Sonntagsgedanken: Christlicher Glaube und Naturwissenschaft

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Die aufblühenden Naturwissenschaften zerstörten seit dem 16. Jahrhundert das biblische Weltbild. Naturereignisse ließen sich immer mehr logisch erklären, so daß für Gott kein Raum mehr blieb. Wer Gott mit dem Computer berechnen, unter dem Mikroskop erspähen will, muß eine Enttäuschung erleben. Der Weg zu gott führt nicht über die Vernunft, die Wissenschaft, sondern über Herz und Seele. Die Naturwissenschaft kann über Gott nichts aussagen, denn er liegt außerhalb ihrer Reichweite. Wie sollte man auch mit einem Kaffeelöffel den Ozean leeren? Gott sprengt unser Vorstellungsvermögen. Wer nur an das „glaubt“, was er beweisen kann, muß im Zweifel, in angst  versinken, denn die Liebe seines Partners kann er auch nicht beweisen, kann nicht beweisen, daß er morgen noch einen Job hat, morgen überhaupt noch lebt.

Heute ist die Naturwissenschaft vorsichtiger geworden, sie hat neu ihre eigene Bedingtheit erkannt, die Vorläufigkeit ihrer Aussagen. Christlicher Glaube und Naturwissenschaft sind selbst für den Papst vereinbar. Die Evolutionslehre Darwins, daß der Mensch vom Affen abstamme, kann ein Christ ebenso akzeptieren wie die Ergebnisse der Sternenforscher. Gerade in den letzten Jahren hat das Übersinnliche einen neuen Boom erlebt. Man kann abwechselnd indianisch oder buddhistisch meditieren, kann ganze Bibliotheken über die Auswirkung des Kosmos auf unser Seelenleben studieren.Der Christ vertraut, DASS  Gott handelt, WIE er handelt erklärt uns die Naturwissenschaft. Beide, Glaube und Wissenschaft, haben ihr jeweiliges Aufgabengebiet und dürfen einander nicht ins Gehege kommen. Gerade das vergangene 20. Jahrhundert hat gezeigt, wie manipulierbar der Mensch ist, wie selbstverständlich sich Millionen aufhetzen, ja Wissenschaftler von verbrecherischen Gewaltherrschern kaufen ließen, um fürchterliche Waffen zu produzieren oder regierungskritische Mitmenschen mit Psychopharmaka kalt zu stellen. Die Vernunft ist brüchig geworden, läßt sich bald vor diesen, bald vor jenen Karren spannen. Mit „Vernunft“ kommen wir nicht weiter, nur mit Liebe, denn man sieht nur mit dem Herzen gut.  Wir Christen aber dürfen darauf vertrauen, daß der Mensch weder ein Tier höherer Ordnung ist noch eine Maschine, auch kein lästiger Posten in der Geschäftsbilanz, sondern – gott sei Dank! – Gottes Ebenbild, sein geliebtes Kind.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind
  • nicht verheiratet