VGN-Jah­res­pres­se­kon­fe­renz: „Posi­ti­ve Ent­wick­lung bei Bus­sen und Bah­nen 2012“

Wei­te­re Mei­len­stei­ne im Infra­struk­tur­aus­bau – Umbruch im ÖPNV in den näch­sten Jah­ren erwartet

Ein leich­tes Plus bei der Nach­fra­ge ver­zeich­net der Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg (VGN) für 2012. In sei­nem Gebiet sind ver­gan­ge­nes Jahr 223,64 Mil­lio­nen Fahr­ten mit Bus­sen und Bah­nen unter­nom­men wor­den. Das sind rund 130.000 Fahr­ten (0,1 Pro­zent) mehr als beim Rekord­ergeb­nis von 2011. Deut­li­che Zuwäch­se gab es im Berufs­ver­kehr, bei den Tickets für Stu­die­ren­de sowie den Weit­fah­rern. Im Regio­nal­ver­kehr stieg die Zahl der Fahr­ten um ein Pro­zent. Leicht rück­läu­fig war die Ent­wick­lung in den Stadt­ver­keh­ren. Hier nah­men die Fahr­ten im Schnitt um 0,4 Pro­zent ab. Die stär­ke­re Anhe­bung der Fahr­prei­se in den Städ­ten Nürn­berg und Fürth zu Jah­res­be­ginn 2012 führ­ten vor allem zu Ver­än­de­run­gen in der Ticket­wahl der Fahr­gä­ste, was sich bei der Hoch­rech­nung auf Fahr­ten dämp­fend auf das Gesamt­ergeb­nis aus­wirkt. Bezo­gen auf ech­te Kun­den dürf­ten sich in Nürn­berg und Fürth kei­ne Abwan­de­run­gen erge­ben haben. Zäh­lun­gen der VAG Ver­kehrs-Akti­en­ge­sell­schaft deu­ten sogar auf einen Anstieg der Fahr­gast­zah­len in Nürn­berg hin, berich­tet VGN-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Haas­ler bei der Jah­res­pres­se­kon­fe­renz des Ver­kehrs­ver­bun­des am Mitt­woch. 27. März 2013.

Einen neu­en Höchst­stand erreicht die Zahl der Stamm­kun­den, die mit einem Jah­res­Abo unter­wegs sind. „Gro­ßen Anteil dar­an hat der Erfolg der SBahn Nürn­berg. Das ver­bes­ser­te Ver­kehrs­an­ge­bot und die moder­nen Züge kom­men bei den Fahr­gä­sten gut an“, freut sich Haas­ler. Im Berufs­ver­kehr pro­fi­tiert der VGN zudem von den im letz­ten Jahr stark gestie­ge­nen Ben­zin­prei­sen. Bedingt durch die sin­ken­den Schü­ler­zah­len geht der Absatz der Schü­ler­wert­mar­ken dage­gen wei­ter zurück.

Trend zum Jah­res­Abo hält an

Beson­ders Berufs­pend­ler set­zen ver­mehrt auf das Jah­res­Abo. Um 4,9 Pro­zent stei­gen des­sen Ver­kaufs­zah­len, der Zuwachs beim Fir­men­Abo beträgt 3,6 Pro­zent. Viel Zuspruch erfährt das Jah­res­Abo Plus, bei dem für einen gerin­gen Auf­preis zu bestimm­ten Zei­ten wei­te­re Per­so­nen mit­ge­nom­men wer­den kön­nen. Die­se Vari­an­te ver­zeich­net eine Zunah­me um knapp 27 Pro­zent. Mitt­ler­wei­le haben 77.000 Kun­den ein VGN-Jah­res­Abo in der Tasche, das sind rund 3.400 Abo­kun­den mehr als 2011. Die Ver­käu­fe bei den MobiCards neh­men um 10,1 Pro­zent ab. Vor allem Sing­le­nut­zer wech­seln wie in den Vor­jah­ren zu den per­sön­li­chen Zeit­kar­ten, zur Solo 31 sowie den Abos. Die­se Ent­wick­lung ent­spricht der Ziel­set­zung im VGN.

