Uni­ver­si­tät Bay­reuth: „Ras­sis­mus erken­nen, um ihn zu überwinden“

Symbolbild Bildung

In ihrem jüng­sten Buch ent­wickelt die Bay­reu­ther Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin Prof. Dr. Susan Arndt Ant­wor­ten auf „die 101 wich­tig­sten Fra­gen“ zum Ras­sis­mus. In der „Werk­statt der Kul­tu­ren“ in Ber­lin stellt sie ihr Buch am 5. April 2013 um 19:00 Uhr vor, gemein­sam mit dem Ber­li­ner Publi­zi­sten Phil­ipp Khabo Köpsell.

Was ist Ras­sis­mus? Wer denkt, redet und han­delt ras­si­stisch? Hat der Ras­sis­mus über­haupt noch einen prä­gen­den Ein­fluss – oder han­delt es sich im Kern um ein histo­ri­sches Phä­no­men, bedingt durch pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Ideo­lo­gien und kolo­nia­li­sti­sche Inter­es­sen im 19. und 20. Jahr­hun­dert? Mit die­sen kom­ple­xen Fra­gen setzt sich ein neu­es Buch aus­ein­an­der, das sich unter dem Titel „Die 101 wich­tig­sten Fra­gen: Ras­sis­mus“ an die brei­te Öffent­lich­keit wen­det. Ohne wis­sen­schaft­li­che Vor­kennt­nis­se vor­aus­zu­set­zen, infor­mie­ren 101 kur­ze Kapi­tel über die bis in die Anti­ke zurück­rei­chen­den Ursa­chen des Ras­sis­mus, über sei­ne poli­ti­schen, reli­giö­sen und psy­cho­lo­gi­schen Funk­tio­nen und über sei­ne sich wan­deln­den Erschei­nungs­for­men bis in die Gegen­wart hinein.

Die Autorin Susan Arndt ist Pro­fes­so­rin für Eng­li­sche Lite­ra­tur­wis­sen­schaft und Anglo­pho­ne Lite­ra­tu­ren an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Vor zwei Jah­ren hat sie das Hand­buch „Wie Ras­sis­mus aus Wör­tern spricht. (K)Erben des Kolo­nia­lis­mus im Wis­sens­ar­chiv deut­sche Spra­che“ her­aus­ge­ge­ben. Hier wie in den „101 wich­tig­sten Fra­gen“ geht es weder um mora­li­sie­ren­de Schuld­zu­wei­sun­gen noch um eine Par­tei­nah­me für kon­kre­te poli­ti­sche Pro­gram­me. Das Ziel ist viel­mehr die umfas­sen­de Auf­klä­rung über den Ras­sis­mus als syste­mi­sche Kraft, die bis heu­te in den Köp­fen der Men­schen ver­wur­zelt ist und in allen gesell­schaft­li­chen Berei­chen einen umso stär­ke­ren Ein­fluss ent­fal­ten kann, je weni­ger sie den Men­schen als sol­che bewusst ist.

Am 5. April 2013 um 19:00 Uhr prä­sen­tiert Susan Arndt ihr Buch in der „Werk­statt der Kul­tu­ren“ in Ber­lin (Wiss­mann­stra­ße 32, Ber­lin-Neu­kölln). Gesprächs­part­ner ist der in Ber­lin leben­de Autor und Akti­vist Phil­ipp Khabo Köp­sell, der wis­sen­schaft­lich über afro­deut­sche Lite­ra­tur arbei­tet und zugleich einer ihrer pro­mi­nen­te­sten Ver­tre­ter ist. Zuletzt hat er sich mit dem Gedicht­band „Die Akte James Knopf. Afro­deut­sche Wort- und Streit­kunst“ einen Namen gemacht. Alle Inter­es­sier­ten sind zur Buch­prä­sen­ta­ti­on herz­lich ein­ge­la­den! Die Teil­nah­me an der Ver­an­stal­tung ist kostenlos.

„Ras­sis­mus gehört zu den fol­gen­schwer­sten histo­ri­schen Hypo­the­ken, mit denen sich die Welt auch im 21. Jahr­hun­dert aus­ein­an­der­zu­set­zen hat“, schreibt Susan Arndt zur 101. Fra­ge: „Gibt es eine Welt ohne Ras­sis­mus?“ Ihre Ant­wort fällt nicht resi­gnie­rend oder pes­si­mi­stisch aus. Im Gegen­teil, alle 101 Kapi­tel wol­len dazu ermu­ti­gen, ras­si­stisch gepräg­te Vor­stel­lungs­wel­ten und Sprach­mu­ster durch kri­ti­sche (Selbst-)Wahrnehmungen zu über­win­den, statt sie durch Ver­leug­nung zu sta­bi­li­sie­ren. Das Buch ver­steht sich in die­sem Sin­ne als eine Erkennt­nis­hil­fe, die den Leser an viel­fäl­ti­gen Bei­spie­len vor Augen führt, wel­che Spu­ren der Ras­sis­mus in der All­tags­spra­che, in kul­tu­rel­len Gewohn­hei­ten, in reli­giö­sen Tra­di­tio­nen oder in wis­sen­schaft­li­chen Erklä­rungs­mu­stern hin­ter­las­sen hat.

„Wes­sen Haut ist eigent­lich haut­far­ben?“, „Was hat Ras­sis­mus von der christ­li­chen Farb­sym­bo­lik gelernt?“, „War­um begrüß­te Karl Marx den bri­ti­schen Impe­ria­lis­mus?“, „Kann Natur­schutz ras­si­stisch sein?“, „Kann ein Mensch ille­gal sein?“, „Wer hat einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund?“, „Wor­an erken­ne ich ras­si­sti­sche Wör­ter?“: Im Hin­blick auf die­se und vie­le wei­te­re Fra­gen hält das Buch über­ra­schen­de Ein­sich­ten bereit. Sogar wer gegen ras­si­sti­sche Sprach- und Denk­mu­ster offen­siv strei­ten will, ist – wie die Autorin deut­lich macht – nicht not­wen­di­ger­wei­se dage­gen gefeit, unge­wollt und unbe­wusst in eben die­se Scha­blo­nen zurück­zu­fal­len. Kri­ti­sche Selbst­re­fle­xi­on bleibt des­halb eine dau­er­haf­te Herausforderung.

Ver­öf­fent­li­chung:

Susan Arndt,
Die 101 wich­tig­sten Fra­gen: Rassismus
C.H. Beck, Mün­chen 2012, 159 S.

Infor­ma­tio­nen zur Buch­prä­sen­ta­ti­on auf der
Home­page der „Werk­statt der Kulturen“:

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