Bam­ber­ger ADFC-Mit­glie­der­ver­samm­lung 2013: ADFC sieht Umwelt­ver­bund in Gefahr

Der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad-Club (ADFC) Bam­berg sieht den Umwelt­ver­bund, also die Kom­bi­na­ti­ons­mög­lich­keit von Fahr­rad und Bahn, auf einem Tief­punkt ange­kom­men. Dies war eines der heiß dis­ku­tier­ten The­men auf der dies­jäh­ri­gen Mit­glie­der­ver­samm­lung des ADFC Bam­berg e.V.

„Muss­te vor ein paar Jah­ren schon der Weg­fall der kosten­frei­en Fahr­rad­be­för­de­rung in den Zügen des Regio­nal­ver­kehrs in Ober­fran­ken hin­ge­nom­men wer­den, kommt es seit dem letz­ten Fahr­plan­wech­sel durch die im Bam­ber­ger Raum fast aus­schließ­lich ein­ge­setz­ten Elek­tro­trieb­wä­gen in Zukunft noch schlim­mer für die Ver­knüp­fung die­ser bei­den umwelt­freund­li­chen Ver­kehrs­trä­ger“, so ADFC-Vor­stands­mit­glied Harald Pap­pen­schel­ler. Mit dem Weg­fall der bis­he­ri­gen Dop­pel­stock­zü­ge, die über ein aus­rei­chend gro­ßes Mehr­zweck­ab­teil ver­füg­ten, und den dafür nun ein­ge­setz­ten Elek­tro­trieb­wä­gen „Talent 2“ hat sich nicht nur die Zahl der Sitz­plät­ze ver­rin­gert. Auch die Kapa­zi­tät der Mehr­zweck­ab­tei­le wur­de auf ein Mini­mum redu­ziert, so dass schon eine vier­köp­fi­ge Fami­lie um die Mit­nah­me ihrer Fahr­rä­der bei der näch­sten Rad­tour ban­gen muss. Wie der Trans­port von grö­ße­ren Rad­ler­grup­pen in der bevor­ste­hen­den Radel­sai­son abge­wickelt wer­den soll, ist rätselhaft.

Da der Schie­nen­per­so­nen­nah­ver­kehr seit der Bahn­re­form in den 1990er Jah­ren Län­der­sa­che ist, rich­tet der ADFC an alle Land­tags-Abge­ord­ne­ten und ‑Kan­di­da­ten sei­nen Appell: „Sor­gen Sie kurz­fri­stig und noch vor Beginn der Haupt­rad­sai­son für eine Ver­bes­se­rung der Rad­mit­nah­me­mög­lich­kei­ten in den Zügen des Regio­nal­ver­kehrs!“ Sonst sind alle Anstren­gun­gen, die Regi­on Ober­fran­ken als Tou­ri­stik­re­gi­on zu eta­blie­ren und für Rad­ler attrak­tiv zu machen, sinn­los. Zukünf­tig muss dar­über hin­aus bei der Aus­schrei­bung von Schie­nen­ver­kehr, eine deut­lich höhe­re, zah­len­mä­ßig klar bestimm­te Rad­mit­nah­me­ka­pa­zi­tät in den Zügen vor­ge­schrie­ben sein. Es darf nicht sein, dass ein Eisen­bahn­un­ter­neh­men nur durch „Ein­damp­fen“ von Mehr­zweck­ab­tei­len Aus­schrei­bun­gen gewin­nen kann.

In sei­nem ver­kehrs­po­li­ti­schen Bericht erin­ner­te Vor­stands­mit­glied Harald Pap­pen­schel­ler dar­über hin­aus noch ein­mal an die Eröff­nung des Fahr­rad­park­hau­ses am Bahn­hof. Dadurch hat sich die Situa­ti­on deut­lich ver­bes­sert da man nun auch mit einem wert­vol­le­ren Fahr­rad zum Bahn­hof fah­ren kann und nicht, wegen der unsi­che­ren Abstell­mög­lich­keit, das „bil­li­ge Schrott­rad“ neh­men muss.

