Aus­stel­lung „Ulri­ke And­re­sen – FOR EVER YOUNG!“ in Bay­reuth eröffnet

Ausstellung "Ulrike Andresen - FOR EVER YOUNG!"

Aus­stel­lung „Ulri­ke And­re­sen – FOR EVER YOUNG!“

Für das Kunst­mu­se­um Bay­reuth beginnt das neue Jahr mit einer gro­ßen Schen­kung von Papier­ar­bei­ten aus dem Werk der bekann­ten, lei­der viel zu früh ver­stor­be­nen Schles­wig-Hol­stei­ni­schen Künst­le­rin Ulri­ke And­re­sen, die wir in einer gro­ßen Aus­stel­lung im Alten Barock­rat­haus präsentieren.

Das Men­schen­bild in sei­ner viel­ge­stal­ti­gen und viel­deu­ti­gen Form ist eines der wich­tig­sten The­men der Kunst­ge­schich­te. Für Ulri­ke And­re­sen (1949 – 2006) war es das Generalthema.

Nach dem Stu­di­um in Kiel und in Ham­burg arbei­te­te sie zunächst als Gra­fi­ke­rin am Insti­tut für Ur- und Früh­ge­schich­te in Kiel und in Däne­mark. Dies schärf­te ihren Blick für fei­ne Struk­tu­ren und zeich­ne­ri­sche Prä­zi­si­on. Mit einem DAAD-Sti­pen­di­um für Male­rei in Frank­reich ent­deck­te sie die Far­be des süd­li­chen Lich­tes. Zusam­men mit dem Künst­ler­kol­le­gen KD Arlt leb­te sie in einem alten Bahn­hof an der West­kü­ste Schles­wig-Hol­steins. Par­al­lel zu ihrer Leh­rer­tä­tig­keit ent­stan­den dort ihre wich­tig­sten Arbeiten.

Bei ihren Zeich­nun­gen und Papier­ar­bei­ten ver­wen­de­te die Male­rin und Instal­la­ti­ons­künst­le­rin Ulri­ke And­re­sen ein über­aus rei­ches Reper­toire an Mate­ria­li­en wie Japan­pa­pier, Maku­la­tur­pa­pier, sogar Bau­fo­lie oder Krepp­band und viel­fäl­ti­ge Tech­ni­ken. Sie zeich­ne­te, (über-)malte, druck­te, kleb­te, schnitt, loch­te und kom­bi­nier­te alle die­se Tech­ni­ken, dabei tastend Kon­tu­ren und Sil­hou­et­ten fin­dend und erfin­dend, redu­zie­rend und neu kombinierend.

In bester Tra­di­ti­on der Spu­ren­su­che unter­such­te Ulri­ke And­re­sen anhand von Pass­fo­tos oder alten Foto­gra­fien von Fami­li­en-Aus­flü­gen und ‑Festen, aber auch in Wer­ken der Kunst­ge­schich­te und in Film-Stills (wie beim Pla­kat­mo­tiv) Hand­lun­gen und Bezie­hun­gen der dort glei­cher­ma­ßen wie­der­ge­ge­be­nen wie sich dar­stel­len­den Per­so­nen, iso­lier­te ein­zel­ne Gesten und stell­te Figu­ren in neue Zusammenhänge.

Vor allem das Bezie­hungs­ge­fü­ge der Men­schen, die Rol­len­mu­ster und –struk­tu­ren, sprin­gen durch die Ver­frem­dung förm­lich ins Auge: Blicke auf­ein­an­der oder anein­an­der vor­bei, Kör­per­hal­tun­gen zuein­an­der oder neben­ein­an­der, Gesten der Nähe und Distanz, der Zunei­gung und der Ignoranz.

Im Betrach­ter wecken And­re­sens Bil­der, die als Bele­ge für eine ver­gan­ge­ne Zeit – der Nach­kriegs­ge­nera­ti­on, die auch sie präg­te – daher­kom­men, Erin­ne­run­gen an eige­ne Erfah­run­gen, aber sie irri­tie­ren auch und amü­sie­ren zuwei­len. Dabei zeu­gen die­se hoch­sen­si­blen Men­schen­bil­der von Zunei­gung und tie­fer Ein­sicht in Wesen und Gewor­den­sein der Dar­ge­stell­ten, ohne jemals demas­kie­rend oder gar ver­let­zend zu wir­ken. Stets such­te die Künst­le­rin das Zei­chen­haf­te in der mensch­li­chen Begeg­nung, eine Typo­gra­phie der Ver­än­de­rung in den Men­schen. All­tags­sze­nen und schein­bar bana­le Erleb­nis­se ver­wan­del­te sie in sym­pto­ma­ti­sche Erschei­nun­gen, Sze­nen der klas­si­schen Dra­men gleich.

Mit ihrem hoch­sen­si­blen Werk zwi­schen Spu­ren­su­che, kom­po­si­to­ri­scher Klas­si­zi­tät und Pop-Ästhe­tik gehört Ulri­ke And­re­sen in die Rei­he der gro­ßen figu­ra­ti­ven Künst­ler des 20. Jahr­hun­derts, die wie Max Beck­mann die Gül­tig­keit mensch­li­chen Daseins defi­nie­ren. And­re­sen stell­te an vie­len Orten in Schles­wig-Hol­stein aus und war im Bei­pro­gramm der „docu­men­ta X“, auf Aus­stel­lun­gen in Finn­land, Japan und Frank­reich vertreten.

Die Aus­stel­lung im Kunst­mu­se­um Bay­reuth beglei­ten ein Kata­log, der als Werk­ver­zeich­nis der Papier­ar­bei­ten ange­legt ist und der in Koope­ra­ti­on mit drei Muse­en iNSchles­wig-Hol­stein ent­stand sowie ein umfas­sen­des Ver­mitt­lungs­pro­gramm für Kin­der und Erwachsene.