Mehr Stu­den­ten – weni­ger Schüler

Im Aus­bil­dungs­ver­kehr pro­fi­tiert der VGN von der hohen Zahl von Stu­die­ren­den an den Hoch­schul­stand­or­ten im Ver­bund­ge­biet. 14 Pro­zent mehr Seme­ster­wert­mar­ken und Seme­ster­tickets wur­den 2012 ver­kauft. Die Zahl der aus­ge­ge­be­nen Wert­mar­ken für Schü­ler sank im sel­ben Zeit­raum jedoch um 0,2 Pro­zent. Der Rück­gang ver­läuft der­zeit noch gebremst, weil Jugend­li­che ins­ge­samt län­ger im Bil­dungs­sy­stem ver­blei­ben. In den kom­men­den Jah­ren wer­den die Schü­ler­zah­len aller­dings dra­stisch sin­ken, bis 2020 vor allem in den Land­krei­sen um mehr als 18 Prozent.

Plus im Gelegenheitsverkehr

Im Gele­gen­heits­ver­kehr neh­men die Ver­käu­fe der Ein­zel­fahr­schei­ne um 5,4 Pro­zent zu. Wie in den Vor­jah­ren geht der Absatz der Strei­fen­kar­ten zurück, zuletzt um 2,7 Pro­zent. Ins­ge­samt wur­den im Gele­gen­heits­ver­kehr 3,5 Pro­zent mehr Fahr­kar­ten ver­kauft und 48,6 Mil­lio­nen Fahr­ten unter­nom­men. Hoher Beliebt­heit erfreut sich wei­ter­hin das Tages­Ticket Plus. Vor allem Aus­flüg­ler haben es über 1,4 Mil­lio­nen Mal gekauft (+3,5 Pro­zent). Neben den zahl­rei­chen VGN-Frei­zeit­tipps dürf­te die Lan­des­gar­ten­schau in Bam­berg die posi­ti­ve Ent­wick­lung begün­stigt haben.

Ver­än­der­tes Kauf­ver­hal­ten in Nürn­berg und Fürth

Einen star­ken Ein­fluss auf die Ver­kaufs­sta­ti­stik des Ver­kehrs­ver­bun­des haben die Ent­wick­lun­gen in den Stadt­ver­keh­ren Nürn­berg und Fürth. Im Gesamt­ver­kehr des VGN stel­len die kom­mu­na­len Ver­kehrs­un­ter­neh­men VAG und inf­ra fürth einen Anteil von 63 Pro­zent an den Beför­de­rungs­fäl­len. In bei­den Städ­ten wur­de mit der Ein­füh­rung der Preis­stu­fen A und Z zum 1. Janu­ar 2012 das Niveau der Fahr­prei­se stär­ker ange­ho­ben. Ziel war es, jeweils den Zuschuss­be­darf der Stadt für den ÖPNV nicht wei­ter anwach­sen zu las­sen sowie Ein­schrän­kun­gen im Ver­kehrs­an­ge­bot zu ver­mei­den. Die durch­schnitt­li­che Erhö­hung der Fahr­prei­se lag in Nürn­berg bei 12,1 Pro­zent, in Fürth bei 19,4 Prozent.

„Wenn wir die Ergeb­nis­se die­ser Tarif­än­de­run­gen heu­te anse­hen, las­sen sie sich mit weni­gen Aus­sa­gen zusam­men­fas­sen“ erklärt VGN­Ge­schäfts­füh­rer Haas­ler. „Das Ziel, die Ein­nah­men der bei­den Ver­kehrs­un­ter­neh­men zu stei­gern und somit einer höhe­ren Bela­stung der städ­ti­schen Haus­hal­te ent­ge­gen­zu­wir­ken, wur­de deut­lich erreicht. Sta­ti­stisch hat sich in bei­den Städ­ten die Zahl der Fahr­ten leicht ver­rin­gert – was aber nicht mit rea­len Fahr­gast­ver­lu­sten ver­wech­selt wer­den darf, da nach der Sta­ti­stik mit den ver­schie­de­nen Zeit­kar­ten unter­schied­lich vie­le Fahr­ten unter­nom­men wer­den. Die Sum­me bei den Gele­gen­heits­kun­den ist in bei­den Städ­ten unver­än­dert geblie­ben. Die Käu­fer von Zeit­kar­ten gin­gen durch die Anhe­bung der Fahr­prei­se nicht ver­lo­ren son­dern opti­mie­ren ihre Ticket­wahl. Sie wech­seln zu den Fahr­kar­ten mit nied­ri­ge­ren Nut­zungs­häu­fig­kei­ten“, so Haasler.

