Wind­kraft: Die Grü­nen im Kreis Bam­berg stel­len eine Unter­su­chung der Vor­rang­ge­bie­te im Land­kreis vor

„Stand­or­te mit äußer­ster Sorg­falt auswählen“

Zahl­rei­che Kreis­rä­te fast aller Frak­tio­nen sowie eini­ge Bür­ger­mei­ster aus dem Land­kreis waren wie vie­le inter­es­sier­te Bür­ger einer Ein­la­dung der Grü­nen nach Pödel­dorf gefolgt, in der Pro­fes­sor Tho­mas Foken von der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zur aktu­el­len Debat­te um die Wind­kraft im Land­kreis refe­rier­te und die durch den Pla­nungs­ver­band vor­ge­schla­ge­nen Vor­rang­flä­chen für Wind­kraft hin­sicht­lich ihrer Wirt­schaft­lich­keit bewertete.

„Nach der Vor­stel­lung der Vor­rang­flä­chen durch den Pla­nungs­ver­band haben wir uns gefragt, ob die­se Flä­chen tat­säch­lich durch­wegs für Wind­kraft­an­la­ge geeig­net sind,“ begrün­de­te der Kreis­vor­sit­zen­de Andre­as Lösche die grü­ne Initia­ti­ve, einen aus­ge­wie­se­nen Exper­ten um eine sol­che Bewer­tung zu bitten.

Tho­mas Foken ging in sei­nem Vor­trag zunächst auf die Kri­te­ri­en ein, die ein guter Stand­ort für die Wind­kraft auf­wei­sen müs­se. Dabei sei es neben der Wind­ge­schwin­dig­keit „außer­or­dent­lich wich­tig, die Struk­tur des Gelän­des zu ken­nen,“ sag­te Foken. So führ­ten Wald­ge­bie­te am Stand­ort und in Anström­rich­tung etwa zu einer erhöh­ten Ober­flä­chen­rau­hig­keit, was zu einer Redu­zie­rung der Wind­ge­schwin­dig­keit füh­re. Hier sei­en Lei­stungs­min­de­run­gen von bis zu zwan­zig Pro­zent nicht aus­ge­schlos­sen. Der­ar­ti­ge Über­le­gun­gen sei­en offen­sicht­lich bei der Fest­le­gung der Vor­rang­ge­bie­te nicht ein­ge­flos­sen, der baye­ri­sche Wind­at­las wei­se hier etli­che Unge­nau­ig­kei­ten auf und sei als Quel­le nicht aus­rei­chend. Um die Eig­nung eines Stand­or­tes bewer­ten zu kön­nen, müs­se man das Gelän­de auch vor Ort begutachten.

Exem­pla­risch nann­te Foken die Flä­che Lau­ter-West nörd­lich von Ober­haid. Die­se lie­ge im Lee eines Wal­des und sei außer­dem zu klein, also unge­eig­net, der Wind­at­las sei hier feh­ler­haft. Der­ar­ti­ge Gebie­te fän­den sich mehr­fach unter den vor­ge­se­he­nen Vor­rang­flä­chen, kämen aber für einen wirt­schaft­lich wirk­lich ren­ta­blen Betrieb der­zeit nicht in Fra­ge. „Die Dis­kus­sio­nen in Lau­ter hät­te man sich spa­ren kön­nen,“ beton­te Foken. Der­ar­ti­ge klei­ne Flä­chen sei­en auch aus Grün­den einer Ver­spar­gel­ung der Land­schaft abzu­leh­nen. Sinn­vol­ler sei es auch für das Land­schafts­bild, Anla­gen als zusam­men­hän­gen­de „Per­len­schnü­re“ zu konzipieren.

Gut geeig­net und dar­über hin­aus erwei­ter­bar hin­ge­gen sei der Stand­ort Trun­stadt-Süd. Hier wür­den eini­ge Anla­gen Sinn machen. Es sei wün­schens­wert, die­ses Gebiet in Rich­tung Bisch­berg aus­zu­wei­ten. Ein Vor­ha­ben, wel­ches der stell­ver­tre­ten­de Land­rat und Bisch­ber­ger Bür­ger­mei­ster Johann Pfi­ster bestä­tig­te, Bisch­berg wol­le nach­mel­den, sag­te er.

Als „durch­aus geeig­net“ bezeich­ne­te Tho­mas Foken die Flä­che Star­ken­schwind-West. Zumin­dest im Süden sei dies ein guter Stand­ort. Über­be­wer­tet sei jedoch Wat­ten­dorf, denn hier befän­den sich die Flä­chen im Lee der Alb­trauf. Die­se Stand­or­te müs­se man sich sehr genau anse­hen, zu bevor­zu­gen sei­en hier Flä­chen an der Kan­te des Höhen­zu­ges. Die besten Vor­raus­set­zun­gen zur Nut­zung der Wind­kraft jedoch bie­te im Land­kreis der Höhen­zug der Alb­trauf. Die­ser jedoch sei vom Pla­nungs­ver­band über­haupt nicht berück­sich­tigt wor­den, obwohl hier bereits eini­ge Anla­gen vor­han­den sei­en. Das Pro­jekt der Lit­zen­dor­fer Bür­ger­wind­rä­der bezeich­ne­te er als „sehr, sehr trag­fä­hig“ und unbe­dingt unterstützenswert.

„In Zukunft müs­sen wir mit unse­rer Ener­gie­ge­win­nung vor Ort leben,“ bekräf­tig­te Foken, daher „soll­ten wir die Stand­or­te mir äußer­ster Sorg­falt und unter Ein­be­zie­hung von Gut­ach­ter­bü­ros aus­wäh­len.“ Die­se Ansicht teil­te Kreis­rat Bernd Fricke, der bei der Aus­wei­sung der Vor­rang­flä­chen die not­wen­di­ge Fach­kom­pe­tenz ver­miss­te. „Im Prin­zip müss­te der Land­kreis die Gebie­te noch­mals von einem Fach­bü­ro unter­su­chen las­sen,“ sag­te er, für die Alb­trauf und ihre Land­schafts­schutz­ge­bie­te sei ein Gesamt­kon­zept ange­ra­ten, wel­ches Wild­wuchs von Wind­rä­dern ver­hin­dern helfe.

Ein­hel­li­ge war man der Mei­nung, dass es gel­te, eine best­mög­li­che Bür­ger­be­tei­li­gung bei der Ener­gie­wen­de zu errei­chen. Nur so sei bei den Men­schen eine Akzep­tanz gegen­über den Wind­rä­dern her­zu­stel­len, mach­te Stadt­rat Peter Gack deut­lich. Dazu sei es wich­tig, dass die Kom­mu­nen aus­rei­chend Flä­chen für Bür­ger­pro­jek­te sichern. Ein Stand­punkt, den auch der Lit­zen­dor­fer Bür­ger­mei­ster Wolf­gang Möhr­lein teil­te: „Aus Nord­deutsch­land hören wir immer wie­der: Hal­tet die Hand über eure Gebiete!“