Besin­nung zu Ostern

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Von Grün­don­ners­tag bis Ostern

Am Grün­don­ners­tag fei­ern wir die Ein­set­zung des Abend­mah­les: Gott will Gemein­schaft mit uns haben, will uns mit den Mit­men­schen zu einem leben­di­gen fröh­li­chen Bund zusam­men­schlie­ßen. Sind wir bereit, uns und die andern so anzu­neh­men wie Gott uns, wie er sie ange­nom­men hat? Oder nör­geln wir an uns, an den Mit­men­schen herum?
In der Nacht von Grün­don­ners­tag auf Kar­frei­tag rang sich Jesu durch, sein Lei­den anzu­neh­men. Neh­men wir unser Los an Oder ver­bit­tern wir, benei­den wir die ande­ren, rech­ten wir mit Gott?

Wir müs­sen mit Chri­stus ster­ben, um mit ihm auf­er­ste­hen zu kön­nen. Wer krampf­haft an sei­nem Besitz, sei­ner Jugend­lich­keit, sei­ner Arbeits­stel­le, sei­nem Glück fest­hält, kann nicht frei wer­den für das Wir­ken Got­tes und muss doch frü­her oder spä­ter von die­ser Büh­ne abtre­ten. Ein Christ kann es im Blick auf Chri­stus. Das Kreuz ver­bin­det uns ver­ti­kal mit Gott, hori­zon­tal mit den andern men­schen. Wo die Bal­ken sich tref­fen, hängt Jesus als Mitt­ler. Er hat die schlimm­ste Schuld gesühnt, das här­te­ste Los auf sich genom­men: Nichts trennt uns mehr von Gott.

Der Kar­sams­tag for­dert uns auf, mit Chri­stus ins Grab hin­ab­zu­stei­gen, in die Tie­fe unse­rer Äng­ste, in das Ver­dräng­te der See­le. Am Kar­sams­tag sol­len wir das Licht Chri­sti in die toten stel­len unse­res Lebens tra­gen, in die toten Bezie­hun­gen, in die toten Hoff­nun­gen, in die Fin­ster­nis der Vor­ur­tei­le, in das kal­te Miss­trau­en. Im Grab Chri­sti kön­nen wir die Stei­ne zurück­las­sen, die uns nie­der­drücken: Wo sind mei­ne see­li­schen Wun­den, mei­ne Kom­ple­xe? Wo haben die Gemein­heit der Mit­men­schen und mei­ne Miss­erfol­ge mich hart gemacht, mei­ne Lebens­freu­de getötet?

Die Auf­er­ste­hung Chri­sti am oster­mor­gen schenkt mir Befrei­ung, neu­es Leben. Das dunk­le Gestern, die Angst vor dem unge­wis­sen Mor­gen, die zwang­haf­te Anpas­sung an die Mehr­heit sol­len mich nicht mehr beherr­schen. Die Oster­nachts­mes­se beginnt im Dun­kel, dann aber leuch­tet das Ker­zen­licht auf, ganz all­mäh­lich, dann immer stär­ker: Die Lie­be Got­tes leuch­tet unter uns auf, ver­treibt das Dun­kel in unse­ren Her­zen, auch das Dun­kel des Todes. Die Oster­nacht endet mit einem gemein­sa­men Mahl als Fei­er des neu­en gemein­sa­men Lebens. Der Glau­be an den Auf­er­stan­de­nen macht frei, macht froh. Christ kann man nur in Gemein­schaft mit den Gleich­ge­sinn­ten sein, nicht im stil­len Käm­mer­lein für sich.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de