Gera­de die­se Wan­de­run­gen im Fahr­kar­ten­sor­ti­ment machen die Ana­ly­se der Ver­kaufs­zah­len zu einer kom­ple­xen Ange­le­gen­heit. Betrach­tet man für Nürn­berg nur die Fahr­kar­ten der Preis­stu­fe A, ergibt sich in der Hoch­rech­nung von ver­kauf­ten Tickets und sta­ti­sti­schen Fahr­ten­häu­fig­kei­ten ein Rück­gang bei den Fahr­ten um 2,2 Pro­zent. Die­ser rührt fast aus­schließ­lich vom ver­än­der­ten Kauf­ver­hal­ten der Zeit­kar­ten­kun­den her. Bezieht man alle Ticket­ver­käu­fe im VAG-Gebiet ein, also auch der ande­ren Tarif­stu­fen, beträgt der Rück­gang der Fahr­ten in Nürn­berg nur 0,4 Pro­zent. Die Aus­wer­tung der auto­ma­ti­schen Zähl­an­la­gen im U‑Bahn-Netz sowie der Herbst­zäh­lung in den VAG-Bus­sen, ergibt sogar einen Fahr­gast­zu­wachs von 0,6 Pro­zent. Ein ähn­li­ches Bild zeigt sich im Stadt­ver­kehr Fürth. Hier sank die Zahl der Fahr­ten sta­ti­stisch um 2,9 Pro­zent. Wäh­rend der Wert im Gele­gen­heits­ver­kehr kon­stant blieb, ver­rin­ger­te er sich bei den Zeit­kar­ten um 4,9 Pro­zent und bei den Schü­lern um 1,5 Prozent.

Ein Bei­spiel für die­se sta­ti­sti­schen Effek­te ist der Wech­sel von Fahr­gä­sten von der MobiCard zur Solo 31 sowie zu den Abos. Auf­grund frü­he­rer Erhe­bun­gen geht eine MobiCard mit einer durch­schnitt­li­chen Nut­zungs­häu­fig­keit von rund 92 Fahr­ten in die Hoch­rech­nung ein, eine Solo 31 mit einem Wert von rund 56 Fahr­ten. Ein bis­he­ri­ger Käu­fer der MobiCard, der sich nun für eine Solo 31 ent­schei­det, ver­ur­sacht in der Sta­ti­stik also einen Rück­gang um 36 Fahr­ten. Das Absatz­plus von rund 21.000 mehr ver­kauf­ten Solo 31 macht die Dimen­si­on der sta­ti­sti­schen Effek­te deut­lich. „Unterm Strich gehen wir davon aus, dass ver­bund­weit der Zuwachs bei den ech­ten Fahr­gä­sten höher ist, als der rech­ne­ri­sche Wert von 0,1 Pro­zent mehr Fahr­ten“, resü­miert Haas­ler. Die star­ken Ver­än­de­run­gen im Kauf- und Mobi­li­täts­ver­hal­ten der Fahr­gä­ste in den letz­ten Jah­ren machen es aber nötig, das sta­ti­sti­sche Ver­fah­ren anhand har­ter Daten aus Zäh­lun­gen und Befra­gun­gen neu zu kali­brie­ren. Das wird mit dem Vor­lie­gen der Ergeb­nis­se aus der ver­bund­wei­ten Ver­kehrs­er­he­bung von 2012 gesche­hen. Die Daten aus der Befra­gung von mehr als 500.000 Fahr­gä­sten sowie wei­te­ren Zäh­lun­gen ste­hen ab näch­stem Jahr zur Verfügung.

Ein­nah­men gestiegen

Die Erlö­se aus dem Ver­kauf von Fahr­kar­ten sind im ver­gan­ge­nen Jahr um 7,9 Pro­zent auf 288,65 Mil­lio­nen Euro gestie­gen. Die Ver­bes­se­rung in Nürn­berg beträgt 9,9 Pro­zent, in Fürth 14 Pro­zent. Ins­ge­samt tra­gen die Fahr­geld­ein­nah­men zu knapp 43 Pro­zent zur Deckung der Auf­wen­dun­gen bei.

