Gedan­ken zum Gründonnerstag

Matthias Grünewald: Abendmahl (Quelle: Wikipedia)

Mat­thi­as Grü­ne­wald: Abend­mahl (Quel­le: Wikipedia)

Um 1480 erblick­te in Würz­burg Mat­thi­as Neithardt, genannt Grü­ne­wald, das Licht der Welt. Zu sei­nen unbe­kann­te­ren Wer­ken gehört ein Abend­mahls­bild von 1500: Jesus hat soeben den Ver­rat des Judas ange­kün­digt. Die Jün­ger wir­ken fas­sungs­los. Sie schei­nen sich zu fra­gen, war­um gera­de Judas dies Schreck­li­che tun wür­de, war­um kei­ner von ihnen. Sie füh­len sich wohl nicht bes­ser als der Ver­rä­ter, der auf sei­nem Stuhl zusam­men­ge­bro­chen dasitzt ins Lee­re blickend. Nie­mand starrt ver­ächt­lich, aggres­siv auf den Unglück­li­chen. Im Gegen­teil: Der Jün­ger neben ihm schaut ihn voll an, erhebt sich halb von sei­nem Platz, reicht ihm einen Becher Wein. Zwi­schen die­sen bei­den klafft eine Lücke: Sol­len wir uns hier in den Kreis der Mahl­teil­neh­mer ein­rei­hen? Sind wir der­je­ni­ge, der heu­te Jesus ver­rät durch Gehäs­sig­keit, Ange­passt­heit oder der, wel­cher den Ver­rä­ter zurück­holt in die Gemeinschaft?

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Am Grün­don­ners­tag fei­ern wir die Ein­set­zung des Abend­mah­les durch Jesus am Vor­abend sei­ner Ver­haf­tung. Das Abend­mahl ist heu­te ja vie­len Men­schen unver­ständ­lich gewor­den und doch steht es im Mit­tel­punkt des christ­li­chen Glau­bens. Über die Bibel kann man sich strei­ten. Die Orga­ni­sa­ti­on Kir­che wirkt auf man­chen steif und lebens­fern, Chri­sten ver­hal­ten sich nicht immer wie Chri­stus es erwar­tet. Aber das Abend­mahl schafft Gemein­schaft mit dem Mit­chri­sten und mit Chri­stus selbst. Die sozia­len und natio­na­len Unter­schie­de, der Cha­rak­ter, die poli­ti­sche Über­zeu­gung, die beruf­lich-fami­liä­re Situa­ti­on, all das spielt hier kei­ne Rol­le. Die­se Welt mit ihren Sor­gen, ihrer Hek­tik, ihren Kon­flik­ten, mit ihrer nim­mer­mü­den Jagd nach Spaß und Kon­sum, sie öff­net sich für Gott. Mögen wir im Kran­ken­haus sein, im Gefäng­nis oder in einem fest­li­chen Dom, Chri­stus kommt zu uns im Abend­mahl. Gestärkt durch das Abend­mahl, der sicht­ba­ren Wie­der­kehr Chri­sti zuge­wandt, kön­nen wir dann auch an sei­ner Kir­che baun, uns denen zuwen­den, mit denen wir es und die es mit uns schwer haben.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de