Sonn­tags­ge­dan­ken: Die Flucht nach Ägyp­ten (Gedenk­tag 14. Januar)

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Mit dem Drei­kö­nigs­tag am 6. Janu­ar endet nach land­läu­fi­ger Mei­nung die Weih­nachts­zeit und der graue All­tag hat uns wie­der. Eine Epi­so­de der Weih­nachts­ge­schich­te gerät dabei völ­lig aus dem Blick:
Auf der Holz­tür der St. Mari­en­kir­che in Köln fin­den wir eine dop­pel­te Bild­ta­fel zur Flucht der hei­li­gen Fami­lie nach Ägyp­ten: Jesus und sei­ne Eltern muß­ten ja vor den Sol­da­ten des Hero­des flie­hen, der sei­ne Kro­ne nicht an den neu­ge­bo­re­nen König der Juden ver­lie­ren woll­te. Jesus und die Sei­nen waren also Asyl­be­wer­ber, und wur­den gera­de im juden­kri­ti­schen Ägyp­ten auf­ge­nom­men. So soll­ten auch wir die Asyl­be­wer­ber unse­rer Zeit nicht als Para­si­ten und Stö­ren­frie­de abtun, son­dern mit Ver­ständ­nis behan­deln. Der „Flücht­lings­strom“ wird erst dann abeb­ben, wenn die Men­schen in ihren Hei­mat­län­dern halb­wegs ver­nünf­tig leben kön­nen. Hier sind unse­re Poli­ti­ker gefor­dert, sich für demo­kra­ti­sche, huma­ne Ver­hält­nis­se welt­weit einzusetzen.

Auf unse­rem Bild erscheint Maria hoheits­voll. Sie blickt in die Fer­ne, vol­ler Ver­trau­en und Sehn­sucht der von Gott geschenk­ten Zukunft ent­ge­gen. Zugleich scheint sie nach innen zu blicken, d. h. sie hört auf die Stim­me Got­tes in ihrem Her­zen. Hören wir die­se Stim­me noch? Oder hören wir nur auf unse­re Sor­gen und Wün­sche, auf den neue­sten Trend?

Am Her­zen Mari­ens liegt Jesus: Er ist die Mit­te des Bil­des, auch die Mit­te unse­res Lebens? Die Fal­ten, die Mari­as Man­tel wirft, wir­ken wie Strah­len, die von Jesus, dem Licht der Welt aus­ge­hen. Mit­ten in die­ser hoch­ge­fähr­li­chen Situa­ti­on – die Mör­der im Rücken, eine unkla­re Zukunft vor Augen – leuch­tet also das Licht der Welt auf, damals bei der Flucht der Fami­lie Jesu und auch heu­te in den vie­len, so oft über­se­he­nen Zei­chen der Lie­be Got­tes . Mari­ens Arme umfas­sen Jesus und so soll­ten auch wir die Son­ne des Evan­ge­li­ums fest­hal­ten, uns nicht ent­glei­ten las­sen. Zum Glau­ben gehört aber nicht nur das Ver­trau­en, das auf­merk­sa­me Zuhö­ren auf Gott, der uns viel­leicht ganz sacht anrührt, zum Glau­ben gehört das Handeln:

Auf unse­rem Bild sieht man des­halb auch die Sze­ne, wie Josef im Traum die Wei­sung bekommt, mit Frau und Kind zu flie­hen. Er ließ sich auf­rüt­teln aus sei­nem Schlaf, hör­te auf die ener­gi­sche Mah­nung des Engels. Sind wir dazu auch bereit? Oder wol­len wir wei­ter­schla­fen im alten trott, auf dem Bett der Aus­re­den, der Gleichgültigkeit?

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet