Sonn­tags­ge­dan­ken: Die Seligpreisungen

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Zu den beein­druckend­sten und zugleich umstrit­ten­sten Tex­ten der Bibel gehö­ren die „Selig­prei­sun­gen“, die im Mat­thä­us­evan­ge­li­um die „Berg­pre­digt“ ein­lei­ten (Kapi­tel 5 ab Vers 3). Jesus preist die Armen, die Ent­rech­te­ten selig, aber auch die Barm­her­zi­gen und Fried­fer­ti­gen. Daß Gutes tun bes­ser ist als Böses tun, Unrecht lei­den bes­ser als Unrecht tun, wird jedem halb­wegs anstän­di­gen Men­schen ein­leuch­ten. Aber der Radi­ka­lis­mus Jesu über­rascht doch. Füh­len sich die Unter­drück­ten, die Benach­tei­lig­ten nicht ver­höhnt, wenn sie sol­che über­schweng­li­chen Hym­nen hören? Wäre es nicht bes­ser, in die Hän­de zu spucken,um etwas aus sich zu machen? Wäre es nicht bes­ser, mit aller Kraft dem Bösen zu wider­ste­hen, sich für eine huma­ne, sozia­le, umwelt­freund­li­che Gesell­schaft ein­zu­set­zen? Noch belieb­ter ist es heu­te, sich durch­zu­wur­steln, sich mög­lichst wenig Gedan­ken zu machen.

Wenn Jesus die Armen und Benach­tei­lig­ten selig preist, meint er damit, daß sie ganz auf Gott ange­wie­sen sind, daß sie sich nicht ein­bil­den kön­nen, irgend­wie aus eige­ner Kraft aus­zu­kom­men. Wer auf sich selbst vertraut,der über­schätzt, über­for­dert sich und ande­re, sieht es nicht ein, daß Gott allein das Böse über­win­den kann. Wie aber endet die­ser Kampf? Oft mit Resi­gna­ti­on im Ange­sicht des Todes, mit Neid und Bit­ter­keit, wenn man mit­an­se­hen muß, wie es andern angeb­lich oder wirk­lich bes­ser ergeht als einem selbst. Wer aber auf Gott ver­traut, lei­det zwar auch unter dem Elend des Lebens, unter den vie­len klei­nen und gro­ßen Bos­hei­ten der andern, muß aber nicht ver­bis­sen, freud­los um das eige­ne Recht kämp­fen, kann gelas­sen los­las­sen, kann das eige­ne Leben, ja das Schick­sal sei­ner Lie­ben getrost in Got­tes Hand legen. Rück­schlä­ge, Fru­stra­tio­nen, fas­sungs­lo­se Ohn­macht, Unge­wiß­heit gehö­ren auch zu unse­rem christ­li­chen Leben. Aber wir kön­nen all das leich­ter ertra­gen als unse­re Mitmenschen.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet