Neu­eröff­nung des Jean-Paul-Muse­ums Bayreuth

Ein Höhe­punkt zum 250. Geburts­tag des Dich­ters am 21. März

Jean Paul Museum

Jean Paul Museum

Nach einer vier­mo­na­ti­gen Reno­vie­rungs- und Umbau­zeit prä­sen­tiert sich das voll­stän­dig neu­ge­stal­te­te Jean-Paul-Muse­um der Stadt Bay­reuth recht­zei­tig zum 250. Geburts­tag des gro­ßen Dich­ters am 21. März wie­der der Öffentlichkeit.

Bay­reuth ver­dankt das Jean-Paul-Muse­um im Wesent­li­chen sei­nem groß­her­zi­gen Stif­ter Dr. Phil­ipp Hausser, einem Nach­fah­ren Joseph und Rosa Schwa­ba­chers, der ein­sti­gen Ver­mie­ter Jean Pauls in des­sen Wohn- und Ster­be­haus. Von Jugend an hat­te Hausser eine beacht­li­che Samm­lung von Auto­gra­phen Jean Pauls, von Erst­aus­ga­ben sei­ner Wer­ke, Lite­ra­tur aus sei­nem Umkreis, Por­träts, sowie Bild­ma­te­ri­al zusam­men­ge­tra­gen. Die­se wohl bedeu­tend­ste Pri­vat­samm­lung zu Jean Paul mach­te es mög­lich, dem Dich­ter 1980 ein Muse­um unter der Lei­tung von Dr. Man­fred Eger ein­zu­rich­ten. Die Stadt konn­te es 1994 deut­lich erwei­tern und seit­her wei­te­re wert­vol­le Hand­schrif­ten Jean Pauls sowie Doku­men­te zu sei­nem Leben und Werk erwerben.

Jetzt wur­de es zum 250. Geburts­tag des Dich­ters unter der Lei­tung von Muse­ums­lei­ter Dr. Sven Fried­rich durch Dr. Frank Piontek und den Muse­ums­ge­stal­ter Flo­ri­an Raff neu kon­zi­piert und ein­ge­rich­tet. Die Gesamt­ko­sten hier­für belie­fen sich auf rund 300.000 Euro. Damit wur­de aus der ehe­ma­li­gen Samm­lungs­aus­stel­lung ein zeit­ge­mä­ßes und anspre­chen­des Lite­ra­tur­mu­se­um, das dem Besu­cher den Dich­ter und sein Werk auch mit moder­nen Mit­teln wie einer Audio­füh­rung näher brin­gen möch­te. Es rich­tet sich mit­hin nicht nur an den Fach­mann, son­dern auch den inter­es­sier­ten Lite­ra­tur­freund, für den es hier man­chen Schatz zu heben gibt.

Unter­ge­bracht ist das Muse­um im ehe­ma­li­gen Wohn­haus von Richard Wag­ners Toch­ter Eva und deren Mann Hou­ston Ste­wart Cham­ber­lain, des­sen Wir­ken im „Bay­reu­ther Kreis“ die völ­ki­sche Rezep­ti­on Richard Wag­ners beför­dert und des­sen pro­ble­ma­ti­sche Welt­an­schau­ung und Schrif­ten die Sym­bio­se mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus ein­ge­lei­tet haben. Jean Paul wur­de von der NS-Ideo­lo­gie als ver­zopf­ter Apo­lo­get klein­bür­ger­li­cher deut­scher Inner­lich­keit absichts­voll miss­ver­stan­den und für die pro­pa­gan­di­sti­schen Zwecke der Ver­nich­ter von Kul­tur und Geist missbraucht.

Dass nach dem Geist Cham­ber­lains heu­te der huma­ne Geist Jean Pauls hier eine Hei­mat gefun­den hat, erscheint als sym­bo­li­sche Ret­tung sei­ner Idea­le, als Sieg des Mensch­li­chen über das Unmenschliche.

Begrü­ßung und Gruß­wort von Bri­git­te Merk-Erbe zur Eröff­nung Jean Paul Muse­um 21.3.2013

(Rede­ma­nu­skript, es gilt das gespro­che­ne Wort)

Mei­ne sehr geehr­ten Damen und Herren,
ver­ehr­te Gäste,

die Eröff­nung oder wie in unse­rem Fall heu­te die Wie­der­eröff­nung eines Muse­ums ist kein all­täg­li­cher Akt. Das ist etwas Beson­de­res, alles ande­re als alltäglich.
Dies gilt umso mehr, wenn es sich dabei um das Muse­um für Jean Paul, einen der ganz gro­ßen der deut­schen Dicht­kunst, handelt.

