Son­der­aus­stel­lung „Albert Lamm – Land­schaft und Mensch“ in Tüchersfeld

Albert Lamm – Ein Künst­ler im Versandhandel?

Ölgemälde "Gänsehirte"

Ölge­mäl­de „Gän­se­hir­te“

Obwohl der Land­schafts­ma­ler Albert Lamm in der länd­li­chen Idyl­le der Frän­ki­schen Schweiz leb­te, ver­kauf­te er sei­ne Bil­der deutsch­land­weit, bei­spiels­wei­se an den Ham­bur­ger Kauf­mann Hen­ry Simms – ein Kunst­samm­ler, der neben Wer­ken von Picas­so, Corinth, Dürer, Rem­brandt und Beck­mann auch aus­ge­wähl­te von Lamm sammelte.

Doch wie konn­te der Käu­fer sich sicher sein, nicht die Kat­ze im Sack (bzw. auf der Lein­wand) zu kaufen?
Mug­gen­dorf war zu jener Zeit nicht gera­de das Zen­trum des deut­schen Kunst­mark­tes. Die Bil­der zur Ansicht zu ver­schicken wäre zu jener Zeit zu umständ­lich gewe­sen; Mug­gen­dorf hat­te noch kei­nen Eisen­bahn­an­schluss, und die Gemäl­de hät­ten beschä­digt wer­den können.
Lamm ent­wickel­te des­halb eine nahe­zu per­fek­te Metho­de, wie sei­ne poten­ti­el­len Käu­fer sich einen ersten Ein­druck von sei­nen Wer­ken machen konn­ten: Er fer­tig­te von den gemal­ten Bil­dern klei­ne maß­stab­streue Blei­stift­skiz­zen an, auf denen er deren Maße sowie sei­ne Preis­vor­stel­lun­gen dar­stell­te. Die­se schick­te er dann mit einem Begleit­brief an Kunstsammler.

An einen Samm­ler in der Nähe von Ham­burg schrieb er dazu 1911: „…ich erlau­be mir, Ihnen bei­fol­gend 8 Zeich­nun­gen vor­zu­le­gen, aus denen Sie viel­leicht freund­lichst aus­wäh­len, was ich Ihnen zur Ansicht sen­den darf. Die Zeich­nun­gen wol­len Sie bit­te in ihrem Papier­korb enden las­sen, es genügt, wenn Sie mir die Stich­wor­te schrei­ben. .…. (die bei­lie­gen­den Zeich­nun­gen haben unter ein­an­der genau die Pro­por­tio­nen der Bilder).“

Von sei­nem Ölge­mäl­de „Gän­se­hir­te“ von 1910 (1916?) schick­te er eine Offer­te, in der er für das Gemäl­de einen Preis von 400 Mark ver­lang­te (das jähr­li­che Ein­kom­men einer Magd war 1910 unge­fähr 250 Mark). Ob das Gemäl­de jedoch zu die­sem Preis auch ver­kauft wur­de, ist nicht bekannt.

Nur dem Umstand, dass eini­ge Inter­es­sen­ten die Offer­te nicht im „Papier­korb enden lie­ßen“, ist es zu ver­dan­ken, dass heut­zu­ta­ge noch eini­ge Ange­bots­skiz­zen Lamms erhal­ten sind. Das Bild „Gän­se­hir­te“ sowie die zuge­hö­ri­ge Offer­te sind noch bis zum 03.06 im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um Tüchers­feld in der Son­der­aus­stel­lung „Albert Lamm – Land­schaft und Mensch“ zu betrachten.