Sonn­tags­ge­dan­ken: Gedan­ken zur evan­ge­li­schen Konfirmation

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Drei Pfar­rer unter­hiel­ten sich, wie sie die Tau­ben aus ihren Kirch­tür­men ver­ja­gen könn­ten. Der eine schaff­te sich ein Gewehr an, bekam aber Ärger mit den Umwelt­schüt­zern. Der zwei­te fing die Tie­re ein, setz­te sie am Stadt­rand aus. Als er aber heim­kam, waren die Vögel längst wie­der da. Der drit­te erklär­te stolz: „Ich habe das Pro­blem gelöst. Alle Tau­ben sind fort!“ Sei­nen ver­dutz­ten Kol­le­gen erklär­te er: „Ich habe sie konfirmiert.“

Die mei­sten Jugend­li­chen Kir­chen­mit­glie­der las­sen sich noch kon­fir­mie­ren. Aber dann sieht man sie für Jah­re nicht mehr im Got­tes­haus. Dabei bemü­hen sich die Pfar­re­rin­nen und Pfar­rer nach kräf­ten, ein anspre­chen­des Kurs­pro­gramm zusam­men­zu­stel­len. Sie orga­ni­sie­ren Kon­fir­man­den­ta­ge und – frei­zei­ten mit viel Spaß und Span­nung, eine wohl vor­be­rei­te­te Fei­er im Got­tes­dienst. Natür­lich müs­sen die Her­an­wach­sen­den auch etwas ler­nen, etwa Bibel­ver­se, Lie­der oder Luthers Klei­nen Kate­chis­mus. Bei der Kon­fir­ma­ti­on sol­len sie sich zu Chri­stus beken­nen und damit das Tauf­ver­spre­chen ihrer Eltern und Paten durch ihr frei­es Ja bekräf­ti­gen. Doch nur wer sich in der Bibel, im evan­ge­li­schen Glau­ben aus­kennt, kann sich dann auch ent­schei­den. Jun­ge Mos­lems müs­sen sich in den Koran­schu­len viel­mehr pla­gen. Gera­de Gesang­buch­ver­se ent­hal­ten die Glau­bens­er­fah­run­gen, die Glau­bens­kraft unse­rer Vor­fah­ren in kon­zen­trier­ter Form und kön­nen das Geheim­nis, die Per­spek­ti­ven des Glau­bens schö­ner aus­drücken als wir Pfar­rer mit nüch­ter­nen Worten.

Frü­her war die Kon­fir­ma­ti­on eine Art Über­gangs­ri­tu­al zum Erwach­sen­wer­den. Die jun­gen Men­schen ver­lie­ßen kurz nach der Kon­fir­ma­ti­on die Schu­le, ergrif­fen einen Beruf, gal­ten als Erwach­se­ne. Heu­te soll die Kon­fir­man­den­zeit die Her­an­wach­sen­den ein stück­weit beglei­ten auf ihrem Lebens­weg, soll ihnen Ori­en­tie­rung und Gebor­gen­heit ver­mit­teln. Natür­lich gibt es heu­te mehr Ablen­kungs- mehr Frei­zeit­mög­lich­kei­ten als frü­her und die Geist­li­chen kön­nen die reli­giö­se Gleich­gül­tig­keit vie­ler Eltern nicht aus­glei­chen. Doch soll­ten wir uns umge­kehrt nicht zum Clown unse­rer Reli­gi­ons­schü­ler oder Kon­fir­man­den machen. Es geht um die ern­ste, ent­schei­den­de Fra­ge, wor­an die Her­an­wach­sen­den ihr Herz hän­gen wol­len. Mag man es auch bedau­ern, daß in den neu­en Bun­des­län­dern nur weni­ge sich kon­fir­mie­ren las­sen, kann man ande­rer­seits doch davon aus­ge­hen, daß die­se klei­ne Schar ihre Ent­schei­dung bewusst getrof­fen hat und nicht bloß auf Geschen­ke spekuliert.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de