Der Land­schafts­pfle­ge­ver­band Forch­heim eröff­net eine Mehl­bee­ren-Erhal­tungs­zucht bei Dietzhof

Ein­zig­ar­ti­ger Mehlbeeren-Schaugarten

Mitglieder des Vorstandes des Landschaftspflegeverbandes

Mit­glie­der des Vor­stan­des des Landschaftspflege-verbandes

„Mehl­bee­ren sind bei uns etwas ganz Beson­de­res. Nicht nur, weil es schö­ne Bäu­me und Sträu­cher sind, die ger­ne in Gär­ten und an Stra­ßen­rän­dern gepflanzt wer­den. In der Frän­ki­schen Schweiz gedei­hen eini­ge Arten, die es welt­weit nur hier gibt, soge­nann­te Ende­mi­ten“, so Claus Schwarz­mann, Vor­sit­zen­der des Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des Forchheim.

Die­se Arten sind nun in einem neu­en Schau­gar­ten bei Dietz­hof direkt am Wan­der­weg zum Wal­ber­la zu bewun­dern, der jetzt der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt wur­de. Neben infor­ma­ti­ven Schau­ta­feln zu den gewöhn­li­chen Mehl­bee­ren sowie den ende­mi­schen Arten wur­de jede Art – ins­ge­samt 18 – beschil­dert und ihre Ver­brei­tungs­si­tua­ti­on in der Fran­ken­alb dargestellt.

Die Unter­schei­dung der ende­mi­schen Arten ist nicht immer ein­fach. Des­halb wur­den die mei­sten der etwa 10 ende­mi­schen Arten in der Nörd­li­chen Fran­ken­alb erst in den letz­ten Jahr­zehn­ten ent­deckt, obwohl sie schon min­de­stens seit der letz­ten Eis­zeit, also seit über 10.000 Jah­ren, auf Fel­sen und in lich­ten Wäl­dern der Frän­ki­schen verweilen.

Nor­bert Mey­er, Bio­lo­ge und aner­kann­ter Mehl­bee­ren-Exper­te, hat die mei­sten der ende­mi­schen Arten ent­deckt und erst­be­schrie­ben. Er erkennt die Mehl­bee­ren fast im Schlaf und weiß genau, wer Mama und Papa sind. Denn die ende­mi­schen Arten sind letzt­lich alle aus Kreu­zun­gen vor­han­de­ner Arten ent­stan­den, die sich mit der Els­bee­re oder Vogel­bee­re – bei­des eben­so Gehöl­ze aus der Gat­tung der Mehl­bee­ren – ver­misch­ten. Je nach­dem, ob Els­bee­re oder Vogel­bee­re betei­ligt war, sind die Blät­ter unter­schied­lich gel­appt bis gefie­dert. „So ent­stand eine außer­or­dent­li­che Viel­falt an Mehl­bee­ren im Frän­ki­schen Jura“, fach­sim­pelt Nor­bert Meyer.

Doch die Mehl­bee­ren haben es schwer im Fran­ken­land. Sie sind sehr licht­be­dürf­tig und wer­den durch die Umwand­lung lich­ter Wäl­der in Hoch­wald und den Stick­stoff­ein­trag aus der Luft vie­ler­orts auf Wald­rand­la­gen und Fels­köp­fe ver­drängt. Eini­ge Arten – etwa die Leu­ten­ba­cher Mehl­bee­re, die nur noch mit etwa 12 Exem­pla­ren in frei­er Natur exi­stiert, sind so sel­ten gewor­den, dass drin­gen­der Hand­lungs­be­darf not­wen­dig war, damit die Arten nicht ganz von der Welt­ku­gel verschwinden.

Der Land­schafts­pfle­ge­ver­band Forch­heim hat des­halb zusam­men mit der Obst­bau­ver­suchs­an­la­ge des Land­krei­ses Forch­heim, der Regie­rung von Ober­fran­ken, den Bota­ni­schen Gär­ten Erlan­gen, Bay­reuth und Regens­burg sowie Mehl­bee­ren­spe­zia­li­sten eine Erhal­tungs­zucht aller Arten der Nörd­li­chen Fran­ken­alb aufgebaut.

„Natür­lich darf es nicht nur bei Bemü­hun­gen für eine künst­li­che Erhal­tung der welt­weit ein­zig­ar­ti­gen Mehl­bee­ren blei­ben“, erläu­tert Schwarz­mann wei­ter. „Beson­de­re Prio­ri­tät muss auch die Pfle­ge der Arten an ihrem natür­li­chen Stand­ort haben. Der Land­schafts­pfle­ge­ver­band Forch­heim führt des­halb – zusam­men mit Land­wir­ten aus der Regi­on und geför­dert über staat­li­che Mit­tel der Regie­rung von Ober­fran­ken – schon seit vie­len Jah­ren Arten­schutz­maß­nah­men etwa für die Frän­ki­sche oder Göß­wein­stei­ner Mehl­bee­re durch, heu­er zum Bei­spiel bei den Kat­zen­köp­fen bei Leu­ten­bach oder am Roden­stein auf der Ehrenbürg.“

Auch Wald­be­sit­zer sind auf­ge­for­dert, bei forst­li­chen Maß­nah­men Mehl­bee­ren zu beach­ten und zu för­dern. Der LPV steht hier ger­ne für Rat und Tat zur Verfügung.

Wer Nähe­res zu den Mehl­bee­ren erfah­ren will kann jeder­zeit den Schau­gar­ten in Dietz­hof (direkt am Wan­der­weg zur Ehren­bürg) besich­ti­gen und /​oder beim Land­schafts­pfle­ge­ver­band eine Bro­schü­re anfor­dern. Die Bro­schü­re kann auch kosten­los unter www​.lpv​-fo​.de her­un­ter­ge­la­den werden.

Am Diens­tag, den 15.05.2012, 17 Uhr – Treff­punkt am Orts­aus­gang von Dietz­hof Rich­tung Schlaifhau­sen – führt der Gebiets­be­treu­er für Schutz­ge­bie­te im Land­kreis Forch­heim, Andre­as Nied­ling, im Rah­men von Bay­ern­Tour­Na­tur durch den Mehl­bee­ren-Schau­gar­ten. Inter­es­sier­te sind herz­lich willkommen.

Das Pro­jekt wird geför­dert über staat­li­che Mit­tel des Frei­staa­tes Bay­ern. Es ist eine Fort­set­zung der Kam­pa­gne Bay­erns UrEin­woh­ner (www​.bay​erns​-urein​woh​ner​.de).