Gute Noten für die S‑Bahn

Ein posi­ti­ves Fazit zieht der für Infra­struk­tur­pla­nung zustän­di­ge Geschäfts­füh­rer Andre­as Mäder zum The­ma S‑Bahn Nürn­berg. Seit einem Jahr sind die neu­en Züge der Bau­rei­he ET 442 voll­stän­dig auf den Strecken nach Bam­berg und Hart­manns­hof, Neu­markt sowie Ans­bach unter­wegs. Kom­fort, Bar­rie­re­frei­heit und Schnel­lig­keit zeich­nen die moder­nen Trieb­zü­ge aus. Das wis­sen die Fahr­gä­ste zu schät­zen. Ihre Noten haben die S‑Bahn Nürn­berg in der bun­des­wei­ten Kun­den­be­fra­gung der Deut­schen Bahn im Ver­gleich von 13 S‑Bahn-Net­zen um sechs Plät­ze nach oben schnel­len las­sen. 2012 lan­de­te die S‑Bahn Nürn­berg den vier­ten Rang. Dazu bei­getra­gen hat auch die Moder­ni­sie­rung der Rei­se­zug­wa­gen auf der S2. „Nach dem anfäng­li­chen Fehl­start ist die S‑Bahn heu­te auf der Erfolgs­spur unter­wegs“, unter­streicht Mäder. Das bele­gen auch die Fahr­gast­zah­len. DB Regio ver­mel­det für 2012 einen Zuwachs im Nürn­ber­ger S‑Bahn-Netz von 3,6 Prozent.

Der Spurtstär­ke der neu­en Züge ist es auch zu ver­dan­ken, dass sich die Pünkt­lich­keit im Nürn­ber­ger Netz erhöht hat. Der Durch­schnitts­wert für 2012 liegt bei 96,3 Pro­zent, was einer Ver­bes­se­rung um drei Punk­te ent­spricht. Beson­ders 2011 hat­te die Pünkt­lich­keit stark unter den zahl­rei­chen Bau­stel­len gelit­ten. Ganz ohne Beein­träch­ti­gun­gen wird es im lau­fen­den Jahr aller­dings nicht gehen. Vor allem die Bau­ar­bei­ten zwi­schen Erlan­gen und Bam­berg auf der Aus­bau­strecke Nürn­berg – Ebens­feld – Ber­lin wer­den zum Teil län­ge­re Fahr­zei­ten und kurz­fri­sti­ge Strecken­sper­run­gen zur Fol­ge haben. Auch an den ande­ren Strecken wird wei­ter­ge­baut und moder­ni­siert – unter „rol­len­dem Rad“, um wei­te­re Sper­run­gen zu vermeiden.

Ent­schei­dung zum Ver­schwenk erwartet

Bewe­gung wird zur Jah­res­mit­te in den drin­gend not­wen­di­gen Strecken­aus­bau zwi­schen Fürth und Erlan­gen kom­men. Bis dahin wird das Eisen­bahn­bun­des­amt (EBA) über die Plan­fest­stel­lung zur Tras­se durch das Knob­lauchs­land ent­schei­den. Mit einem posi­ti­ven Ent­scheid läge dann Bau­recht vor. Noch offen ist aller­dings der wei­te­re Fort­gang des Pro­jekts. Zu erwar­ten sind Kla­gen der Stadt Fürth sowie pri­va­ter Grund­stücks­ei­gen­tü­mer gegen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss. Über die­se wür­de dann das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ver­mut­lich zügig ent­schei­den. Ob aller­dings der sei­tens der Bahn noch immer genann­te Zeit­punkt für die durch­ge­hen­de Vier­glei­sig­keit zwi­schen Fürth und Erlan­gen im Dezem­ber 2016 gehal­ten wer­den kann, bezwei­felt Mäder stark.

Frei­staat schreibt S‑Bahn aus

Noch eine wei­te­re Wei­chen­stel­lung betrifft die S‑Bahn Nürn­berg. Fest steht, dass sie bis Dezem­ber 2017 von DB Regio betrie­ben wird. Dann aller­dings läuft der bestehen­de Ver­trag zwi­schen dem Frei­staat Bay­ern und dem Ver­kehrs­un­ter­neh­men aus. Die Baye­ri­sche Eisen­bahn­ge­sell­schaft (BEG) hat ange­kün­digt, das kom­plet­te Nürn­ber­ger S‑Bahn-Netz bis dahin aus­zu­schrei­ben. Die kon­zep­tio­nel­len und for­ma­len Vor­ar­bei­ten dazu lau­fen seit Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res. Die Ver­trags­lauf­zeit ab Dezem­ber 2017 soll zehn Jah­re betragen.

