Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Dem Kli­ma­wan­del vor­beu­gen, das Grün­land in Euro­pa erhalten

Symbolbild Bildung

Die öko­lo­gi­sche Lei­stungs­fä­hig­keit, die Arten­viel­falt und auch die land­schaft­li­che Schön­heit des Grün­lands in Euro­pa zu schüt­zen – mit die­sem Ziel haben sich Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen aus acht euro­päi­schen Län­dern im For­schungs­pro­jekt „SIGNAL“ zusam­men­ge­schlos­sen. Die Koor­di­na­ti­on des Gesamt­pro­jekts, das von der EU mit 1,5 Mil­lio­nen Euro geför­dert wird, liegt bei Prof. Dr. Anke Jentsch, Pro­fes­so­rin für Stö­rungs­öko­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und Mit­glied des Bay­reu­ther Zen­trums für Öko­lo­gie und Umwelt­for­schung (Bay­CE­ER). Zur Auf­takt­ver­an­stal­tung am 13. und 14. März 2013 waren Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler aller Part­ner­ein­rich­tun­gen nach Bay­reuth gekommen.

Die Pro­jekt­part­ner tei­len die Ein­schät­zung, dass der Kli­ma­wan­del in Euro­pa extre­me Wet­ter­ereig­nis­se ver­ur­sa­chen und die Sta­bi­li­tät des euro­päi­schen Grün­lands nach­hal­tig gefähr­den könn­te – vor allem im Zusam­men­hang mit dem Vor­drin­gen inva­si­ver Arten. Die Schön­heit des Land­schafts­bil­des, die Neu­bil­dung von Grund­was­ser, die Fil­te­rung von Schad­stof­fen, die Spei­che­rung wert­vol­ler Nähr­stof­fe und die Bereit­stel­lung von Grün­fut­ter sind zen­tra­le Funk­tio­nen des Grün­lands, das immer­hin rund die Hälf­te aller land­wirt­schaft­lich genutz­ten Flä­chen in Euro­pa aus­macht. Umso schwer­wie­gen­der wären die Fol­gen, wenn die­se öko­lo­gi­schen Ser­vice­lei­stun­gen infol­ge lang­an­hal­ten­der Dür­re­pe­ri­oden oder ein­wan­dern­der Pflan­zen dau­er­haft gestört würden.

„Der­ar­ti­ge Ent­wick­lun­gen sind aber kein unver­meid­li­ches Schick­sal“, erklärt Pro­jekt­lei­te­rin Anke Jentsch. „Im Pro­jekt SIGNAL wol­len wir vor­beu­gen­de Kon­zep­te und Maß­nah­men erar­bei­ten, die geeig­net sind, dro­hen­de öko­lo­gi­sche Schä­den abzu­wen­den oder jeden­falls abzu­schwä­chen. Gro­ße Hoff­nun­gen set­zen wir dabei auf das Poten­zi­al der Arten­viel­falt. Die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer unse­res ersten Arbeits­tref­fens waren alle hoch­mo­ti­viert, sich die­ser Her­aus­for­de­rung zu stel­len. Dabei geht es letzt­lich dar­um, auf der Basis ver­läss­li­cher wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se Hand­lungs­emp­feh­lun­gen zu erar­bei­ten, die sich an staat­li­che Behör­den auf euro­päi­scher, natio­na­ler oder regio­na­ler Ebe­ne oder an Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen rich­ten. Damit wol­len die Pro­jekt­part­ner eine akti­ve Öffent­lich­keits­ar­beit ver­bin­den und Mög­lich­kei­ten zu Hand­lung und Ver­ant­wor­tung auf­zei­gen. Die Men­schen soll­ten bes­ser als bis­her dar­über infor­miert wer­den, was in der Land- und Forst­wirt­schaft oder im Umwelt- und Natur­schutz vor­beu­gend getan wer­den kann, um die Lebens­qua­li­tät in Euro­pa unter den Bedin­gun­gen des Kli­ma­wan­dels mög­lichst zu erhalten.“

Vor­beu­gen­de Maß­nah­men, die künf­tig im SIGNAL-Pro­jekt ent­wickelt wer­den, kon­zen­trie­ren sich vor allem auf drei Fak­to­ren: die Ent­wick­lung der Bio­di­ver­si­tät auf den Grün­land­flä­chen; die Rol­le von stick­stoff­fixie­ren­den Hül­sen­früch­ten und inva­si­ven Arten; schließ­lich auch land­wirt­schaft­li­che Tech­ni­ken, die womög­lich alte For­men der Land­nut­zung auf neue Wei­se rea­li­sie­ren. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler, die bei SIGNAL mit­ar­bei­ten, brin­gen zahl­rei­che Erfah­run­gen aus inter­na­tio­na­len Pro­jek­ten zur Kli­ma­wan­del­for­schung mit. Sie kom­men aus acht euro­päi­schen Län­dern, auf die beson­ders hohe Antei­le der euro­päi­schen Grün­land­flä­chen ent­fal­len: aus Bel­gi­en, Bul­ga­ri­en, Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en, der Schweiz, der Tür­kei und Ungarn.

An der Uni­ver­si­tät Bay­reuth wer­den ins­be­son­de­re die Expe­ri­men­te zur Bio­di­ver­si­tät und Kli­ma­wan­del kon­zi­piert, die für das SIGNAL-Pro­jekt von zen­tra­ler Bedeu­tung sind. Die­se Unter­su­chun­gen wären nicht mög­lich ohne die For­schungs­flä­chen im Öko­lo­gisch-Bota­ni­schen Gar­ten auf dem Bay­reu­ther Cam­pus. Hier kön­nen extre­me Wet­ter­ereig­nis­se mit hoher Genau­ig­keit simu­liert und auf ihre Fol­gen hin ana­ly­siert wer­den. Die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer an der Bay­reu­ther Auf­takt­ver­an­stal­tung zeig­ten sich beein­druckt von die­ser Infra­struk­tur, die im Rah­men von SIGNAL auf ande­re euro­päi­sche Län­der über­tra­gen wer­den soll. Sie wird einen gewich­ti­gen Bei­trag zur Erfor­schung von Kli­ma­wan­del­fol­gen leisten.

Kon­takt­adres­se für wei­te­re Informationen:

Prof. Dr. Anke Jentsch
Uni­ver­si­tät Bayreuth
D‑95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0) 921 55 2290
E‑Mail: anke.​jentsch@​uni-​bayreuth.​de