Gedan­ken zum Drei­kö­nigs­tag: Epiphanias

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Mit dem 6. Janu­ar endet im Bewusst­sein des Vol­kes die Weih­nachts­zeit. Der Durch­schnitts­mensch nennt die­sen Tag „Hei­lig drei König“ und kennt noch die anrüh­ren­de, aber wohl im stren­gen Sinn nicht histo­ri­sche Geschich­te, wonach drei wei­se Män­ner dem berühm­ten Stern von Beth­le­hem fol­gend zur Krip­pe kamen,um dem Jesus­kind ihre Geschen­ke zu brin­gen. Natür­lich hat auch die­se Erzäh­lung ihre sym­bo­li­sche Bedeu­tung, ver­steht man doch die „Wei­sen“ oder „Köni­ge“ als Ver­tre­ter der Völ­ker, als Reprä­sen­tan­ten mensch­li­cher Weis­heit und Macht,die sich Chri­stus unterwerfen.

Der eigent­li­che Name die­ses Festes, Ephipha­ni­as, bedeu­tet aller­dings etwas ganz ande­res, näm­lich „Erschei­nung“. Sol­che Epi­pha­ni­en fin­den sich in der Bibel öfter, auch in den Legen­den des Alter­tums, dass näm­lich ein Gott „erscheint“, sich also den ver­blüff­ten, dadurch in Furcht gera­te­nen Men­schen in Per­son zeigt. Immer­hin bemäch­tig­te sich den dama­li­gen Men­schen noch eine hei­li­ge scheu, ein Ent­set­zen vor dem Gött­li­chen, wäh­rend wir oft zu abge­stumpft für den Fin­ger­zeig Got­tes gewor­den sind. Nach christ­li­cher Über­zeu­gung hat sich Gott ein für alle­mal gül­tig, zu unse­rem Heil in Jesus Chri­stus gezeigt, ist in Jesus Chri­stus „erschie­nen“. Dar­um nen­nen wir Chri­stus den „Sohn Got­tes“, was man nicht bio­lo­gisch ver­ste­hen muss. Das Wort „Erschei­nung“ läßt bewusst gegen alle weih­nacht­li­che Legen­den­bil­dung die Fra­ge offen, wie denn Jesus gezeugt und gebo­ren wur­de, rich­tet viel­mehr ein Stop­si­gnal für uns Men­schen auf: Vor die­ser „Erschei­nung“ kapi­tu­lie­ren mensch­li­che Ver­nunft und Natur­wis­sen­schaft. Hier geht es nicht um das Begrei­fen, son­dern um das Ver­trau­en, dass Gott sich gegen­über sei­nen bald hoch­fah­rend stol­zen, bald zu Tode betrüb­ten Geschöp­fen namens Mensch als treu erweist, daß sein Licht unter uns auf­ge­leuch­tet ist und bis ans Ende der Welt leuchtet.

Eine „Erschei­nung“ bleibt umstrit­ten, bleibt ungreif­bar und so steht es auch mit Jesus Chri­stus. Wir kön­nen ihn nicht mehr mit Hän­den grei­fen und man­cher behaup­tet her­aus­for­dernd, viel­leicht auch bedau­ernd, er wür­de an Gott „glau­ben“, wenn er ihn nur sehen, wenn man sei­ne Exi­stenz bewei­sen könn­te. Das ist natür­lich unsin­nig. Wer von sei­nem Part­ner stets Lie­bes­be­wei­se ver­langt, wird ihn ver­grau­len. Den elek­tri­schen Strom, die Ato­me kann man nicht sehen und doch weiß jeder, dass es sie gibt. Was wäre das auch für ein lächer­li­cher Gott, den man im Com­pu­ter berech­nen, unter dem Mikro­skop aus­for­schen könn­te! Wir soll­ten uns nur selbst nicht so wich­tig nehmen,nicht ein­bil­den, alles ver­ste­hen, alles pla­nen, alles kon­trol­lie­ren zu kön­nen. Das klappt ja nicht ein­mal in unse­rem Pri­vat­le­ben, viel weni­ger in unse­rer Bezie­hung zu Gott. Wir aber dür­fen der „Erschei­nung“ Got­tes auf Erden fol­gen, die ihren Nie­der­schlag im Neu­en Testa­ment gefun­den hat. Wo Men­schen zum Glau­ben kom­men, wo das Gute siegt, wo ein Pär­chen sich fin­det, da spü­ren wir etwas von die­ser „Erschei­nung“.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet