Sonn­tags­ge­dan­ken: Der Sonn­tag vom Guten Hirten

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Der 2. Sonn­tag nach Ostern heißt im Volks­mund „Sonn­tag vom guten Hir­ten“. Nicht zufäl­lig fin­den man­cher­orts an die­sem Tag die evan­ge­li­schen Kon­fir­ma­tio­nen statt. Das Johan­nes­evan­ge­li­um nennt Jesus den „guten Hir­ten“, der sei­ne Scha­fe kennt und sein Leben hin­gibt für sie. Die mei­sten von uns kön­nen den Psalm 23 noch aus­wen­dig, der mit den Wor­ten beginnt: „Der HERR ist mein Hirte…“

Heu­te frei­lich sind die Hir­ten fast ausgestorben.Viele Men­schen sind auch nicht mehr bereit, sich mit dum­men Scha­fen ver­glei­chen zu las­sen, die von einem Hir­ten her­um­kom­man­diert wer­den. Tat­säch­lich haben Pfar­rer aller Kon­fes­sio­nen sich als all­ge­wal­ti­ge Hir­ten ihrer Gemein­de gefühlt, ver­ga­ßen aber gele­gent­lich, daß der Hir­te nicht herrscht wie ein König, son­dern frem­des Eigen­tum behü­tet und not­falls mit sei­nem Leben schützt.

Und den­noch gibt mir das Bild vom „guten Hir­ten“ Kraft. Ich bin eben nicht dem blin­den Zufall, nicht geheim­nis­vol­len kos­mi­schen Mäch­ten aus­ge­lie­fert, bin kein ohn­mäch­ti­ges Spiel­zeug in den Hän­den der Poli­ti­ker und Wirt­schafts­ka­pi­tä­ne. Die Sor­gen um mei­ne ange­grif­fe­ne Gesund­heit, um mei­nen unsi­che­ren Arbeits­platz kön­nen mich nicht erdrücken, denn ich darf dar­auf ver­trau­en, daß der Gute Hir­te, der mein Schick­sal bis zum furcht­ba­ren Kreu­zes­tod teil­te, sei­ne Hand auch über mich hält, selbst dann, wenn ich sie nicht spü­re, wenn mein Weg durch ein „fin­ste­res Tal“ führt. Nie zieht er sei­ne Hand ab, auch wenn ich mich manch­mal von ihr los­rei­ßen will. Er läßt mir mei­ne Frei­heit und bleibt mir doch nah. Aus sei­ner Hand kann mich auch der Tod nicht rei­ßen und er, der Gute Hir­te, wird mich an sei­ner Hand zum neu­en Leben führen.

Begrei­fen kann und brau­che ich Got­tes Wege nicht, muß nicht grü­beln oder mit Gott rech­ten, aber ich DARF sei­ner Lie­be ver­trau­en. Die­se befrei­en­de Gewiß­heit wün­sche ich allen Sor­gen­be­la­de­nen, allen Zwei­feln­den und Verbitterten.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de