Mdb Schar­fen­berg zur Pfle­ge­re­form: „Nix für die Pfle­ge – viel für die Falschen“

Zum Kabi­netts­be­schluss vom 28.03.2012 zum Pfle­ge-Neu­aus­rich­tungs­ge­setz erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg, baye­ri­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Spre­che­rin für Pfle­ge- und Altenpolitik:

Die­ses Gesetz als Neu­aus­rich­tung zu bezeich­nen, zeugt von gro­ßem Mut. Denn tat­säch­lich ent­springt dem „Jahr der Pfle­ge 2011“ nun ein Werk, das außer Geschen­ken an die schwarz-gel­be Kli­en­tel wenig ent­hält und nichts bringt. Zwar gibt es ein paar Lei­stungs­ver­bes­se­run­gen, aber nur auf Pump oder zeit­lich begrenzt.

An einer nach­hal­ti­gen Finan­zie­rungs­re­form ist Schwarz-Gelb eben­so kra­chend geschei­tert wie an der Ein­füh­rung eines neu­en Pfle­ge­be­griffs. Selbst am Gering­sten wur­de noch her­um­ge­kürzt. So sind die geplan­ten klei­nen Ver­bes­se­run­gen für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge bei Reha- und Vor­sor­ge im Bereich der Ren­ten­ver­si­che­rung kom­plett gestri­chen wor­den. Und das auf Geheiß von Bun­des­ar­beits­mi­ni­ste­rin Ursu­la von der Ley­en. Die ein­sti­ge Kämp­fe­rin für eine gute Pfle­ge knau­sert also her­um, wenn sie zur Ent­la­stung Pfle­gen­der bei­tra­gen soll.

Auch für die Pfle­ge­kräf­te tut die Bun­des­re­gie­rung nichts, sie droht ihnen sogar mit Lohn­drücke­rei. Künf­tig soll für die Zulas­sung einer Pfle­ge­ein­rich­tung nicht mehr die Zah­lung einer orts­üb­li­chen Ver­gü­tung, son­dern der Pfle­ge-Min­dest­lohn aus­rei­chend sein. Das ist ein hef­ti­ger Schlag ins Gesicht aller Pfle­ge­kräf­te. Wir Grü­ne sind für den Pfle­ge-Min­dest­lohn. Er darf aber nur eine abso­lu­te Lohn­un­ter­gren­ze sein. So jedoch droht er zum Norm­lohn zu wer­den. Das darf ange­sichts des zuneh­men­den Per­so­nal­man­gels und der extrem hohen Anfor­de­run­gen in der Pfle­ge nicht zuge­las­sen werden.

Hin­ge­gen wird die schwarz-gel­be Kli­en­tel vor­treff­lich gepflegt. So war­tet auf die Ärz­te­schaft ein net­tes Bon­bon. Sie dür­fen sich über eine höhe­re Ver­gü­tung für die Ver­sor­gung in sta­tio­nä­ren Pfle­ge­ein­rich­tun­gen freu­en. In Pla­nung befin­det sich außer­dem noch der „Pfle­ge-Bahr“, die För­de­rung frei­wil­li­ger Pfle­ge­zu­satz­ver­si­che­run­gen. Davon wer­den nur Gut­ver­die­ner und die pri­va­te Ver­si­che­rungs­in­du­strie pro­fi­tie­ren. Die Ver­si­che­run­gen sol­len steu­er­lich gel­tend gemacht wer­den kön­nen, wofür Bun­des­fi­nanz­mi­ni­ster Schäub­le 200 Mil­lio­nen Euro locker macht. Men­schen, die wenig ver­die­nen und/​oder kei­ne Steu­ern zah­len, haben davon aber gar nichts. Doch gera­de sie bedür­fen beson­ders einer bes­se­ren Absicherung.

Schwarz-Gelb täte gut dar­an, die­se Reform zu begra­ben. Wir brau­chen eine tat­säch­li­che Neu­aus­rich­tung in der Pfle­ge. Des­we­gen for­dern wir die schnellst­mög­li­che Ein­füh­rung eines neu­en teil­ha­be­ori­en­tier­ten Pfle­ge­be­griffs. Zur nach­hal­ti­gen Finan­zie­rung einer bes­se­ren Pfle­ge wol­len wir die soli­da­ri­sche Pfle­ge-Bür­ger­ver­si­che­rung ein­füh­ren. Am gest­ri­gen Diens­tag hat die grü­ne Bun­des­tags­frak­ti­on daher ein Posi­ti­ons­pa­pier mit dem Titel „SOLI­DA­RI­TÄT WIRKT! – DIE GRÜ­NE PFLE­GE-BÜR­GER­VER­SI­CHE­RUNG“ beschlos­sen (sie­he unter: http://​www​.grue​ne​-bun​des​tag​.de/​c​m​s​/​b​e​s​c​h​l​u​e​s​s​e​/​d​o​k​b​i​n​/​4​0​6​/​4​0​6​9​9​4​.​p​f​l​e​g​e​b​u​e​r​g​e​r​v​e​r​s​i​c​h​e​r​u​n​g​.​pdf)