Einen wei­te­ren Bei­trag zur Rad­ver­kehrs­si­cher­heit sieht der ADFC in der Ein­füh­rung der kom­mu­na­len Geschwin­dig­keits­über­wa­chung, zu der sich der Stadt­rat nach jah­re­lan­gen For­de­run­gen auch des ADFC nun end­lich durch­ge­run­gen hat. Durch die Über­wa­chung wird die tat­säch­lich gefah­re­ne Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit des moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehrs hof­fent­lich sin­ken und damit sich die Geschwin­dig­keits­dif­fe­renz zum Rad­ler redu­zie­ren. Dadurch trau­en sich viel­leicht wie­der mehr Fahr­rad­fah­rer auf die Fahr­bahn und wei­chen nicht auf Fuß­we­ge oder Rad­we­ge in Gegen­rich­tung aus.

Anson­sten gibt es aus Sicht des ADFC nicht viel Neu­es in Sachen Rad­ver­kehrs­po­li­tik. Stadt und Land­kreis Bam­berg rüh­men sich dau­er­haft ihrer Rad­freund­lich­keit. Die­se Freund­lich­keit hört jedoch immer sofort dann auf, wenn sie zu Lasten des moto­ri­sier­ten Ver­kehrs geht. Dar­über hin­aus wird wei­ter­hin das Leip­zi­ger Urteil zur Rad­we­ge­be­nut­zungs­pflicht kon­se­quent igno­riert. Statt der höchst­rich­ter­li­chen Ent­schei­dung zu fol­gen, stra­ßen­be­glei­ten­de Rad­we­ge nur noch dort anzu­ord­nen, wo eine über das all­ge­mei­ne Maß deut­lich hin­aus­ge­hen­de Gefähr­dung vor­liegt und gleich­zei­tig ein aus­rei­chend brei­ter Rad­weg vor­han­den ist, hält man an vie­len Stel­len stur an der Rad­weg­be­nut­zungs­pflicht fest.

Bei der Stadt Bam­berg wird der feh­len­de poli­ti­sche Wil­le, den Rad­ver­kehr wirk­lich zu för­dern, an den ver­schwin­dend gerin­gen finan­zi­el­len Mit­teln, die dem Rad­ver­kehr zur Ver­fü­gung ste­hen, deut­lich. So ist für drin­gend not­wen­di­ge Maß­nah­men wie z.B. einer Rad­ver­kehrs­an­la­ge an der Nord­sei­te des Regens­bur­ger Rings nach wie vor kein Geld da. Dadurch müs­sen sich die Rad­fah­rer wei­ter­hin auf einen viel zu schma­len, rechts­wid­rig ange­ord­ne­ten Zwei­rich­tungs­rad­weg zwän­gen, der an nahe­zu allen Ein­mün­dun­gen ein enorm unfall­träch­ti­ges Gefah­ren­po­ten­zi­al aufweist.

Eine logi­sche Kon­se­quenz die­ses Nichts­tuns ist das deut­lich schlech­te­re Abschnei­den der Stadt Bam­berg beim aktu­el­len bun­des­wei­ten Fahr­rad­kli­ma­test des ADFC. Hier rutsch­te Bam­berg in der Kate­go­rie Städ­te unter 100.000 Ein­woh­ner auf Platz 141 mit einer Gesamt­no­te von 3,83 ab.

Im wei­te­ren Ver­lauf der Mit­glie­der-Ver­samm­lung berich­te­te Schatz­mei­ste­rin Elke Pap­pen­schel­ler über die soli­de Finanz­si­tua­ti­on des Kreis­ver­ban­des und einen Anstieg der Mit­glie­der­zah­len auf knapp 500.

Vor­stands­mit­glied Micha­el Schil­ling berich­te­te über die letz­te Rad­tou­ren­sai­son, in der eine Viel­zahl unter­schied­lich­ster Tou­ren durch­ge­führt wur­de. Von der Fami­li­en­tour bis zur Renn­rad­run­de wur­de in der Sai­son 2012 an nahe­zu jedem Wochen­en­de eine Tour ange­bo­ten. Da vor allem die Fei­er­abend­tou­ren wie­der der abso­lu­te Ren­ner waren, wird sie der ADFC auch die­ses Jahr wie­der anbie­ten. Start dafür ist am Mitt­woch, den 17. April 2013 wie immer um 18 Uhr vor der Wun­der­bur­ger Kir­che. Alle wei­te­ren Ter­mi­ne des Fahr­rad­clubs fin­den sich im wie­der sehr umfang­rei­chen Rad­tou­ren­pro­gramm des ADFC Bam­berg, das in Kür­ze erschei­nen wird.