Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Leh­rer drücken wie­der die Schulbank

Das The­ma „Hören“ aus Sicht der Bio­lo­gie – Phy­sik und Musik zusammengeführt

Wie­der kamen Lehrer/​innen direkt nach ihrem Unter­richt an die Uni­ver­si­tät Bay­reuth, um selbst wei­ter dazu zu ler­nen: Am Lehr­stuhl Didak­tik der Bio­lo­gie stand das eigent­lich alt­be­kann­te The­ma „Hören“ auf dem Fort­bil­dungs­plan, aller­dings fächer­über­grei­fend bese­hen von Sei­ten der Bio­lo­gie, der Phy­sik sowie der Musik.

Die­ses Unter­richts­the­ma wird der­zeit in einer Dok­tor­ar­beit von Sarah Schmid inner­halb des EU-Pro­jekts PATHWAY aus einer neu­en Sicht ange­gan­gen. Die Dok­to­ran­din hat die­se inter­dis­zi­pli­nä­re Unter­richts­ein­heit „Hören – wie machen wir das?“ in Zusam­men­ar­beit mit dem flä­mi­schen Pro­jekt­part­ner ent­wickelt. Gleich­zei­tig geht es um eine ver­gleichs­wei­se neue Unter­richts­me­tho­de, die im neu­deut­schen Jar­gon mit „inqui­riy-based lear­ning“ beschrie­ben wird. Dabei soll Schüler/​innen beson­ders viel Raum zum eigen­stän­di­gen Lösen von Unter­richts­pro­ble­men ein­ge­räumt wer­den, sie sol­len eigen­stän­di­ges wis­sen­schaft­li­ches Arbei­ten in Klein­grup­pen ein­ler­nen. Nicht weni­ge Stu­di­en bele­gen denn auch ein deut­lich län­ge­res Behal­ten eines gelern­ten Unter­richts­stoffs und nicht sel­ten auch ein dau­er­haft gestei­ger­tes Inter­es­se am Fach.

Auch heu­te zuneh­mend gefor­der­te „Soft Skill“-Fähigkeiten kön­nen auf die­sem Weg etwas leich­ter ange­eig­net wer­den, wie Team­fä­hig­keit, vor­aus­schau­en­des Pla­nen bei Ver­suchs­ab­läu­fen und Arbeits­auf­tei­lung, Füh­ren von Dis­kus­sio­nen, Ver­ste­hen des Stel­len­werts empi­ri­scher Daten sowie die Inter­pre­ta­ti­on der­sel­ben, Umgang mit Ver­suchs­ma­te­ri­al und nicht zuletzt ein siche­rer Umgang mit neu­en Medi­en. Schü­ler sol­len sich dabei weit­ge­hend selbst­stän­dig mit einer vor­ge­ge­be­nen über­ge­ord­ne­ten Fra­ge­stel­lung aus­ein­an­der­set­zen und mit der Hil­fe von eigen­hän­di­gen Schü­ler­ver­su­chen an die Lösung her­an­ar­bei­ten. Der Leh­rer tritt dabei mehr in den Hin­ter­grund und über­nimmt die Rol­le eines Mitt­lers. „Inquiry“-Unterricht hat in Euro­pa zur Zeit einen gro­ßen Stel­len­wert, bei­spiels­wei­se wird aus Brüs­sel das gro­ße EU-Pro­jekt PATHWAY geför­dert, das durch den Bay­reu­ther Lehr­stuhl­in­ha­ber Pro­fes­sor Dr. Franz X. Bogner koor­di­niert und gelei­tet wird.

Unter dem Dach die­ser Koor­di­na­ti­on arbei­ten 24 wei­te­re Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen aus 15 Län­dern Euro­pas zusam­men. Zwei der Part­ner kom­men sogar von außer­halb der EU, näm­lich aus den USA und Russ­land; auch dort hat man die drin­gen­de Not­wen­dig­keit einer stär­ke­ren Stüt­zung des natur­wis­sen­schaft­li­chen Unter­richts erkannt.

Leh­rer­fort­bil­dun­gen die­ser Art sind urei­ge­ne Ange­le­gen­hei­ten der Uni­ver­si­tät. Obwohl Leh­rer­fort­bil­dun­gen heut­zu­ta­ge von ver­schie­den­ster Sei­te ange­bo­ten wer­den, kön­nen nur Hoch­schu­len den nöti­gen For­schungs­be­zug aus erster Hand anbie­ten. Im Fal­le Bay­reuths lau­fen der­zeit am Lehr­stuhl Didak­tik der Bio­lo­gie eine gan­ze Rei­he von For­schungs­pro­jek­ten, in aller Regel mit euro­päi­schem Geld geför­dert, die sich alle­samt mit einer wei­te­ren Ver­bes­se­rung des MINT-Unter­richts befas­sen. Daher bie­tet sich für die Hoch­schu­le und Schu­le eine „Win-Win“-Situation: Eine Fach­di­dak­tik­for­schung ohne Ein­be­zie­hung von Schu­le und Leh­rern ist wenig för­der­lich, die Schul­sei­te pro­fi­tiert von einer engen Zusam­men­ar­beit, weil Empi­rie-gestütz­te Rück­mel­dun­gen aus erster Hand sofort in eige­nen Unter­richt über­tra­gen wer­den können.

Der Stand­ort Bay­reuth hat immer noch den ein­zi­gen Lehr­stuhl der Bio­lo­gie­di­dak­tik Bay­erns; daher bie­tet sich für die Regi­on rund­um Bay­reuth etwas, wovon der Rest Bay­erns nur träu­men kann: Leh­rer­fort­bil­dun­gen direkt am Puls euro­päi­scher Forschungsprojekte!