Bericht zum Politischen Frühschoppen der Forchheimer Grünen am So 29. April 2012 im "Stadtlockal"

Der Euro ist (ziemlich) sicher

Edwin Mayer, Christian Schneider, Joachim Hausner, Emmerich Huber

Edwin Mayer, Christian Schneider, Joachim Hausner, Emmerich Huber

Ein Banker und ein Politiker zur Eurokrise an einem Tisch – kann das gehen? Ja, es geht und Joachim Hausner, Vorstand der Volksbank Forchheim und Christian Schneider, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag waren sich beim Politischen Frühschoppen der Grünen am 29. April im „Stadtlockal“ sogar weitgehend einig. Beide betonten, dass wir keine Euro-, sondern eine Schuldenkrise haben. Der Euro sei stark, stärker als bei seiner Einführung, was allein schon die gestiegene Parität zum Dollar zeige. Übereinstimmend halten sie die Rettung der Banken und die EU-Rettungsschirme auch im Interesse Deutschlands für nötig und weitgehend richtig. Schneider zeigte auf, dass Deutschland massiv von der EU und dem Euro profitiert habe und entsprechend interessiert sein müsse, EU und Euro zu erhalten. Die Ursachen der Krise sieht er vor allem bei Banken, die sich verzockt und wegen ihrer systemrelevanten Größen von den Staaten gerettet werden mussten – was einige Staaten in Schieflage brachte. Verschärft hat sich die Krise nach seiner Analyse durch das Hinauszögern von Hilfen durch die starken EU-Staaten, insbesondere der Bundesregierung. Erst dadurch seien massiv Spekulanten auf den Plan getreten, was die Rettung nun entsprechend massiv verteuere. Griechenland sei mangels effizienter Verwaltung und ohne funktionierendes Steuersystem ein Sonderfall mit zusätzlichen Problemen.

Eine einfache Lösung sieht er nicht. Der Webfehler der Eurozone, nämlich eine gemeinsame Währung bei extrem unterschiedlicher Wirtschaftkraft und fehlender gemeinsamer Wirtschafts- und Finanzpolitik müsse dringend behoben werden, auch auf Kosten nationaler Souveränität. Der Fiskalpakt sei nur ein erster Schritt. Das Bankensystem müsse deutlich strenger reguliert, Schattenwirtschaft verboten und insbesondere die Eigenkapitaldeckung deutlich verbessert werden. Er fordert die Schuldenbremse für Banken.

Hausner sieht das ähnlich. Anhand einer Folie zeigte er, dass die Bilanzsumme der Banken vieler Eurostaaten teilweise ein Vielfaches des Bruttoinlandprodukts der Staaten beträgt – was die Zuhörer mit staunendem Kopfschütteln zur Kenntnis nahmen. Er plädierte dafür, dass Banken auch geordnet in die Insolvenz gehen können müssen. Die Ursache der Krise sieht er im Gegensatz zu Schneider maßgeblich auch bei den Staaten. Viele hätten über Jahre über ihre Verhältnisse gelebt und schon vor der Finanzkrise Schulden in kritischer Höhe angehäuft, auch Deutschland. Sehr kritisch sieht er das weitgehend gleichgeschaltete Agieren der Banken anhand von ratinggestützen mathematischen Risikomodellen. So können kleine Ursachen durch das gleiche Verhalten aller große Wirkungen haben. Die Stärke der Volksbanken sieht er in deren deutlich höherer Eigenkapitalausstattung und dem weitgehenden Verzicht auf Risikogeschäft. „Wir zeigen, dass es möglich ist, eine Bank völlig ohne Derivatgeschäfte zu führen“ sagt Hausner und die Frage nach Anlagestrategien beantwortet er so: „100% Sicherheit gibt es nicht. Kaufen Sie nur bei Leuten, denen sie vertrauen. Streuen Sie, auch in Aktien und vor allem, kaufen Sie nichts, was Sie nicht verstehen – der Banker versteht`s im Zweifel auch nicht.“

Die beiden Organisatoren Edwin Mayer und Emmerich Huber von den Grünen waren hochzufrieden mit der Veranstaltung und begeistert von der Kompetenz der Referenten – und auch sie waren sich einig, nämlich darin, dass die Krise zwar momentan aus den Schlagzeilen, aber noch lange nicht vorbei ist.

Emmerich Huber, Bündnis90/die Grünen