Sonn­tags­ge­dan­ken: Abendgedanken

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

„Der Abend ist die Zeit der Ein­kehr. Wir soll­ten es wie­der ler­nen, dem Tag einen guten Schluss zu geben, ihn mit guten Gedan­ken zu been­den. Gedan­ken sind Kräf­te. Sie gehen mit uns in den Schlaf und schen­ken uns Geborgenheit.“
Wil­ly Grü­nin­ger hat Recht: Nach der Het­ze, der Ein­tö­nig­keit, den Kon­flik­ten und Sor­gen des Tages soll­ten wir zur Ruhe kom­men, eben „ein­keh­ren“, nicht so sehr in einem Wirts­haus, obwohl auch das Ent­span­nung brin­gen und sozia­le Kon­tak­te festi­gen kann, als viel­mehr in unse­rer See­le. Scha­de, dass die nor­ma­le Abend­be­schäf­ti­gung mitt­ler­wei­le das Fern­se­hen gewor­den ist oder dass Spie­len auf dem Com­pu­ter, das Brau­sen durch das welt­wei­te Daten­netz. Der Abend lädt uns ein, über das Erleb­te nach­zu­den­ken, eine Tages­bi­lanz zu zie­hen, mit den Men­schen offen und ver­trau­ens­voll zu reden, die uns lieb sind.

Ich muss immer wie­der erle­ben, dass unbe­wäl­tig­te Kon­flik­te, unge­lö­ste Pro­ble­me, mich in den Schlaf ver­fol­gen, mich nicht schla­fen las­sen, so dass ich manch­mal mor­gens müder bin als abends. Dar­um rate ich Ihnen, ehr­lich und klar Ihre Tages­an­ge­le­gen­hei­ten abzu­schlie­ßen. Es hat kei­nen Sinn zu grü­beln, ande­ren etwas nach­zu­tra­gen, sich selbst Vor­wür­fe zu machen, als hät­te man dies ver­säumt, jenes über­trie­ben und wie­der ande­res falsch gemacht.

Den­ken Sie dar­an, dass auch ein Gewit­ter die Luft rei­nigt, dass man­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen eben sein müs­sen. Was man unter den Tep­pich kehrt, das türmt sich dort auf, bis man nicht mehr auf dem guten Stück gehen kann, bis der Mief die Atmo­sphä­re ver­gif­tet. Nur soll es allent­hal­ben ver­nünf­tig, fair und ver­ständ­nis­voll zuge­hen. Wenn wir das schaf­fen, erfül­len wir das Lie­bes­ge­bot Chri­sti. Alles was uns bewegt, uns freut, uns ärgert dür­fen wir getrost im Gebet vor Gott brin­gen, es ihm auf­la­den, er trägt’s für uns. Arm dran, wer nicht beten kann, wer meint, alles mit sich allein aus­ma­chen zu müs­sen. Wie so ein Abend­ge­bet lau­ten kann, ver­rät uns der berühm­te evan­ge­li­sche Pfar­rer und Publi­zist Jörg Zink:

„HERR, ich dan­ke Dir in die­ser Abendstunde,
dass Du mich heu­te behü­tet hast.
Behü­te alle, denen ich heu­te begeg­net bin,
gib das Licht Dei­ner Lie­be allen,
die ich lieb habe,
und allen, deren Last ich tra­gen soll.
HERR, ich kann Dir nichts geben
zum Dank für die­sen Tag,
als dass ich den kom­men­den aus Dei­ner Hand nehme.
Gib mir einen neu­en Tag und ver­lass mich nicht.“

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de