Der Bedeu­tung ange­mes­sen, dür­fen wir heu­te eine Viel­zahl von beson­de­ren Gästen begrüßen.

Ich hof­fe aber auf Ihr Ein­ver­ständ­nis, wenn ich die Vor­ga­ben des Pro­to­kolls ein wenig miss­ach­te, nicht nur was die Rang- und Rei­hen­fol­ge angeht, son­dern dass ich mich in der nament­li­chen Begrü­ßung deut­lich beschrän­ke, wohl wis­send, dass ein jeder, der heu­te Jean Paul zu die­ser Muse­ums­wie­der­eröff­nung die Ehre gibt, es wert ist, nament­lich begrüßt zu werden.

Aber auch wenn ich mich beschrän­ke, wird es dauern.

Begin­nen möch­te ich stell­ver­tre­tend für alle aus dem Bereich der Poli­tik – unab­hän­gig von der jewei­li­gen poli­ti­schen Ebe­ne – mit den Landtagsabgeordneten
Ulri­ke Gote, Tho­mas Hacker und Chri­stoph Rabenstein.
Sei­en Sie uns herz­lich willkommen.

Will­kom­men hei­ßen darf ich für die Regie­rung von Ober­fran­ken Regie­rungs­vi­ze­prä­si­den­tin Petra Platzgummer-Martin.

Ein herz­li­ches und beson­de­res Will­kom­men geht an den Lei­ter der Lan­des­stel­le für nicht­staat­li­che Muse­en in Bay­ern, Dr. Micha­el Henker.
Dr. Hen­ker, sei­en Sie uns herz­lich willkommen.

Das Jean-Paul-Jubi­lä­um wird ja nicht nur in Bay­reuth, son­dern aus gutem Grund in der gesam­ten Regi­on mit vie­len Ver­an­stal­tun­gen gefei­ert und so freu­en wir uns über die Anwe­sen­heit von Land­rat Herr­mann Hüb­ner sowie den stell­ver­tre­ten­den Land­rat aus Hof, Hans Jür­gen Lammer.
Sei­en Sie uns eben­so herz­lich will­kom­men wie Chri­sti­ne Som­mer und Hans Jür­gen Schatz, bei­de begrü­ße ich jetzt ein­fach mal als Ver­tre­ter der Roll­wen­zelei und nen­ne im glei­chen Atem­zug den Stadt­schrei­ber Vol­ker Stü­bing, der uns in sei­nem Inter­net­blog ja nicht nur Jean Paul ein wenig näher bringt, son­dern dort auch eine gewis­se Wesens­ver­wandt­schaft zu Jean Paul erken­nen lässt. Da passt es jetzt ganz gut, wenn ich an die­ser Stel­le zudem Dr. Moni­ka Mei­er, die Vor­sit­zen­de des Ver­eins „Jean Paul 2013“ sowie alle Mit­glie­der des Ver­eins begrüßen.

Bay­reuth, mei­ne sehr ver­ehr­ten Damen und Her­ren, fei­ert in die­sem Jahr bekannt­lich ein Dop­pel­ju­bi­lä­um, da freut es mich ganz beson­ders, dass wir zu die­ser Muse­ums­wie­der­eröff­nung Vere­na Laf­fe­renz-Wag­ner und Eva Wag­ner-Pas­quier begrü­ßen dür­fen. Auch Ihnen ein herz­li­ches Willkommen.

Stell­ver­tre­tend für die Mit­glie­der des Bay­reu­ther Stadt­ra­tes darf ich zudem Tho­mas Ebers­ber­ger, 2. Bür­ger­mei­ster der Stadt begrüßen.

Dem Ehren­bür­ger der Stadt und Alt­ober­bür­ger­mei­ster Dr. Die­ter Mronz sowie dem Kanz­ler der Uni­ver­si­tät Bay­reuth Dr. Mar­kus Zan­ner bür­de ich auf, dass sie bei­de jetzt stell­ver­tre­tend für alle Trä­ger der städ­ti­schen Aus­zeich­nun­gen, für alle Insti­tu­tio­nen, Ver­bän­de und Ver­ei­ne begrüßt werden.
Ihnen allen ein herz­li­ches Willkommen.

