27 Jah­re Tscher­no­byl: Gedenk­stun­de in Bamberg

Genau sie­ben­und­zwan­zig Jah­re ist es her, dass in Tscher­no­byl in der Ukrai­ne in der Nähe der Stadt Prip­jet ein Atom­kraft­werk außer Kon­trol­le geriet. Wei­te Tei­le Euro­pas wur­den ato­mar ver­seucht. In Bam­berg erin­nert an die­se Kata­stro­phe ein Denk­mal, das vor zwei Jah­ren ein­ge­weiht wur­de: die Tscher­no­byl-Schild­krö­te des korea­ni­schen Künst­lers Jin­Mo Kang. Ganz ruhig liegt sie am Reg­nitz­weg in der Nähe der Frie­dens­brücke auf dem Rücken; die Kin­der haben ihre hel­le Freu­de an ihr, als Treff­punkt ist sie den jun­gen Leu­ten will­kom­men. Auf den Sinn des Denk­mals weist eine Metall­ta­fel hin, die in die Boden­plat­te ein­ge­las­sen ist.

Am Tscher­no­byl-Tag, 26. April 2013, lud das Vier­e­ther Kuckucks-Ei zu einer stil­len Gedenk­stun­de dort­hin ein. Karin Zieg, Vor­stand vom Ver­ein „Vier­e­ther Kuckucks-Ei e. V.“, las ein Gedicht von Inge Aicher-Scholl, wel­ches die­se kurz nach dem Reak­tor­un­fall geschrie­ben hat. Ein­dring­lich stellt die Autorin die vie­len offe­nen Fra­gen, die damals ent­stan­den. Nicht nur die tota­le Hilf­lo­sig­keit der Betrof­fe­nen Men­schen son­dern beson­ders die Ver­lo­gen­heit der Poli­ti­ke­rIn­nen aller Ebe­nen sind The­ma des Tex­tes. So heißt es im Text unter anderem:

/„Unsere Poli­ti­ker haben sich totgestellt//
/​/​Kein Ton von den Her­ren, die so ger­ne reden. Sie sind untergetaucht.“/

Eine Schwei­ge­zeit folgte.
Anschlie­ßend berich­te­ten die Anwe­sen­den von jenen Tagen; nie­mand hat ver­ges­sen, wo er damals war und wie es ihm ging.

Udo Ben­ker-Wienands aus Hof, der an der Erstel­lung des Denk­mals maß­geb­lich betei­ligt war, wies in sei­ner kur­zen Anspra­che auf die vie­len Men­schen­op­fer hin, die die Kata­stro­phe von Tscher­no­byl gefor­dert habe – allein von 800.000 Liqu­da­to­ren, die für die Auf­räu­mungs­ar­bei­ten im Ein­satz waren, sind bereits 125.000 gestor­ben. Tau­sen­de von Kin­dern, die im Umkreis des Atom­kraft­wer­kes gelebt haben oder in den Jah­ren nach dem Unglück zur Welt gekom­men sind, sind gestor­ben, krank oder leben mit Miss­bil­dun­gen, die tun­lichst ver­schwie­gen wer­den. Der Sar­ko­phag, der die Unglücks­stel­le umgibt, ist maro­de und soll seit Jah­ren mit sehr viel Geld mit inter­na­tio­na­ler Hil­fe erneu­ert wer­den. Dabei hat nur etwa fünf Pro­zent des ato­ma­ren Inven­tars den Reak­tor ver­las­sen. „Man kann sich also vor­stel­len,“ so Ben­ker-Wienands, „was geschieht, wenn die kri­ti­sche Mas­se in die Ath­mo­sphä­re gelangt.“ Er wies dar­auf hin, dass in Bay­ern auch heu­te noch jedes zwei­te Wild­schwein wegen zu hoher radio­ak­ti­ver Bela­stung ver­nich­tet wer­den muss. „Wie lan­ge müs­sen wir uns noch für die schnel­le Ener­gie­wen­de ein­set­zen?“ frag­te er am Ende sei­ner Ansprache.