ma­the­ra­pie und medi­zi­ni­sche Hyp­no­se. Zusätz­lich par­ti­zi­pie­ren die Pati­en­ten von dem umfas­sen­den Behand­lungs­spek­trum der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH als Maxi­mal­ver­sor­ger. Dazu zäh­len vor allem die Phy­sio­the­ra­pie, Ergo­the­ra­pie, Logo­pä­die, Sto­ma­ver­sor­gung, Ernäh­rungs­be­ra­tung, Psy­cho­on­ko­lo­gie, das Wund­ma­nage­ment oder der Sozi­al­dienst. Die Pal­lia­tiv­sta­ti­on ist ein Teil des Onko­lo­gi­schen Zen­trums und zeich­net sich durch die enge Zusam­men­ar­beit von Kli­nik­per­so­nal, ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern des Hos­piz­ver­eins Bay­reuth, der Seel­sor­ge und der Bay­reu­ther Hos­piz­stif­tung aus. Durch die­ses Zusam­men­wir­ken erfah­ren die Schwer­kran­ken, aber auch die Ange­hö­ri­gen und das Per­so­nal, in die­ser beson­de­ren Lebens­si­tua­ti­on immer wie­der umfas­sen­de und kom­pe­ten­te Unter­stüt­zung und Beistand.

Die Pal­lia­tiv­sta­ti­on hebt sich auch bau­lich von übli­chen Sta­tio­nen ab. Jedes der zehn Pati­en­ten­zim­mer ist für einen Pati­en­ten aus­ge­legt, ver­fügt über ein Bad, einen Bal­kon und eine Schlaf­mög­lich­keit für Ange­hö­ri­ge. Dar­über hin­aus kön­nen sich die Pati­en­ten oder Ange­hö­ri­gen in Gemein­schafts­räu­men aus­tau­schen oder sich bei­spiels­wei­se in den Raum der Stil­le zurückziehen.

Pal­lia­tiv­me­di­zin in Bay­reuth – Die Anfänge

Bereits ein Jahr vor der Inbe­trieb­nah­me der Pal­lia­tiv­sta­ti­on grün­de­te sich der Arbeits­kreis Pal­lia­tiv­me­di­zin im Kli­ni­kum Bay­reuth. Es muss­ten die medi­zi­ni­schen Ange­bo­te und Abläu­fe, wie auch die pfle­ge­ri­schen Stra­te­gien und orga­ni­sa­to­ri­schen Struk­tu­ren erar­bei­tet wer­den. Die­se Auf­ga­ben über­nah­men der heu­ti­ge Chef­arzt der Pal­lia­tiv­me­di­zin, Dr. Wolf­gang Schul­ze, und die pfle­ge­ri­sche Sta­ti­ons­lei­tung Mari­an­ne Popp. Bei­de kamen aus der Kli­nik für Strah­len­the­ra­pie im Kli­ni­kum Bay­reuth. Assi­stenz­ärz­tin war zu Beginn Dr. Ker­stin Diet­zel, eben­falls aus der Strah­len­the­ra­pie. Inzwi­schen ver­tritt Dr. Sabi­ne Gern­hard den Chef­arzt Dr. Schul­ze in sei­ner Lei­tungs­funk­ti­on. Mari­an­ne Popp lei­tet noch heu­te gemein­sam mit ihrer Stell­ver­tre­te­rin Elfrie­de Doll­hopf die Station.

Kom­pe­tenz för­dern und ausbauen

Seit der Inbe­trieb­nah­me der Pal­lia­tiv­sta­ti­on erwar­ben über zehn Assi­stenz­ärz­tin­nen und Assi­stenz­ärz­te im Rah­men ihrer Fach­arzt­aus­bil­dung Kom­pe­tenz in Pal­lia­tiv­me­di­zin und meh­re­re die fach­ärzt­li­che Zusatz­be­zeich­nung Pal­lia­tiv­me­di­zin. Zudem wirk­ten Dr. Schul­ze und wei­te­re Team­mit­glie­der bei der Aus­bil­dung von Ärz­ten, Pfle­gen­den und Ehren­amt­li­chen in der Pal­lia­tiv­me­di­zin in zahl­rei­chen wei­te­ren Städ­ten mit. Die Anwen­dung von Strah­len­the­ra­pie spe­zi­ell für Pati­en­ten in der Pal­lia­tiv­me­di­zin ent­wickel­ten die Bay­reu­ther Medi­zi­ner maß­geb­lich wei­ter. Gemein­sam mit vier ande­ren Kli­ni­ken in Deutsch­land wur­den Kon­zep­te erstellt und wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten zu die­sem The­ma ver­öf­fent­licht. Außer­dem ist die Bay­reu­ther Pal­lia­tiv­sta­ti­on ein Refe­renz­zen­trum für Hyp­no­se­the­ra­pie in der Pal­lia­tiv­me­di­zin. Bis heu­te behan­del­te das Team der Pal­lia­tiv­sta­ti­on über 2.600 Pati­en­ten sta­tio­när. Auf­grund der über­durch­schnitt­li­chen Aus­la­stung der Sta­ti­on von rund 90 Pro­zent wur­den 2012 zwei zusätz­li­che Pal­lia­tiv­bet­ten im Kli­ni­kum geschaffen.

Histo­ri­sche Ent­wick­lung in Bayreuth

Die Geschich­te der Pal­lia­tiv­sta­ti­on begann bereits 1991 mit der Grün­dung des Hos­piz­ver­eins Bay­reuth. Der Ver­ein setzt sich für die wür­de­vol­le Beglei­tung Schwerst­kran­ker und Ster­ben­der in der letz­ten Pha­se des Lebens ein. Ab 1996 trieb der Hos­piz­ver­ein Bay­reuth, unter dem Vor­sitz von Dr. Ursu­la Pau­ly, die Idee, eine sta­tio­nä­re pal­lia­ti­ve Ein­rich­tung zu errich­ten, vor­an. Ver­wirk­licht wer­den konn­te die­ses Pro­jekt durch eine Mil­lio­nen­spen­de von Wer­ner Zapf, einem Bay­reu­ther Unter­neh­mer und Mit­glied des Hos­piz­ver­eins. Damit wur­de die Bay­reu­ther Hos­piz-Stif­tung 1998 gegrün­det und die Anschub­fi­nan­zie­rung für den Bau einer Pal­lia­tiv­sta­ti­on im Kli­ni­kum Bay­reuth rea­li­siert. Die Bau­ar­bei­ten began­nen am 4. Juli 2001 mit dem offi­zi­el­len Spa­ten­stich. Am 16. Mai 2003 wur­den dann die Pal­lia­tiv­sta­ti­on mit 10 Pati­en­ten­bet­ten und die Räu­me des Hos­piz­ver­eins im Kli­ni­kum Bay­reuth fei­er­lich eröff­net. Die dama­li­ge Sozi­al­mi­ni­ste­rin der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung, Chri­sta Ste­wens, wür­dig­te bei der Eröff­nungs­fei­er das her­aus­ra­gen­de Enga­ge­ment aller Betei­lig­ten. Die Bay­reu­ther Pal­lia­tiv­sta­ti­on war damals die 14. Ein­rich­tung an einem Kran­ken­haus in Bay­ern. Sie wur­de spe­zi­ell an die Bedürf­nis­se der schwerst­kran­ken Pati­en­ten ange­passt und galt bay­ern­weit als vorbildlich.