Erin­nern möch­te ich bei die­ser Begrü­ßung zudem an die wesent­li­che Rol­le des Stif­ters Dr. Phil­ipp Hau­ser und so darf ich die Nach­fah­ren des Stif­ters, Pro­fes­sor Roland und Dr. Wolf­gang Hausser herz­lich will­kom­men heißen.

Will­kom­men hei­ßen möch­te ich selbst­ver­ständ­lich auch die Ver­tre­ter der am Bau betei­lig­ten Unter­neh­men und Mit­ar­bei­ter der Stadt­ver­wal­tung, Sie alle fas­se ich jetzt ein­fach mal im Lei­ter des Hoch­bau­am­tes Her­mann Baum­gär­tel zusammen.
Sei­en Sie uns alle ganz herz­lich willkommen.

Geson­dert begrü­ßen möch­te ich Dr. Sven Fried­rich, Direk­tor des Jean-Paul-Muse­ums, auf des­sen Anspra­che wir alle sehr gespannt sind.
Ein herz­li­ches Will­kom­men gilt zudem dem Rezi­ta­tor am heu­ti­gen Tag, Kam­mer­sän­ger Franz Mazura.

Ver­ehr­te Gäste,

was bei öffent­li­chen Bau­ten ja nicht immer klappt, bei Jean Paul bzw. bei sei­nem Muse­um ist es gelun­gen. Pünkt­lich zum Geburts­tag kön­nen wir es wiedereröffnen.

Das Muse­um, ich habe die­se Woche bereits vor­ab einen klei­nen Rund­gang gemacht, es prä­sen­tiert sich, mehr als 30 Jah­re nach sei­ner Eröff­nung und der ersten Erwei­te­rung im Jahr 1994, in einem völ­lig neu­em Gewand. Ver­bun­den ist damit auch eine neue zeit­ge­mä­ße Kon­zep­ti­on, um Jean Paul auch all jenen nahe­zu­brin­gen, die die­sem gro­ßen Dich­ter bis­her viel­leicht eher reser­viert gegen­über stehen.

Zu sei­nen Leb­zei­ten war Jean Paul eine wirk­li­che Grö­ße des Lite­ra­tur­be­trie­bes, sei­ne Leser und vor allem Lese­rin­nen, dach­ten und fühl­ten wie Jean Paul. Was damals selbst­ver­ständ­lich war, muss heu­te viel­leicht erzählt oder erklärt wer­den, hier wird das Muse­um einen wesent­li­chen Bei­trag lei­sten. Stand frü­her die Chro­no­lo­gie im Mit­tel­punkt, geht es jetzt um eine the­ma­ti­sche Her­an­ge­hens­wei­se, es geht nicht nur um den Dich­ter son­dern eben auch um den Typen Jean Paul.

Anders als bei­spiels­wei­se beim Richard-Wag­ner-Muse­um sind die Räu­me des Jean-Paul-Muse­ums ja nicht authen­tisch, der Dich­ter hat sich ja hier nie auf­ge­hal­ten, aber es ist – wie ich mei­ne gelun­gen, eine ihm ange­mes­se­ne Atmo­sphä­re zu erzeu­gen. In die­sem Zusam­men­hang möch­te ich mich nicht nur beim Lei­ter des Muse­ums, Dr. Sven Fried­rich, son­dern auch bei Aus­stel­lungs­ge­stal­ter Flo­ri­an Raff, und für die kura­to­ri­sche Beglei­tung bei Dr. Frank Piontek bedanken.

Es ist ein schö­ner, ein hei­te­rer aber eben auch ein wür­di­ger Rah­men für die bedeu­ten­de Jean-Paul-Samm­lung des hoch­ver­ehr­ten Dr. Phil­ipp Hau­ser geschaf­fen wor­den. Jean Paul, der von sich sag­te er sei „stu­ben­glück­lich“, wenn er kei­ne Lust hat­te das Haus zu ver­las­sen, hät­te sich hier ver­mut­lich wohl gefühlt.

Eine Ein­schrän­kung jedoch wird man machen müs­sen und natür­lich waren es Jour­na­li­sten, die dies sofort bemerkt haben. So schreibt die Süd­deut­sche Zei­tung, die dem The­ma Jean Paul in ihrer Aus­ga­be gestern eine gan­ze Sei­te gewid­met hat, zum umge­stal­te­ten Museum:

„Was in Bay­reuth nicht fehlt: Eine jean-pau­les­ke Arbeits­stu­be mit Zet­tel­cha­os, Wet­ter­frö­schen, Bier­glas­durch­ein­an­der – der Dich­ter hät­te es so gewollt.
Was in Bay­reuth aber sehr wohl fehlt: die Mög­lich­keit ech­tem Bay­reu­ther Bier im Muse­um zuzusprechen.“
Ende des Zitats.