Grund­le­gen­de Zwei­fel am Zeit­punkt der Aus­schrei­bung haben aller­dings der Zweck­ver­band (ZVGN) sowie die Ver­bund­ge­sell­schaft. Solan­ge auf der S1, der bedeut­sam­sten Strecke im Nürn­ber­ger Netz, der drin­gend erfor­der­li­che 20-Minu­ten-Takt zwi­schen Nürn­berg und Erlan­gen wegen des feh­len­den vier­ten Glei­ses nicht gefah­ren wer­den kann und auch nicht klar ist, wel­che Spiel­räu­me der künf­ti­ge Fern- sowie Güter­ver­kehr auf der Strecke las­sen, macht eine Aus­schrei­bung aus Ihrer Sicht wenig Sinn. Des­halb hat sich der Vor­sit­zen­de des ZVGN, der Nürn­ber­ger Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Ulrich Maly, bereits im Janu­ar mit einem Schrei­ben an Bay­ern Ver­kehrs­mi­ni­ster Mar­tin Zeil gewandt, mit dem Vor­schlag die Aus­schrei­bung um zwei bis drei Jah­re zu ver­schie­ben. Zwi­schen­zeit­lich ist die Absa­ge des Ver­kehrs­mi­ni­sters ein­ge­gan­gen, der die­se Beden­ken jedoch nicht teilt und auf die im Wett­be­werb zu erzie­len­den Ver­bes­se­run­gen für die Nürn­ber­ger SBahn verweist.

VGN hält an Hal­te­punk­ten fest

Am Ball bleibt der Ver­kehrs­ver­bund auch bei der Fra­ge der geplan­ten SBahn­hal­te­punk­te Forch­heim-Nord und Bam­berg-Süd. Deren Rea­li­sie­rung bzw. För­de­rung durch den Frei­staat Bay­ern hängt am erfor­der­li­chen Nach­weis von min­de­stens 1.000 Ein­stei­gern am Werk­tag. Ent­spre­chen­de Pro­gno­sen haben die Ver­bund­ge­sell­schaft wie auch die Baye­ri­sche Eisen­bahn­ge­sell­schaft bereits erstellt. Zu bei­den Hal­te­punk­ten liegt der VGN-Wert über dem ent­schei­den­den Schwel­len­wert, das Resul­tat der BEG jedoch dar­un­ter. Einig­keit besteht aller­dings in der Not­wen­dig­keit, mit neu­en Daten sowie aktu­el­len Infor­ma­tio­nen über die künf­ti­ge Ein­woh­ner­ent­wick­lung, neu­en Fahr­gast­zah­len sowie Annah­men zum Ver­hal­ten der Fahr­gä­ste die Pro­gno­sen noch ein­mal zu über­ar­bei­ten. Ziel von Zweck­ver­band und Ver­bund­ge­sell­schaft ist es, die Abstim­mun­gen noch vor Abschluss des lau­fen­den Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­rens abzu­schlie­ßen. Die Chan­cen einer nach­träg­li­chen Auf­nah­me der Hal­te­punk­te in die Pla­nun­gen, also nach Abschluss des Ver­fah­rens, sieht Mäder sehr kritisch.

Wei­te­re Mei­len­stei­ne für die Stadt-Umland-Bahn Erlangen

Im Febru­ar die­ses Jah­res hat das baye­ri­sche Ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­um das Pro­jekt beim Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­um zur Auf­nah­me in das GVFGFör­der­pro­gramm ange­mel­det. Noch bis ein­schließ­lich 2019 stellt der Bund im Rah­men die­ses Pro­gramms deutsch­land­weit jähr­lich rund 333 Mil­lio­nen Euro an För­der­mit­teln für der­ar­ti­ge Groß­vor­ha­ben zur Ver­fü­gung. Die StUB ist zunächst für die Kate­go­rie C ange­mel­det, was bedeu­tet, dass das Vor­ha­ben vor­erst bedingt auf­ge­nom­men wird. Eine Hoch­stu­fung in die Kate­go­rie A (Vor­ha­ben end­gül­tig auf­ge­nom­men) kann erst dann erfol­gen, wenn dem Bund alle dafür erfor­der­li­chen Kosten­be­rech­nun­gen vor­lie­gen. Im jet­zi­gen Pro­jekt­sta­di­um lie­gen erste gro­be Kosten­schät­zun­gen vor. Beson­ders kosten­in­ten­siv sind die auf­wän­di­gen Bau­wer­ke wie die Brücke über die Auto­bahn A3 oder die Unter­tun­ne­lung des Erlan­ger Hauptbahnhofs.

