Aus­stel­lung der Uni­ver­si­tät Bam­berg zur Geschich­te des ERBA-Geländes

„Wie am sei­de­nen Faden“

In der deut­schen Spra­che gibt es vie­le Rede­wen­dun­gen aus der Tex­til­bran­che: „spin­del­dürr“, „jemand spinnt“, „den Faden ver­lie­ren“ oder „den Bogen raus haben“. Den Bogen raus hat­ten auf jeden Fall der Bam­ber­ger Groß­händ­ler Fried­rich Krack­hardt und der Augs­bur­ger Unter­neh­mer August Rie­din­ger. Sie grün­de­ten 1858 die „Mecha­ni­sche Baum­woll-Spin­ne­rei und Webe­rei Bam­berg“ im Stadt­teil Gau­stadt. Auf dem Gelän­de der aktu­el­len Lan­des­gar­ten­schau erzählt nun die Aus­stel­lung „ERBA – ver­wo­be­ne Geschich­te“ über das ehe­ma­li­ge Textilunternehmen.

Zustän­dig für das inhalt­li­che Kon­zept sind von der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg der Aus­stel­lungs­lei­ter Prof. Dr. Andre­as Dorn­heim, Mit­ar­bei­ter des Lehr­stuhls für Neue­re und Neue­ste Geschich­te unter Ein­be­zie­hung der Lan­des­ge­schich­te, und Prof. Dr. Heid­run Alz­hei­mer, Inha-berin des Lehr­stuhls für euro­päi­sche Eth­no­lo­gie. „Es ist eine Aus­stel­lung, die sich sehen las­sen kann“, sag­te Clau­dia Knoll, Geschäfts­füh­re­rin der Lan­des­gar­ten­schau Bam­berg, bei der Eröff­nung am ver­gan­ge­nen Frei­tag. Es gehe um Kul­tur und Geschich­te auf die man nicht ver­zich­ten kön­ne, ergänz­te Prof. Dr. Gui­do Wirtz, Vize­prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Bam­berg: „Denn gera­de loka­le Geschich­te ist wich­tig und braucht viel Unterstützung.“

Die Lan­des­gar­ten­schau in Bam­berg ist eng ver­bun­den mit der Geschich­te des Gar­ten­schau­ge­län­des. Vie­le Jahr­zehn­te war es der Haupt­sitz der Baum­woll­spin­ne­rei und Webe­rei Bam­berg. Die Aus­stel­lung zeigt Erfol­ge und Kri­sen eines Groß­un­ter­neh­mens in der Regi­on Fran­ken. „In wel­chem histo­ri­schen Kon­text wur­de das Unter­neh­men gegrün­det? Wann kam es zu Kri­sen? Wel­chen Stel­len­wert hat­te die Fabrik für Men­schen, Stadt und Geschich­te? – Die­se Fra­gen zu beant­wor­ten, haben wir uns zum Ziel gesetzt“ erläu­ter­te Dornheim.

1858 nahm die Fabrik die Pro­duk­ti­on auf. Die in Gau­stadt gele­ge­ne Fabrik war das erste Groß­un­ter­neh­men der Regi­on. Den Namen „ERBA“ führ­te die Fabrik ab 1927. Im Vor­hin­ein kam es zu einem Zusam­men­schluss des Bam­ber­ger Unter­neh­mens mit der Spin­ne­rei und Webe­rei Erlan­gen. So kam es zum Namen „Baum­woll­spin­ne­rei Erlan­gen-Bam­berg“ (ERBA).

1943 wur­den Tei­le des Unter­neh­mens vom NS-Staat beschlag­nahmt und für gehei­me Rüstungs­pro­duk­tio­nen ver­wen­det. In der Nach­kriegs­zeit blüh­te die ERBA zunächst auf, wur­de jedoch von Bau­stoff­händ­ler Hans Glögg­ler 1975 bei­na­he in den Kon­kurs gebracht. Von den Fol­gen erhol­te sich die Fir­ma nur kurz­fri­stig und stell­te dann 1993 die gesam­te Pro­duk­ti­on ein. Die Aus­stel­lung ist in den Räum­lich­kei­ten der Bat­teurs­hal­le unter­ge­bracht. Ein authen­ti­scher Ort, der ein gefun­de­nes Ambi­en­te für die Tex­te, Fotos, Auf­zeich­nun­gen und Stoff­bal­len dar­stellt. Besu­cher kön­nen ein­tau­chen in die Geschich­te der Fabrik und ihrer Arbei­ter – für alle Sin­ne wird etwas geboten.

Noch bis zum 7. Okto­ber kön­nen alle Inter­es­sier­te die Aus­stel­lung auf dem Gelän­de der Lan­des­gar­ten­schau besuchen.