Ver­ehr­te Gäste,

Jean Paul, der vie­len, ob sei­ner Wort­ge­walt, ob sei­ner Sprach­vir­tuo­si­tät als sper­rig gilt, erobert sich seit Wochen sei­ne Hei­mat Ober­fran­ken und Bay­reuth zurück. Bei die­ser Erobe­rung wird in Zukunft das neu gestal­te­te Muse­um, das wir heu­te wie­der­eröff­nen, eine wesent­li­che Rol­le spielen.

Aber das Muse­um wird dies nicht allei­ne tun.
Ich den­ke hier bei­spiels­wei­se an den Jean-Paul-Wan­der­weg, ich den­ke an das Geburts­zim­mer in Wunsiedel,
ich den­ke an das Jean-Paul-Muse­um in Joditz,
ich den­ke an die Rollwenzelei,
es gibt einen Jean Paul Stadtplan,
es gab und gibt Lesungen,
es gab und gibt Kunst­aus­stel­lun­gen oder auch Theateraufführungen,
es gibt Koch­re­zep­te und Jean-Paul-Bier und noch vie­les ande­re mehr.
Jean Paul wird durch all die­se sehr unter­schied­li­chen Aktio­nen und Akti­vi­tä­ten zu einem Erlebnis.

Was mich bei all den Orten und Akti­vi­tä­ten aber beson­ders freut: Sie len­ken nicht nur die Auf­merk­sam­keit der Exper­ten oder der über­re­gio­na­len Medi­en auf Ober­fran­ken und Bay­reuth, sie len­ken die Auf­merk­sam­keit eben auch jener auf Jean Paul, die bis­her eher wenig mit dem Namen des Dich­ters anfan­gen konnten.

Der heu­ti­ge Tag ist sicher einer der Höhe­punk­te des Jean-Paul-Jubi­lä­ums­jah­res mit sei­nen viel­fäl­ti­gen Aktivitäten.

Wir eröff­nen ja heu­te nicht nur das Muse­um, am Nach­mit­tag ent­hül­len wir eine von 25 Lit­faß­säu­len, die der Ver­ein Jean Paul 2013 in Deutsch­land und der Tsche­chi­sche Repu­blik an wesent­li­chen Jean Paul-Orten auf­ge­stellt hat, am Abend gibt es einen Festakt.

Ich sag­te vor­hin, dass Jean Paul sich sei­ne ober­frän­ki­sche Hei­mat zurück­er­obert und dass das neu­ge­stal­te­te Muse­um hier­bei eine wich­ti­ge Rol­le spie­len wird. Die Ver­än­de­rung, die Erneue­rung eines Muse­ums, das ein wesent­li­cher Bestand­teil in der Bay­reu­ther Muse­ums- und Kul­tur­land­schaft ist, ver­langt natür­lich auch ent­spre­chen­de finan­zi­el­le Mittel.

Ich will in die­sem Zusam­men­hang nicht ver­schwie­gen, dass die Pfle­ge der Kul­tur und des kul­tu­rel­len Erbes ange­sichts knap­per Mit­tel für eine Kom­mu­ne auch immer eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung ist. Ich möch­te daher der Ober­fran­ken­stif­tung, der Baye­ri­schen Lan­des­stif­tung, dem Kul­tur­fonds Bay­ern und der Lan­des­stel­le für die nicht­staat­li­chen Muse­en in Bay­ern aus­drück­lich für ihre finan­zi­el­le Unter­stüt­zung danken.

Ich wün­sche dem neu­en Jean Paul Muse­um vie­le inter­es­sier­te Besucher,
den Besu­chern vie­le Ein­drücke, gute Gesprä­che über Jean Paul,
über Bayreuth,
über die Region.

Ich den­ke, wer sich mit Jean Paul
mit sei­nen Werken
oder sei­nem Leben beschäftigt,
wer dies tut,
wirft immer auch einen Blick auf Oberfranken,
auf Bayreuth,
auf die Landschaft,
auf die Men­schen, die hier leben.

Vie­len Dank für Ihre Aufmerksamkeit!