Um nicht unnö­tig Mit­tel für teu­re Detail­pla­nun­gen zu aus­zu­ge­ben, wer­den die Städ­te Nürn­berg und Erlan­gen sowie der Land­kreis Erlan­gen-Höch­stadt für alle anspruchs­vol­len Bau­wer­ke zunächst eine ver­tie­fen­de Kosten­ana­ly­se durch­füh­ren las­sen. Damit lässt sich dann abschät­zen ob sich das Pro­jekt wei­ter­hin rech­net und die Detail­pla­nun­gen in Auf­trag gege­ben wer­den können.

Sehr erfreu­lich ist aus Sicht Mäders das Bekennt­nis des Frei­staats Bay­ern durch den Mini­ster­rats­be­schluss vom 18. Dezem­ber 2012. Das Land hat ange­kün­digt zu prü­fen, ob eine zusätz­li­che För­de­rung mit einem erhöh­ten För­der­satz im Rah­men eines Här­te­fall­aus­gleichs mög­lich ist. „Damit stei­gen die Chan­cen, die Stadt-Umland-Bahn auch wirk­lich bau­en zu kön­nen“, so Mäder.

Mit der Anmel­dung der StUB sind die jah­re­lan­gen Arbei­ten der Ver­bund­ge­sell­schaft und des ZVGN so gut wie abge­schlos­sen. Nun ist es die Auf­ga­be der Städ­te Nürn­berg und Erlan­gen sowie des Land­krei­ses Erlan­gen- Höch­stadt, gemein­schaft­lich die Chan­ce zu nut­zen, um ein attrak­ti­ves und moder­nes Ver­kehrs­sy­stem für ihre Bür­ger zu rea­li­sie­ren. Vor dem Hin­ter­grund der Ende 2019 aus­lau­fen­den För­de­rung sol­cher Pro­jek­te durch den Bund ist dies auf abseh­ba­re Zeit das viel­leicht letz­te Groß­pro­jekt, das im VGN ver­wirk­licht wer­den kann.

Der ÖPNV im Umbruch

Neben dem Rück­blick auf das zurück­lie­gen­de Geschäfts­jahr wagen die bei­den VGN-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Haas­ler und Andre­as Mäder auch einen knap­pen Blick in die Zukunft.

Eine der­zeit viel dis­ku­tier­te Ent­wick­lung ist der demo­gra­fi­sche Wan­del. Die­ser war Mit­te März auch The­ma des Mar­ke­ting­kon­gres­ses des Ver­bands Deut­scher Ver­kehrs­un­ter­neh­men (VDV) in Nürn­berg. Ein Aspekt des Wan­dels ist die Über­al­te­rung der Gesell­schaft. Im Ver­gleich zu frü­her sind die Senio­ren sehr mobil und auch län­ger mobil. Davon pro­fi­tiert der VGN heu­te zum Bei­spiel mit sei­nen Ange­bo­ten im Frei­zeit­ver­kehr. Häu­fig sind die Senio­ren noch mit dem Pkw unter­wegs. Doch mit sin­ken­den Ren­ten wird die Pkw-Ver­füg­bar­keit bei den Senio­ren abneh­men. Der ÖPNV wird künf­tig mehr gefor­dert sein, die Mobi­li­tät der Älte­ren in der Gesell­schaft zu ermög­li­chen. Dabei stellt sich ins­be­son­de­re die Not­wen­dig­keit, den ÖPNV durch­gän­gig und weit­ge­hend bar­rie­re­frei zu gestalten.

Ver­bun­den mit dem demo­gra­fi­schen Wan­del ist der dra­sti­sche Bevöl­ke­rungs­rück­gang im länd­li­chen Raum. Bis 2028 wird die Bevöl­ke­rung in eini­gen Ver­bund­land­krei­sen um acht bis elf Pro­zent schrump­fen. Um die Lebens­qua­li­tät im länd­li­chen Raum zu erhal­ten, wird dort auch künf­tig ein ange­mes­se­nes Ange­bot durch den ÖPNV not­wen­dig sein. Die Bevöl­ke­rung in den Zen­tren wird in Zukunft sta­bil blei­ben, in der Städ­te­ach­se Nürn­berg – Fürth – Erlan­gen sogar noch wach­sen. Dort wer­den sich die jün­ge­ren Bevöl­ke­rungs­grup­pen kon­zen­trie­ren. Die­se wer­den wei­ter­hin hohe Ansprü­che an den ÖPNV stel­len und gleich­zei­tig einen Mix an Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten nut­zen. Dazu gehö­ren dann ver­mehrt Car­sha­ring, Mit­fahr­zen­tra­len und neue Mög­lich­kei­ten der Elek­tro­mo­bi­li­tät. Mit die­sen Anbie­tern wird sich der ÖPNV künf­tig ergän­zen, wirt­schaft­lich auch kon­kur­rie­ren. Von ihm wird nach wie vor eine hohe Qua­li­tät ver­langt wer­den, bei ins­ge­samt stei­gen­den Ansprü­chen an Kom­fort und Ange­bot. Die Fra­ge der künf­ti­gen Finan­zie­rung ist heu­te aller­dings noch offen.

Wäh­rend die­se Trends erst im Lauf der Jah­re spür­bar wer­den, dürf­ten ande­re Ent­wick­lun­gen schon sehr bald kon­kre­te Fol­gen haben, ins­be­son­de­re im länd­li­chen Raum. Von der Öffent­lich­keit unbe­merkt, in Fach­krei­sen aber bereits heiß dis­ku­tiert, ist die Neu­fas­sung des Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­set­zes (PBefG), die zum 1. Janu­ar 2013 in Kraft getre­ten ist. Mit ihr wur­de die deut­sche Gesetz­ge­bung an die EU-Ver­ord­nung 1370/2007 angepasst.

Die­se regelt, unter wel­chen Bedin­gun­gen die Städ­te und Land­krei­se den Ver­kehrs­un­ter­neh­men Aus­gleichs­zah­lun­gen gewäh­ren kön­nen. Im länd­li­chen Raum wird das mit abneh­men­der Ren­ta­bi­li­tät der Bus­li­ni­en immer häu­fi­ger not­wen­dig wer­den. Hin­ter­grund sind die sin­ken­den Schü­ler­zah­len, nach VGN-Pro­gno­sen in den Land­krei­sen um durch­schnitt­lich 18,6 Pro­zent bis 2020. Damit bricht in den näch­sten Jah­ren die wirt­schaft­li­che Basis des ÖPNV im länd­li­chen Raum erheb­lich ein. Gleich­zei­tig müs­sen die Ver­kehrs­un­ter­neh­men als Fol­ge der Schul­re­form ver­mehrt Fahr­ten am Nach­mit­tag anbie­ten, was ihren Auf­wand erhöht und die Wirt­schaft­lich­keit der Lini­en wei­ter ver­min­dert. Die Fol­ge wird häu­fig das Aus­dün­nen der Fahr­plä­ne sein. Eine Alter­na­ti­ve ist das Ein­rich­ten von Bedarfs­ver­keh­ren, um der Bevöl­ke­rung wei­ter­hin die Mobi­li­tät zu ermög­li­chen. In vie­len Fäl­len wird der Auf­ga­ben­trä­ger, also der Land­kreis, im Rah­men sei­ner ver­füg­ba­ren Haus­halts­mit­tel Ver­kehrs­lei­stun­gen bestel­len. Dabei ist nach der neu­en Gesetz­ge­bung die Direkt­ver­ga­be an ein Ver­kehrs­un­ter­neh­men nicht mehr in allen Fäl­len mög­lich. Trägt das wirt­schaft­li­che Risi­ko beim Betrieb einer Linie nicht mehr über­wie­gend das Ver­kehrs­un­ter­neh­men, muss aus­ge­schrie­ben wer­den. Vie­le ein­ge­ses­se­ne Bus­un­ter­neh­mer wer­den sich des­halb ver­mehrt dem Wett­be­werb stel­len müs­sen. „Die Ver­kehrs­an­ge­bo­te und die Unter­neh­mer­land­schaft im länd­li­chen Raum wer­den sich in den kom­men­den Jah­ren stark ver­än­dern“, schließt Mäder.